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Öffentliches WC Mieses Geschäft mit dem Geschäft

Die Stadt Magdeburg zahlt bei Unterhalt öffentlicher Toiletten ordentlich drauf.

Von Anja Guse 10.01.2017, 00:01

Magdeburg l Der „Toilettentaler“ hat sich für die Stadt Magdeburg nicht gerechnet. Er war – Entschuldigung – ein Griff ins Klo. Auch die Verpachtung öffentlicher WCs an ein privates Unternehmen ist gescheitert. 16 öffentliche Toiletten können im Magdeburger Stadtgebiet von Gästen zumeist kostenfrei genutzt werden. Drei davon gehören der Firma Ströer, die restlichen 13 betreibt die Stadt Magdeburg selbst – und die muss laut Stadtsprecher Michael Reif dafür jährlich für Reinigung, Instandhaltung und Versicherung etwa 144 000 Euro berappen.

Mit einem neuen Pachtmodell wollte die Stadt bereits im Jahr 2013 ihre hohen Kosten für diese freiwillige Aufgabe reduzieren und gleichzeitig für mehr Sauberkeit in den kleinen Häuschen sorgen. Doch was in der Theorie gut klang, konnte nicht lange praktisch umgesetzt werden. Heute ist alles wieder beim Alten und das kam so:

Fünf städtische WC-Anlagen wurden laut Reif damals an ein privates Unternehmen verpachtet – für lau. Die Betriebskosten von 13 000 Euro für Strom und Wasser übernahm die Stadt, ebenso einen Zuschuss von 4000 Euro für Reparaturen – macht insgesamt 17 000 Euro.

Gleichzeitig sollte in diesen Anlagen der „Toilettentaler“ getestet werden. „Für den Erwerb und den Einbau von Münzautomaten fielen einmalig Kosten von etwa 24 000 Euro an“, erklärt Reif. Diese Kosten übernahm die Stadt ebenfalls. Bedeutete: Im ersten Jahr der Verpachtung zahlte die Stadt summa summarum 41 000 Euro. Im zweiten und den darauf folgenden Jahren wären es „nur“ noch jeweils 17 000 Euro gewesen.

Auf der Einnahmenseite durch die Münzautomaten stand nichts, denn „die erzielten Einnahmen sind laut Vertrag beim Pächter verblieben“, so Reif. Einzige Bedingung an den Pächter: Er musste für die Sauberkeit in den Toiletten sorgen.

Mit diesem Modell hätte die Stadt ihre Kosten deutlich reduziert. Denn hätte Magdeburg die fünf Toiletten nicht verpachtet, hätte sie im gleichen Zeitraum, also vom 1. März bis 31. Dezember 2013, allein für deren Reinigung 35 000 Euro zahlen müssen. „Für die Stadt wären somit bei gleichbleibenden Konditionen die Kosten niedriger gewesen“, macht Reif die Rechnung für die nächsten Jahre auf.

Klingt gut, doch es kam anders. Der Pächter hatte laut Reif kein Interesse an der Verlängerung des Vertrages über das Jahr 2013 hinaus. „Es konnte auch kein neuer Pächter gewonnen werden“, so Reif. Bedeutet wiederum, die Stadt machte durch den Einbau der Münzautomaten 2013 mehr Miese als sonst und muss sich seit 2014 wieder allein um den Unterhalt aller 13 öffentlichen kommunalen Toiletten kümmern.

Schlimmer noch: Der Vandalismus nahm zu. „Die Aufwendungen für den Erhalt der erworbenen Münzautomaten und die Reparatur von zerstörten Türen entwickelten sich im Jahr 2014/2015 höher als die Einnahmen“, berichtet Reif. „Der Vandalismus nahm weiter zu, so dass sich der Abfallwirtschaftsbetrieb dazu entschloss, keine neuen Münzautomaten einzubauen.“

2014 brachten die Münzautomaten noch 7500 Euro ein, 2015 waren es nur noch 4800 Euro und für 2016 wird mit mageren 300 Euro gerechnet. Kein lohnendes Geschäft.

Heute müssen Gäste nur noch für die Toilette am Wasserstraßenkreuz in der Siedlung Schiffshebewerk zahlen.

Trotz allem wurde in den vergangenen Jahren laut Reif keine einzige öffentliche Toilette geschlossen. Das soll auch in Zukunft so bleiben. „Die vorhandenen öffentlichen WC-Anlagen sollen aus heutiger Sicht so bestehen bleiben“, erklärt Reif.

Übrigens: Für die Firma Ströer, welche die drei anderen öffentlichen Toiletten unterhält, ist dies kein Minusgeschäft. „Die Kosten werden durch Werbeeinnahmen refinanziert“, erklärt PR-Managerin Andrea Breyther. Allerdings wird die Werbung nicht auf den Toiletten geschaltet. Vielmehr hat Ströer einen Vertrag mit der Stadt über die Werbeflächen im Stadtgebiet. In diesem Gesamtpaket sei die Betreibung der Toiletten enthalten.