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Magdeburger Kultur Bibliothek will ein Paradies sein

Mit Bilderbuchkino, Lesungen und Crossmedialität möchte die Stadtbibliothek Magdeburg 2016 punkten.

Von Martin Rieß 03.01.2016, 03:00

Magdeburg l Maik Hattenhorst ist Sprecher der Stadtbibliothek Magdeburg mit der Zentralbibliothek und den Stadtteilbibliotheken im Florapark, in Reform und in Sudenburg. Er beantwortet Fargen zu den Plänen der Einrichtungen im neuen Jahr.

Volksstimme: Welche Höhepunkte bietet das Programm bei Ihnen 2016?

Maik Hattenhorst: Am 16. Januar wird unsere Fahrbibliothek auf der Magdeburger „Meile der Demokratie“ wieder Anlaufpunkt sein für Informationen, Lesungen, Gespräche sowie als Ort zum Aufwärmen. Gemeinsam mit dem internationalen Café Krähe und weiteren Partnern aus dem Kultur- und Geschäftsleben führen wir im nächsten Jahr außerdem wieder eine Kunst- und Leseaktion unter dem Motto „Wir bieten Nazis die Stirn“ durch. Hierbei werden selbst gefertigte Stirnbänder – inzwischen haben Freiwillige und Ehrenamtliche bereits fleißig gestrickt, gehäkelt, gefilzt und genäht – mit dem Motto der Aktion als Aufnäher gegen einen Spendenbeitrag angeboten. Der Erlös wird der Spendenaktion „Bücher zum Deutschlernen für Flüchtlinge“ zukommen, die wir zum bundesweiten Vorlesetag 2015 gestartet haben.

Im März und November laden wir zu Bilderbuchsonntagen für die ganze Familie ein.

2016 werden wir den Schwerpunkt auf besondere Themen legen, die wir jeweils für zwei aufeinanderfolgende Monate in der gesamten Zentralbibliothek vorstellen und dazu Ausstellungen, Medienpräsentationen sowie Lesungen und weitere öffentliche Veranstaltungen anbieten. Die Themen lauten „Bücher sagen willkommen!“, „Spurensuche zur Moderne“, „Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit“ sowie „Walt Disney“.

Wir werden in den Sommerferien wieder die besondere Aktion zur Leseförderung „Lesesommer XXL“ anbieten, bei der Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren sechs Wochen lang kostenlos lesen und exklusiv in allen Einrichtungen inklusive der drei Zweigstellen im Flora-Park sowie in Reform und Sudenburg auf etwa 200 druckfrische Kinder- und Jugendbücher zugreifen können.

Den „Unesco-Welttag des Buches“ am 23. April und den bundesweiten „Tag der Bibliotheken“ am 24. Oktober werden wir ebenso mit besonderen Aktionen begehen wie den bundesweiten Vorlesetag am 18. November.

Am 26. November werden wir wieder Gastgeber der „Magdeburger Schulmesse“ sein.

Bei der 3. Magdeburger Kulturnacht am 24. September ist die Stadtbibliothek natürlich dabei.

Volksstimme: Darf man sich auf Neuzugänge freuen?

Maik Hattenhorst: Wir hoffen, dass unsere mehr als 500 jährlichen Veranstaltungen – Vorleseveranstaltungen, Lesungen, Bibliothekseinführungen und Aktionstage – uns viele neue Leser und Interessenten ins Haus locken, insbesondere hoffen wir auf viele Kinder und Erstleser. Jugendliche, die als sogenannte „digital natives“ Medien auf allen möglichen Wegen mobil und interaktiv nutzen, möchten wir mit unserem Angebot an Comics, Mangas und Graphic Novels ansprechen. Dazu wird es am 23. Januar auch einen Aktionstag in der Zentralbibliothek geben.

Volksstimme: Welche Erfahrung aus dem vergangenen Jahr möchten Sie in diesem Jahr nicht noch einmal machen müssen?

Maik Hattenhorst: Zu unseren schlechten Erfahrungen gehören zwei Einbrüche in der Stadtteilbibliothek Reform. Die Beute war überschaubar, der Schaden riesig.

Volksstimme: An welchen Erfolg möchten Sie anknüpfen?

Maik Hattenhorst: Das Bilderbuchkino „Geschichten unter der Treppe“ am Dienstagnachmittag um 16 Uhr hat sich sehr gut etabliert.

Die frankophone Märchenstunde mit dem Institut français Sachsen-Anhalt und dem Förderverein der Kindertagesstätte Au Clair de la lune wollen wir an überraschenden Orten fortführen.

Wir wollen namhafte Autoren zu Lesungen begrüßen, sowohl aus der Sparte Sachbuch als auch Literaten. Dazu bedarf es für uns weiterhin einer weitgefächerten Vernetzung mit gesellschaftlichen Akteuren und privatwirtschaftlichen Sponsoren.

Volksstimme: Immer wieder müssen Kultureinrichtungen nach Wegen suchen, um mit ihren Angeboten in die Öffentlichkeit vorzudringen.

Maik Hattenhorst: Wir wollen uns gut vernetzt in den sozialen Medien präsentieren und neue crossmediale Angebote schaffen. Dazu benötigen wir technisches Know-how und suchen den Kontakt und die Kooperation mit Lehrenden und Studierenden der hiesigen Hochschulen.

Volksstimme: Wie sieht es aus mit der Kooperation mit anderen Einrichtungen?

Maik Hattenhorst: Wir sind mit einer Vielzahl von Kulturpartnern aufs Engste vernetzt, vom Literaturhaus über Kulturvereine bis hin zu politischen Stiftungen. Fortlaufend nehmen wir mit Informations- und Serviceständen an Stadtteilfesten teil, lesen bei Literaturfesten wie „umgeblättert“ vor und beteiligen uns an der Kulturnacht.

Nahezu alle Magdeburger Schulen sind Mitglied der Stadtbibliothek, werden unsererseits mit thematischen Medienboxen versorgt und jeder Magdeburger Schüler hat eine große Chance, wenigstens einmal während der Schulzeit mit der Bibliothek im Rahmen einer Einführungsveranstaltung oder einer Vorlesestunde in Kontakt zu kommen. Außerdem unterstützen wir die Bürgerstiftung bei der Einrichtung von Leselounges in Schulen. Auch mit vielen Kindereinrichtungen arbeiten wir regelmäßig zusammen.

Volksstimme: Wenn Sie Besucher mit einem einzigen Satz für einen Besuch bei Ihnen begeistern möchten – wie würde dieser lauten?

Maik Hattenhorst: Wir würden Jorge Luis Borges zitieren: „Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.“