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Polizei ermittelt Rätsel um Briefe im „Bomben-Koffer“

In Magdeburg löste ein herrenloser Koffer am Mittwochabend einen Polizeieinsatz aus. Statt Sprengstoff fanden die Beamten Briefmarken.

Von Karolin Aertel 14.10.2016, 01:01

Magdeburg l Direkt vor dem Eingang des Wirtschaftsministeriums in der Hasselbachstraße sorgte am Mittwochabend ein herrenloser Koffer für Aufregung. Der Bereich ist von der Polizei abgesperrt und der Koffer von Sprengstoff-Spezialisten durchleuchtet worden. Der Inhalt erwies sich als harmlos. Unter Umständen könnte er jedoch sehr wertvoll sein. In dem schwarzen Koffer, der einer dicken Aktentasche gleicht, befinden sich rund 300 Ersttagsbriefe.

„Bei Ersttagsbriefen handelt es sich, grob erklärt, um Briefe, die eine Briefmarke tragen, bei welcher der Poststempel mit dem Ausgabetag übereinstimmt“, so Frank Ritterbusch vom Magdeburger Verein der Philatelie und Postgeschichte. „Der Wert kann von 20 Cent bis zu mehreren Tausend Euro reichen.“ Wie wertvoll die sich in dem herrenlosen Koffer befindlichen Ersttagsbriefe tatsächlich sind, ist nicht bekannt. „Das können nur Philatelisten mit einem entsprechenden Katalog bestimmen.“

Wohl bekannt ist aber, an wen sie einst adressiert wurden – eine in Solingen/ Nordrhein-Westfalen lebende Familie. Im Zuge der Recherche nach dem Besitzer des Koffers kontaktierte die Polizei die Familie. Diese gab jedoch an, den Koffer vor etwa einem Jahr an einen Händler nach Düsseldorf verkauft zu haben, erklärt Polizeisprecher Marc Becher. Der Düsseldorfer Händler sei am gestrigen Tag jedoch nicht erreichbar gewesen. Es ist also nach wie vor unklar, wie der Koffer nach Magdeburg kam und wem er letztlich gehört.

Auch, wie der Koffer vor die Eingangstür des Wirtschaftsministeriums gelangte, ist nicht bekannt. Ministeriumssprecher Robin Baake erklärte auf Volksstimme-Nachfrage, dass es keine Veranstaltung gegeben habe, die einen Zusammenhang erkennen lasse. Auch unter den Mitarbeitern werde der Koffer nicht vermisst.

Wie Polizeisprecher Marc Becher erklärte, werde man angemessene Anstrengungen unternehmen, den Besitzer ausfindig zu machen. Sachdienliche Hinweise nehmen die Beamten unter Tel. 546 17 40 gern entgegen.

Der Koffer befindet sich derzeit im Polizeirevier in der Hallischen Straße. Maximal ein halbes Jahr wird er dort aufbewahrt, danach entscheidet das Fundbüro der Stadt Magdeburg, was mit ihm passiert. Vorausgesetzt der Besitzer lässt sich nicht ermitteln.

Den Polizeieinsatz muss der Besitzer des Koffers übrigens nur dann bezahlen, wenn ihm Vorsätzlichkeit oder grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen werden kann.

Nicht nur der herrenlose Koffer wirft Fragen auf. Auch eine Straßenbahn, die zum Zeitpunkt des Polizeieinsatzes direkt vorm Ministerium stand, gab zunächst Rätsel auf.

„Die Straßenbahn hatte nichts mit dem Einsatz zu tun“, klärt Polizeisprecher Marc Becher auf. Sie sei nach einem Unfall im Breiten Weg, Höhe Keplerstraße, bei dem ein 32-jähriger die Streckenführung missachtete, dort „zwischengeparkt“ worden. „Die Fahrerin der Straßenbahn fühlte sich nach dem Unfall nicht in der Lage, die Fahrt fortzusetzen, weswegen die Bahn in der Hasselbachstraße auf einen anderen Fahrer wartete“, erklärt MVB-Sprecher Tim Stein. Dass zu dieser Zeit ein herrenloser Koffer von Sprengstoffspezialisten untersucht wurde, sei den MVB nicht bekannt gewesen.

Hinweise zum herrenlosen Koffer nimmt die Polizei unter Tel. 546 17 40 entgegen.