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Leser berichten „Keine einzige Englischstunde“

Am Sonnabend hat die Volksstimme über Unterrichtsausfall am neuen Gymnasium am Lorenzweg geschrieben. Kein Einzelfall.

14.09.2015, 23:01

Magdeburg (ad) l Viele Briefe und Kommentare beschäftigten sich allgemein mit dem Thema Unterrichtsausfall – nicht nur in Magdeburg. Hier eine Auswahl von konkreten Leserhinweisen aus der Landeshauptstadt. Die Eltern - Namen sind der Redaktion bekannt - baten darum, anonym zu bleiben.

„Auch in unserer Schule ist Unterrichtsausfall immer wieder Thema. Schon am zweiten Schultag wurden Stunden nicht gegeben. Gründe dafür sind unterschiedlich. Mal sind die Lehrer zum Schüleraustausch (Biologie), Krankheit (Geschichte) und Termine jeglicher Art. Ich habe den Eindruck, dass der Unterrichtsausfall von Jahr zu Jahr mehr wird. Mein Sohn ist Schüler der 11. Klasse des Albert-Einstein-Gymnasiums. Es wurde den Schülern und Eltern gesagt, in den 11. und 12. Klassen fällt kein Unterricht aus, scheinbar nur ein Lippenbekenntnis.“

"Nein, größere Schulen haben es nicht immer leichter, Unterrichtsausfall zu kompensieren. Vor allem eben das Einstein-Gymnasium (AEG) nicht. Lehrer, die während der Schulphase zur Weiterbildung gehen, Ausfall wegen Klassenfahrten und natürlich der große Part: Krankheiten. Außerdem werden wohl aus dem Lehrerbestand des AEG ‚nebenbei‘ noch der gesamte Sport- und der Kunstunterricht aller Schüler des neuen Gymnasiums vom Lorenzweg abgesichert. Dem Landesschulamt werden ausschließlich Dauerkrankheiten gemeldet. ‚Normale Krankheitsfälle‘ sind nach Ansicht des Landesschulamtes aus ‚dem Bestand‘ abzudecken. Ich frage mich ernsthaft: wie denn? Hinweise darauf, dass der Krankenstand so hoch ist, dass extremer Unterrichtsausfall herrscht, ignoriert das Landesschulamt und verweist auf die Statistik. Nach Gesprächen mit anderen Eltern und Lehrern ergibt sich folgender Sachstand besonders betroffener Fächer: Aufgrund einer kranken Englischlehrerin fiel im letzten Jahr fast der gesamte Englischunterricht in den betroffenen Klassen aus. Ein Englisch-Unterrichtsdefizit von einem Jahr ist mittlerweile aufgelaufen. In diesem Jahr wurde eine neue Lehrerin eingesetzt. Leider ist auch sie von Beginn des Schuljahres sehr krank und hofft, wenigstens jede zweite Woche unterrichten zu können. Aber das ist nicht sicher. Somit ist nicht einmal der Stoff des laufenden – geschweige denn ein Nachholen des ausgefallenen Stoffes – abzusichern! In anderen Klassen soll kein Geschichtsunterricht stattfinden.“

„Mein Sohn besucht die Integrierte Gesamtschule am Neustädter See. Schon im vergangenen Schuljahr fiel die Mathelehrerin für ungefähr zwei Monate aus. Der Unterricht wurde nur teilweise vertreten, selten fachgerecht. Manchmal wurden Filme gesehen. Das neue Schuljahr begann kaum besser. In der letzten Woche sind von 16 Einheiten (Doppelstunden) 3 entfallen. Das sind annähernd 20 Prozent Ausfall. Auch wenn es jetzt ‚nur‘ Ethik, Sport und Kunst waren, mache ich mir Sorgen. In fünf Jahren fällt so ein ganzes Jahr aus und ein Realschulabschluss entspricht dem Abschluss der 9. Klasse. Das Abi an dieser Schule kann man getrost als G7 durchgehen lassen. Die Kinder finden das toll, aber später werden auch sie erkennen, das etwas fehlt bei ihrer Bildung. Die Lehrer können an diesem Zustand nicht viel ändern. Es gibt einfach nicht genug Puffer für den Krankenstand, Elternzeiten etc. Dafür müssten Lehrer eingestellt werden. Angeblich ist nicht einmal dafür Geld da. Für die jetzt anstehenden zusätzlichen Herausforderungen ist unser Bildungswesen meiner Meinung nach überhaupt nicht gerüstet.“

„Noch keine einzige Stunde Englisch gehabt am Gymnasium am Lorenzweg und Sport wurde auf eine Stunde gekürzt.“

 "Auch in der 6. Klasse unseres Kindes häufen sich die Unterrichtsausfälle. In der Klasse unseres Kindes fehlt seit Schuljahresbeginn der Klassenlehrer – für die Fächer Englisch und Mathematik zuständig. In diesen knapp drei Wochen konnten erst drei Stunden Mathematik und zwei Stunden Englisch vertreten werden. Zählt man nur im Fach Englisch diese Fehlstunden hinzu, kommen wir schon heute, drei Wochen nach Unterrichtsbeginn, auf 46 Fehlstunden. Der Schulleitung und den Lehrern des Gymnasiums ist an dieser Stelle gar kein Vorwurf zu machen. Alle Lehrer des neuen Gymnasiums sind hoch motiviert und sehr bemüht, Ausfälle gering zu halten oder gut zu vertreten. Aber wo vom Amt kein Personal geschickt wird, kann eine Schule eben auch nicht zaubern.“

„In der 9. Klasse an der Goethe Sekundarschule gibt es das Problem auch. Über den Ausfall von Biologie und Chemie gab es vorab keine Information. Auch nicht über den erneuten Fachlehrerwechsel im Fach Mathe. Es ist die 4. Lehrerin in 4 Jahren. Beim Elternabend wurde erklärt, dass die Chemielehrerin Klassenlehrerin in der neuen 5. Klasse sei und da die Schüler von 3 Grundschulen kommen, braucht sie mehr Zeit in ihrer Klasse. Dabei fing das Schuljahr mit einer Projektwoche an. Beim Elternabend fragten dann die Eltern, wann eigentlich Schulnterricht stattfindet und wann das alles nachgeholt wird. Darauf gab es keine Antwort.“