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Medienpädagogik Auf dem Töpfchen ins Internet

Im Medientreff "Zone" in Magdeburg wurde es vorgestellt, das "Kinderzimmer der Zukunft". Die Volksstimme warf einen Blick hinein.

Von Peter Ließmann 25.11.2016, 00:01

Magdeburg l Es heißt „Smart-Potty“, das digitale Töpfchen für Babys. Auf der einen Seite tatsächlich ein Töpfchen, vor dem Bauch allerdings hat das Baby eine Konsole, auf der ein Tablet-Computer befestigt werden kann. Mit und auf dem kann das Kind dann spielen oder einen Film anschauen. Und das erweiterte „Smart-Potty“ registriert auch, ob die „Sitzung“ des Kleinen erfolgreich war. „Wenn die Eltern wollen, können sie das auch gleich in ihrer Baby-Online-Gruppe auf Facebook als Erfolgsmeldung posten“, sagt Medienpädagoge Jörg Kratzsch mit einem leichten Grinsen.

Auf dem deutschen Markt gibt es Smart-Potty zwar noch nicht zu kaufen, aber doch viele andere Smart-Spielzeuge und digitale Helfer für die Kinderzimmer. Altersgrenze nach unten: keine.

Im Medientreff „Zone“ in der Gareisstraße, in dem sich vor allem Jugendliche treffen, konnten Eltern am Mittwoch „das Kinderzimmer der Zukunft“ besichtigen. „Wir wollen damit auf keinen Fall ein Computer-Bashing betreiben, aber doch Eltern aufzeigen, was es bereits gibt, was gut ist und Spaß macht, aber auch, wo die Gefahren lauern“, sagt Jörg Kratzsch.

„fip>media“, der Verband junger Medienmacher, hat das Digi-Kinderzimmer zum „Tag der Medienkompetenz“ aufgebaut. „Kinder und Jugendliche wachsen in einem stark von Medien geprägten Umfeld auf. Um mit den ständig neuen Trends und Entwicklungen bewusst umgehen zu können, ist Medienkompetenz von großer Wichtigkeit“, sagt Olaf Schütte, Geschäftsführer von fip>media.

Das gilt nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern natürlich auch für Eltern. Darum das „Kinderzimmer der Zukunft“.

Neben dem Smart-Potty waren dort vor allem auch Spiele zu entdecken, die über Smartphones oder Tablet-Computer gesteuert werden. Wie etwa der „Smart-Spielteppich“. Er sieht aus wie die bekannten Spielteppiche mit aufgemalten Straßen und Landschaften, allerdings sind darauf Buchstaben und Symbole zu finden, die das Kind per App und Tablet-Kamera lesen (scannen) und wo es Spielfunktionen auslösen kann.

Oder die smarte Rennbahn. Sie besteht nur aus einer Rennbahn-Folie, die Rennautos werden wieder über das Tablet gesteuert. Alles leicht und intuitiv zu erlernen. Im Angebot sind auch viele Lernspiele, etwa, um Rechnen oder Lesen zu lernen. Dreijährige können über Symbol-Spiele (Baum, Blume, Haus, Kuh ...) ihre Umwelt benennen lernen. Zu finden ist auch eine Smartphone-Überwachungskamera, sozusagen die Weiterentwicklung des Babyphones.

Richtig kuschelig ist der interaktive Bär (interactive Bear Toy). Er hat es in sich. Das Kind kann mit ihm sprechen - natürlich nur vorprogrammierte einfache Dialoge -, es kann mit ihm über Symbol-Kärtchen kommunizieren, und der kleine Kuschelbär ist mit einer Kamera ausgestattet.

Auch eine Puppe ist zu entdecken, mit der sich unterhalten werden kann. „Eltern können sogar die Unterhaltungsprotokolle aus dem Internet abrufen“, sagt Jörg Kratzsch.

Und genau an dieser Stelle beginnt seine Kritik. Alle diese Spielzeuge seien per Internet mit Datenbanken verbunden, auf die Eltern keinen Einfluss hätten. So könne etwa durchaus („... wenn man es will“) ein Verhaltensmuster eines Kindes und zum Teil auch von dessen Eltern herausgefiltert werden. „Oder die Smartphone-Kamera, sie ist über eine Bluetooth-Funktion mit dem Handy verbunden. Und diese Funktion kann natürlich auch von Fremden angezapft werden. Jeder sollte überlegen, ob er diese Gefahr eingehen will“, sagt der Medienpädagoge.

Auch müssten Eltern bedenken, dass Kinder ebenfalls eine Privatsphäre haben, für deren Einhaltung aber Eltern verantwortlich seien. Kinder könnten sich bis zu ihrem sechsten Lebensjahr ihre digitalen Welten und Techniken komplett erschließen, die Kompetenz, damit auch kritisch umgehen zu können, dafür sollten Eltern sich stark machen und darauf achten, wie das Kinderzimmer digitalisiert wird.

Weitere Infos unter www.fjp-media.de.