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Pegelmessung Die Elbe immer fest im Blick

Seit April 1727 wird am Pegel Strombrücke in Magdeburg der Wasserstand beobachtet. Ein technisch ausgefeiltes System steht dahinter.

Von Jana Heute 19.02.2017, 12:00

Magdeburg l Frank Keitel ist ein echtes Elbkind. Geboren in Magdeburg, hat der heute 59-Jährige die Elbe zu seinem Beruf gemacht. „Ich bin immer an der Elbe gewesen. Sie ist für mich ein Stück Heimat“, sagt er.

Frank Keitel arbeitet seit 1981 als Elektroniker beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Magdeburg (WSA). Er wacht über die sensible Messtechnik an den Pegeln der Elbe zwischen Barby und Gorleben und auch an einem Streckenabschnitt der Saale. Allein in Magdeburg gibt es fünf Pegel, so erzählt er: an der Niedrigwasserschleuse Rothensee, an der Schleuse Rothensee, an der Trogbrücke vom Wasserstraßenkreuz, an der Strombrücke und an der Hubbrücke. Der Pegel Strombrücke spielt als Hochwassermeldepegel eine besondere Rolle und ist deshalb auch technisch anspruchsvoll bestückt.

Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Egal, ob bei der Messung der Wassertemperatur, der Lufttemperatur oder des Wasserstandes. „Die Wassertemperatur kann auch schon mal unter null Grad rutschen“, erzählt Keitel. 2009 und 2010 war das zum Beispiel der Fall. Da purzelte der Wert auf -0,2 Grad. Gestern herrschten immer noch kühle 2,6 Grad. Nicht gerade Badewassertemperatur.

„Gemessen wird die Wassertemperatur unter anderem von einem hochpräzisen Platin-Temperaturfühler“, berichtet der Elektroniker. Neben diesem kommt für den Abgleich auch ein herkömmliches Einsteck- thermometer zum Einsatz. Doppelt hält eben besser. Stündlich werden die Wassertemperaturen dann an den Zentralrechner weitergeleitet, die Pegelwerte und Lufttemperatur sogar im Viertelstundentakt.

Bei der Erfassung des Wasserstandes gibt es gleich drei technische Messverfahren. Zwei davon funktionieren über das Prinzip Luftdruck. „Einmal nutzen wir das Luft-Einperlverfahren, außerdem messen wir über eine Drucksonde im Wasser“, erzählt Keitel für technisch Interessierte. Und - drittens - verfügt das Pegelhaus auch noch über den guten alten Schwimmerbrunnen. In dem schmalen Schacht, der bis ins Elbwasser hinab reicht, bewegt sich der Schwimmer je nach Wasserstand auf und ab. Die Werte werden dann aber in moderner Form elektronisch erfasst.

„Das war zum Thema Pegelmessung noch nicht alles“, fügt Elektroniker Keitel schnell hinzu. Nicht wegzudenken sind auch die traditionellen geeichten Pegellatten, die manuell abgelesen werden und sich rund ums Pegelhäuschen verteilen. Die Niedrigwasserstaffel liegt im Wasser, die anderen schwarz-gelben Pegellatten sind zum Teil an den alten Mauern befestigt. Jede Woche ist ein weiterer Mitarbeiter des Amtes vor Ort und vergleicht die an den Pegellatten abgelesenen Werte mit den Ergebnissen der anderen Messverfahren.

Warum gibt es gleich so viele davon? Keitel sagt: „Es bringt einfach mehr Sicherheit.“ Sollte ein System ausfallen oder fehlerhafte Daten liefern, hat man noch die anderen Werte. Bei der Hochwasserkatastrophe 2013 stand das Wasser fast 80 Zentimeter hoch im Pegelhäuschen. Da hat der Schwimmer versagt. Andere Messsysteme lieferten noch Daten. Und das ist am Petriförder umso wichtiger, weil der Pegel Strombrücke als offizieller Hochwassermeldepegel eingestuft ist. Die hier gewonnenen Messdaten fließen unter anderem in Hochwasserbewertungen und Informationen für die Schifffahrt mit ein.

Die Pegelmesser haben in all den Jahren schon einige Ex-treme gesehen. Der niedrigste Wert lag bei 48 Zentimetern und wurde am 22. Juli 1934 erfasst. Der historische Höchststand wurde hingegen erst vor wenigen Jahren erreicht: beim Sommerhochwasser 2013. Am 9. Juni 2013 zeigte der Pegel 7,47 Meter an – Rekordhöhe.

Da muss und darf man seinen Augen schon trauen, denn die ausgefeilte Technik mit all ihren Sicherheitsnetzen liefert verlässliche Daten. Und das ist letztlich die Aufgabe von Frank Keitel und seinen Kollegen vom Magdeburger Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt.