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Plage in Magdeburg Asienkäfer breitet sich weiter aus

Im besonders vom Asien-Käfer betroffenen Rothensee werden Bäume nachgepflanzt. Doch die Plage breitet sich weiter aus.

Von Stefan Harter 09.11.2016, 00:01

Magdeburg l „Sind die verrückt?“, fasste Oberbürgermeister Lutz Trümper die Gedanken außenstehender Beobachter wohl treffend zusammen, als er gestern die erste Pflanzaktion in Rothensee nach dem Erstfund des ALB im August 2014 startete. Denn auf der Fläche am Kraftwerk-Privatweg wurden zwar fünf neue Bäume, darunter Amber-, Tulpen- und Glockenbaum, gepflanzt.

Doch nur wenige Meter entfernt warten noch eine Reihe jahrzehntealter Platanen auf die Motorsäge. Der Unterschied zwischen den Bäumen: Die einen stehen auf der Speiseliste des gefräßigen Schädlings, die anderen nicht.

Insgesamt werden in den kommenden Tagen an 41 Standorten neue Bäume und Gehölze nachgepflanzt, darunter so exotisch klingende Exemplare wie Indianerbanane, Felsenbirne oder Apfelbeere. Die Vielfalt der Arten soll zeigen, was alles möglich ist, erklärte Simone Andruscheck, Leiterin des Stadtgartenbetriebs. Das Thema Schaugarten, wo gebündelt gezeigt wird, welche Pflanzen in der Quarantänezone wachsen dürfen, ist weiterhin im Gespräch.

Derzeit sei man noch auf der Suche nach einem Standort. Noch in diesem Jahr soll es dazu aber eine Entscheidung geben, zeigte sie sich zuversichtlich. „Das ist ein klares Signal, dass wir da dran sind“, bekräftigte sie den symbolischen Charakter der Nachpflanzaktion. Im kommenden Jahr werde es auf jeden Fall weitergehen, u. a. in der Badeteichstraße.

Zuversichtlich sind alle Beteiligten auch, dass der Käfer es nicht in den historischen Herrenkrugpark schafft. Für den Fall, dass dies doch geschieht, hat die Stadt vorsorglich einen Antrag für 230 Exemplare des Baumbestands gestellt, für die der Status als besonders erhaltenswert festgestellt werden soll. Denn wie Hans-Ulrich von Wulffen, Leiter der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau und damit oberster Käferbekämpfer im Land, gestern klarstellte, gibt es sehr wohl die Möglichkeit, eine engmaschige Überwachung zuzulassen.

Vor kurzem hatte es von seiner Behörde noch die Auskunft gegeben, dass selbst der Einsatz von geschulten Baumsteigern, Pheromonfallen und ausgebildeten Spürhunden nicht einer vorsorglichen Fällung gleichzusetzen wäre. Das sei ein Kommunikationsfehler gewesen, theoretisch sei das durchaus möglich, erklärte er.

Unterdessen macht der Käfer auf seinem Weg durch Magdeburg eine neue Front auf. Wie von Wulffen bestätigte, wurde neben weiteren Funden an bekannten Stellen auch in einer Falle am Ostufer des Neustädter Sees ein lebendes Exemplar des ALB entdeckt. Bislang konnte im Umkreis aber kein Wirtsbaum ausgemacht werden, so dass die Hoffnung besteht, dass er mit dem Wind dorthin getragen wurde und nicht dort geschlüpft ist. Daher wird es vorerst auch keine Fällaktion geben.

Er bekräftigte, dass es nach wie vor keine chemischen Mittel gegen den Käfer gibt. „Die chemischen Firmen und das Julius-Kühn-Institut sind aber dabei. Derzeit gibt es aber noch kein ALB-Ex“, sagte von Wulffen. Mit den alternativen Baumarten wolle man dafür aber zeigen, „dass es ein Danach gibt, nicht nur verbrannte Erde“, sagte er weiter.

Trümper kündigte außerdem an, dass in der nächsten Zeit auf politischer Ebene in der Stadt und im Land nach Lösungen gesucht werden wird, wie man privaten Grundstückseigentümern finanziell helfen kann. Die sind überproportional betroffen: Von bislang gut 7000 gefällten Gehölzen standen nur 90 auf städtischen Flächen, wie OB Trümper erklärte.