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Nach 13 Jahren Verrückter Fund am Kap der Guten Hoffnung

Der Magdeburger Thoralf Kellerstrass fand in Südafrika einen Ausweis. Den hatte Evelin Höpfner - auch Elbestädterin - dort verloren.

Von Stefan Harter 15.10.2016, 01:01

Magdeburg/Kapstadt l „Hallo, bin gerade in Kapstadt. Habe am Kap der Guten Hoffnung einen Personalausweis einer Magdeburgerin gefunden. 2000 ausgestellt, muss dort schon mehrere Jahre gelegen haben. Völlig irre, da ich ja selber Magdeburger bin!“ Mit diesem Eintrag auf der Facebook-Seite der Volksstimme beginnt die Geschichte eines kaum vorstellbaren Zufalls.

Thoralf Kellerstrass schickte die Nachricht noch aus seinem Urlaub in Südafrika, aus dem er heute erst zurückkehrt. Zum touristischen Pflichtprogramm gehört dort auch ein Besuch am südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents, dem legendären Kap der Guten Hoffnung. Mit Frau und Tochter wanderte er vor einigen Tagen vom Cape Point aus zum Strand unterhalb der Steilküste hinab. „In der Böschung der Steilküste, oberhalb des Strandes, fand ich abseits des regulären Weges den Personalausweis“, schreibt er noch im Urlaub dem Volksstimme-Reporter zurück. „Zuerst war ich sehr verwundert über diesen Fund. Als ich dann sah, dass es der Ausweis einer Magdeburgerin ist, war ich völlig baff“, beschreibt er sein Gefühl, als er die Verbindung in die Heimat und in die Vergangenheit in den Händen hielt.

Thoralf Kellerstrass schickt gleich ein Bild von sich und dem Fundstück mit. Die Vorderseite ist arg mitgenommen, das Foto der Frau darauf nicht mehr zu erkennen. Doch ihren Vornamen, Evelin, kann man noch erahnen. Die Rückseite, auf der die Adresse steht, kann man hingegen noch gut lesen. Wer ist die Frau? Wohnt sie noch dort? Und wie kam ihr Ausweis an den Strand am Kap der Guten Hoffnung?

Die Reporterneugier ist geweckt. Eine Internetsuche spuckt eine Telefonnummer zu der Adresse in Olvenstedt aus. „Hallo, ich habe eine merkwürdige Frage. Gibt es bei Ihnen eine Evelin?“, hört die Dame am anderen Ende der Leitung. Volltreffer. „Ja, das ist meine Nachbarin, Frau Höpfner“, sagt sie und bringt den Reporter der Auflösung der Geschichte ein ganzes Stück näher.

Am Tag darauf ruft Evelin Höpfner zurück und will nun ihrerseits wissen, wie ihr Ausweis nach so langer Zeit wieder aufgetaucht ist. „Das gibt‘s doch nicht“, war ihr erster Gedanke. Denn ihr Besuch in Kapstadt liegt sage und schreibe 13 Jahre zurück. Im Mai 2003 war sie mit ihrer Freundin Doris auf einer Rundreise durch Südafrika gewesen, erzählt sie. Der Urlaub war fast zu Ende, am vorletzten Tag unternahmen sie eine Busreise zum Kap. „Passen Sie auf die Affen auf“, hatte sie noch der Reiseleiter gewarnt. Paviane treiben sich in der Nähe der Touristenrouten herum, weil sie wissen, dass sie von ihnen Fressen erwarten können.

Die Reisegruppe trennt sich. Evelin und Doris nehmen einen wenig genutzten Weg. Bald sind sie ganz allein. Einen ersten Versuch, ihre Tasche zu stibitzen, kann Doris noch verhindern. „Pavianüberfall“ schreibt Evelin später ins Fotoalbum zu den Bildern, „1. Kampf, Gewinner Doris“.

Doch der zweite Überfall gilt Evelin. Ein großes Pavian-Männchen springt sie von hinten an und reißt ihr den Rucksack vom Rücken. Sie stürzt, rappelt sich aber auf, weil sie das Tier nicht entkommen lassen will. Das setzt sich derweil in Ruhe hin, öffnet den Rucksack und holt den Inhalt heraus. Doris versucht ihn mit etwas Essbarem wegzulocken. Das gelingt, doch zuvor wirft der Affe Evelins Rucksack über die Klippe. So weit sie kann, klettert sie hinterher, sie findet ihn. Doch ihr Portemonnaie bleibt verschwunden. Es ist wohl beim Wurf aus dem offenen Rucksack herausgefallen.

Daheim versucht sie ihr Glück bei der Versicherung, weil auch zwei Ohrringe in der Geldbörse waren. Doch die verlangt eine Diebstahlsanzeige bei der Polizei. „Die Beamten haben sich halb totgelacht, als ich den Affen anzeigen wollte“, erzählt sie lachend. Auch bei der Beantragung des neuen Dokuments erntet sie ein Schmunzeln. Und als ob die Geschichte nicht so schon zur Erzählung für die Enkel gereicht hätte, kriegt sie durch das Auftauchen ihres Ausweises 13 Jahre danach einen noch besseren Dreh.

Das i-Tüpfelchen: Evelin Höpfner war vor acht Jahren von der Adresse, die auf dem alten Ausweis stand, weggezogen. Erst im Juli dieses Jahres ist sie wieder in genau das gleiche Haus zurückgezogen – und konnte nur so vom Volksstimme-Reporter aufgespürt werden.

Evelin Höpfner und Thoralf Kellerstrass wollen sich nun in der kommenden Woche treffen, um das Fundstück zu übergeben und über den verrückten Zufall von Angesicht zu Angesicht zu lachen.