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Moschee Magdeburg Muslime stellen sich Fragen der Anwohner

300 Besucher haben am Montag die Möglichkeit genutzt und hinter die Kulissen der Moschee Magdeburg geschaut.

04.10.2016, 01:01

Magdeburg l Eines Tages habe sie eine Einladung im Briefkasten gehabt, sagt Christa Roggensack. Die 57-Jährige wohnt in Sichtweite zum islamischen Gemeindezentrum an der Max-Otten-Straße. „Ich bin neugierig. Natürlich interessiert es mich, wie es hier drinnen aussieht“, sagt sie. Bis auf Urlaube in Ägypten und Marokko habe es in ihrem Leben bislang wenige Berührungspunkte mit dem Islam gegeben. Und nun steht – quasi vor ihrer Haustür – auf einmal eine Moschee. Oberbürgermeister Lutz Trümper fasste es bei einer Diskussion so zusammen: „Die Gemeinde wird von allen Seiten beäugt.“

Wie dieses Beäugen aussehen kann, sieht man am Montag in der Moschee. Da steht Asmaa Al-Hamid umringt von mehreren Seniorinnen und beantwortet ruhig und freundlich die vielen Fragen, die auf sie einprasseln. Die am häufigsten gestellte lautet mit Abstand: „Müssen Sie das Kopftuch tragen?“ Die 18-jährige Schülerin lächelt und erklärt dann, dass sie das aus freien Stücken tue und sie es zudem auch modisch schön finde. Eine ältere Frau streichelt Asmaa Al-Hamid über die Hand und sagt: „Steht Ihnen ja auch wirklich gut.“ Die 18-Jährige geht in die 12. Klasse an der Integrierten Gesamtschule Willy Brandt. In ihrer Klasse ist sie die einzige junge Frau mit Kopftuch. In der Schule gebe es noch eine Muslima, die sich aber gegen das Kopftuch entschieden habe. „Am Anfang wurde ich schräg angeschaut, aber mittlerweile ist das für meine Mitschüler normal“, sagt Asmaa Al-Hamid, deren Vater auch Imam der muslimischen Gemeinde in Magdeburg ist.

Genau wie seine Tochter ist auch er umringt von Männern und Frauen und beantwortet Fragen. Er berichtet von seiner Heimat in Syrien und wie der Islamische Staat den Islam missbrauche. „Sicherheit ist für meine Gemeinde, meine Familie und mich das Wichtigste“, sagt Al-Hamid.

Als Insider achte er etwa sehr genau darauf, was für Muslime in das Gemeindezentrum kommen, versichert er seinen Zuhörern. „Wir stehen auch im Austausch mit den Behörden.“ Erst kürzlich habe er sich etwa mit Jochen Hollmann, dem Chef des sachsen-anhaltischen Verfassungsschutzes, getroffen. „Bei dem kleinsten Hinweis auf extremistische Strömungen werden wir selbst aktiv und melden das“, sagt Al-Hamid.

Eine Besucherin, die ihren Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte, nickt anerkennend und sagt: „Wir müssen alle ehrlicher werden in der Debatte. Muslime müssen Probleme klar benennen und wir Deutschen müssen aufhören, entweder alles durch die rosarote Brille zu sehen oder alles schlecht zu finden.“