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Personalnot Kita schränkt Leistungen ein

Weil das Personal knapp war, betreute eine Magdeburger Kita zeitweise keine Kinder von arbeitslosen Eltern.

Von Katja Tessnow 21.11.2016, 00:01

Magdeburg l Zu ungewöhnlichen Mitteln griff zu Monatsbeginnn die Kita Moosmutzel in der kleinen Schulstraße, weil sich der Krankenstand unter Erzieherinnen auf hohem Niveau manifestiert hatte. Kurzerhand wurden Eltern per Aushang an der Kita-Tür über ein eingeschränktes Angebot informiert. Am Montag, 7. November, erfuhren sie, dass ab dem Folgetag nur mehr „Kinder von berufstätigen Eltern“ betreut würden.

Das widerspricht dem ganztägigen Betreuungsanspruch aller Kinder im Kita-Alter in Sachsen-Anhalt sowie den mit den Eltern abgeschlossenen Betreuungsverträgen, aber offenbar wusste sich die Kita-Leitung nicht anders zu helfen und setzte noch einen drauf. Die Öffnungszeiten wurden von Normalmaß (6 bis 18 Uhr) um eine Stunde beschnitten (6.30 bis 17.30 Uhr). Das sind zwar immer noch elf Stunden, doch geben die meisten Eltern ihren Nachwuchs ohnehin nicht über die volle Frist in eine Einrichtung, sondern je nach eigenem – in der Regel an den Arbeitszeiten bemessenem – Bedarf. Der reicht oft speziell bis in die Randzeiten.

Der Linke Dennis Jannack brachte den Vorgang zur jüngsten Ratssitzung in einer Anfrage an die Stadtverwaltung zur Sprache. Die Verwaltung – Sozialbeigeordnete und Oberbürgermeister – bestätigten die wesentlichen Fakten und stellten sich hinter die Kita-Leiterin. Ihr Vorgehen sei mit dem Jugendamt abgestimmt gewesen, so die Beigeordnete Simone Borris.

Die Kita Moosmutzel in der Kleinen Schulstraße am Rande der nördlichen Altstadt hat im Februar 2014 als erste von drei neu errichteten kommunalen Kitas eröffnet. Die meisten anderen Einrichtungen werden von freien Kita-Trägern betrieben.

Auf Jannacks Nachfrage, wie sich die beschriebenen Einschränkungen mit dem Rechtsanspruch auf Betreuung vertrügen und wie die Prüfung einer Berufstätigkeit überhaupt rechtssicher an der Kita-Tür vorgenommen werden könne, erklärte die Sozialbeigeordnete, der Rechtsanspruch sei ohne Abstriche erfüllt worden. Es handele sich erstens um einen Einzefall und zweitens hätten Eltern ihre Kinder im Zweifel in Ausweicheinrichtungen anderenorts unterbringen können. Auf dem Aushang an der Kita-Tür  war von dieser Alternative allerdings keine Rede. Auch nicht davon, dass nichtberufstätige Eltern lediglich „gebeten“ worden seien, ihre Kinder nicht zur Kita zu bringen, wie Oberbürgermeister Lutz Trümper ergänzte: „Das war eine Sondersituation. Die Hälfte der Erzieherinnen war krankt.“

Auf Nachfrage der Volksstimme, wurde die Rathaus-Pressestelle zur Angelegenheit konkret: „In der Kita Moosmutzel gab es eine extreme Krankheitswelle bei den Pädagogen. Hintergrund war eine akute Virusinfektion. Dadurch waren nur noch 12 Pädagogen von insgesamt 21 pädagogischen Beschäftigten im Dienst.“

Das Handeln der Kita-Leitung in dieser „Notsituation“ bezeichnete Trümper als „vollkommen logisch“. „Wenn die Hälfte nicht da ist, kann der Betreuungsschlüssel nicht eingehalten werden. Darauf musste man reagieren. Wir hätten auch sagen können, wir schließen die Kita.“