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Laudatio Sieger erobern Herzen kleiner Patienten

Nicole John und Nadja Benndorf organisieren für kleine Patienten Konzerte im Klinikum Magdeburg. Sie wurden "Magdeburger des Jahres 2016".

Von Stefan Harter 19.01.2017, 11:03

Jupiter Jones, Revolverheld, Silbermond. Bei den Namen denkt man an große Hallen oder sogar Stadien, die diese deutschen Bands mit ihren Konzerten normalerweise füllen. Doch es geht auch anders. In Magdeburg sind die drei Gruppen im Hangar des Rettungshubschraubers Christoph 36 aufgetreten. Ihr Publikum: Patienten des Olvenstedter Klinikums. Aber nicht irgendwelche, es waren Hunderte Kinder und Jugendliche, mit Beinbruch oder schwerer Krebserkrankung.

Dank Nicole John und Nadja Benndorf - und ihren mittlerweile vielen Helfern - erlebten sie unvergessliche Stunden mit ihren Helden aus der Hitparade, an einem Ort, der normalerweise nicht viel Platz für Freude lässt. Mittendrin und hautnah - ohne Untersuchungen, Therapien oder Medikamente. Alle Schmerzen, Sorgen und Ängste sind für diese Momente vergessen.

Mit ihren Kinderklinikkonzerten haben die beiden jungen Frauen ein Projekt aus der Taufe gehoben, das beispielhaft für ehrenamtliches Engagement ist und deshalb von den Volksstimme-Lesern auf den ersten Platz beim Magdeburger des Jahres 2016 gewählt wurde.

Im Einsatz im Krankenwagen kam Rettungsassistentin Nicole die Idee dazu. Ihr Job hört eigentlich an der Krankenhaustür auf. „Oft habe ich mich aber gerade bei jungen Patienten gefragt, was danach mit ihnen passiert, wie es ihnen geht und was sie machen“, sagt sie. Während sie sich wieder einmal um eine kleine Patientin kümmerte, entstand der Wunsch, ihr mit Musik eine Freude zu bereiten. Damals noch in Dresden fand im Januar 2011 das erste Konzert auf der Kinderkrebsstation statt. Die A-cappella-Band „Medlz“ trat auf und zauberte ein Lächeln in die Gesichter der schwerkranken Kinder.

2013 zog Nicole berufsbedingt die Elbe hinunter nach Magdeburg und nahm die Idee der Kinderklinikkonzerte mit. Nadja, mittlerweile in Berlin arbeitend, blieb pendelnderweise an Bord. Das Trio „3Berlin“ mit Sängerin Diane Weigmann gab im gleichen Jahr das erste Magdeburger Konzert. 2014 konnten die beiden dann den ersten Hochkaräter überzeugen, sich für ein Überraschungskonzert vor ein Publikum aus Patienten zu stellen.

Sänger Johannes Strate und seine Bandkollegen von „Revolverheld“ traten vor den Kindern auf und sorgten für leuchtende Augen. Im Jahr darauf legten „Jupiter Jones“ einen umjubelten Zwischenstopp ein. Im vergangenen August kamen schließlich „Silbermond“ und verzauberten ihre kleinen Zuhörer.

Ein junges Mädchen konnte damals ihr Glück kaum fassen und ließ ihren Tränen freien Lauf. Wegen ihres Krankenhausaufenthalts hatte sie das reguläre Konzert der Bautzener auf dem Domplatz nämlich verpasst. So aber verwandelte sich ihre Enttäuschung in unendliche Freude. „Solche Momente sind der Lohn für den Aufwand“, sagt Nicole, „es bringt auch für unser Herz ganz, ganz viel und erdet uns.“

Aus dem Zwei-Mann-Projekt ist mittlerweile ein Verein mit 17 Mitgliedern geworden. Hinzu kommen viele freiwillige Helfer, die Nicole und Nadja bei der Organisation und Durchführung der Konzerte zur Seite stehen. Denn inzwischen bringen sie auch Kindern in Kliniken in Berlin, Göttingen und Leipzig einen musikalischen Lichtblick in den tristen Krankenhausalltag. In diesem Jahr sollen Hamburg und Erfurt dazukommen. Ohne die vielen Unterstützer wäre all das nicht möglich, auch für sie ist diese Ehrung heute.

„Es ist einfach das ganz ehrliche Gefühl, helfen zu wollen, ohne Hintergedanken. Wir freuen uns, Menschen, denen es gerade nicht so gut geht, ein Stück von uns ‚abgeben‘ zu können“, haben die beiden vor drei Jahren bei ihrem ersten Konzert in Magdeburg auf die Frage geantwortet, warum sie sich so engagieren. Und dabei denken sie nicht nur an die kleinen Patienten. Auch den Geschwisterkindern, die oft zurückstecken müssen, und den Eltern und Krankenschwestern geben sie damit eine Gelegenheit zum Durchatmen.

Durchatmen, das können Nicole John und Nadja Benndorf nach heute Abend nur kurz, das nächste Überraschungskonzert will schließlich geplant werden. Wer 2017 im Olvenstedter Hubschrauberhangar für die kleinen Patienten spielen wird, verraten die beiden natürlich noch nicht. Nur eins ist jetzt schon sicher: Am Ende gibt es wieder nur lachende Gesichter. Und was kann man Schöneres tun, als Kinder glücklich zu machen?

 

In unserem Dossier finden Sie alle Infos und Videos zum Thema "Magdeburger des Jahres 2016".