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Projekt Die Flucht am eigenen Leib spüren

Ein ehemaliges Flüchtlingsschiff ankert für zwei Tage am Petriförder in Magdeburg.

Von Bianca Oldekamp 13.09.2017, 01:01

Magdeburg l Das Schiff, das am späten Dienstagnachmittag am Petriförder in Magdeburg anlegte, ist nicht mal 14 Meter lang und keine vier Meter breit. Dennoch fanden auf dem einfachen Fischerboot namens „Al-Hadj Djumaa“ im Jahr 2013, als das Schiff von Libyen nach Lampedusa unterwegs war, 282 Personen Platz: viel zu viele in Relation zur Größe des Schiffes.

Heute befinden sich 70 Bronzefiguren auf dem Boot, die den Besuchern nur annähernd ein Gefühl davon geben, wie es sich 2013 während der Flucht über das Mittelmeer für die Passagiere angefühlt haben muss.

Hinter dem Projekt mit dem Titel „Mit Sicherheit gut ankommen“ steckt die Outlaw-Stiftung aus Hamm, die mit insgesamt zwei Schiffen seit Juli 2017 quer durch Deutschland unterwegs ist. Eines dieser Schiffe ankert nun seit 12. September 2017 für zwei Tage in Magdeburg. Das Projekt soll auf das Thema Flucht und Migration aufmerksam machen und wird in Magdeburg in Kooperation mit dem Paritätischen Sachsen-Anhalt und weiteren regionalen Akteuren durchgeführt.

So waren kurz nach der Ankunft der „Al-Hadj Djumaa“ am Dienstagabend gleich mehrere Vertreter aus Politik und Sozialwirtschaft gekommen, um das Schiff in Empfang zu nehmen. „Das Projekt ist eine gute Möglichkeit, sich in die Situation Geflüchteter zu versetzen und die Not dieser Menschen am eigenen Leib zu verspüren“, sagt Dr. Gabriele Girke, Geschäftsführerin des Paritätischen Sachsen-Anhalt.

Und Susi Möbbeck, Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration als Schirmherrin des Projekts, erklärt entschlossen: „Die Geflüchteten haben ein Recht darauf, humanitär und würdevoll aufgenommen und behandelt zu werden.“ Als Botschafter des SC Magdeburg war Yves Grafenhorst dabei. Er betonte, wie wichtig solche Aktionen seien.

Doch wollen die Veranstalter mit dem Projekt nicht nur auf das Thema Flucht und Migration aufmerksam machen. Sie wollen insbesondere darüber informieren, was Flucht und Migration für einen selber bedeuten kann. Deshalb wurde Besuchern bereits am Abend der Ankunft des Schiffes ein vielfältiges Rahmenprogramm geboten, das Interessierte auch am heutigen Mittwoch nutzen können.

So können Besucher das Boot mit den Bronzefiguren nicht nur besichtigen, sondern an Land auch Ausstellungen zu verschiedenen Themen ansehen. Die drei Ausstellungen behandeln die Themen „Hilfe für Kinder auf der Flucht“ (terre des hommes), „Escape: Refugees in Bremen – Fluchtursachen verstehen“ (Bremer entwicklungspolitisches Netzwerk) und „Asyl ist Menschenrecht“ (Pro Asyl).

Nachdem die Flüchtlinge 2013 kurz vor der Küste Lampedusas gerettet wurden, wurde das Schiff beschlagnahmt. Mittlerweile befindet es sich im Besitz einer niederländischen Reederei und steht der Outlaw-Stiftung für das Projekt zur Verfügung. Sonst wird es in den Niederlanden für thematische Grachtenfahrten eingesetzt, die von den Flüchtlingen, die genau mit diesem Fischerboot Europa erreichten, geleitet werden.

Am Donnerstag geht es für die Projektgruppe weiter nach Halle, wo das Schiff von Freitag bis Montag ankert und besichtigt werden kann.