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Public Viewing Fußball-Wirte zeigen Rathaus Rote Karte

Veranstalter von Public Viewing in Magdeburg wehren sich erfolgreich gegen ein "Foul" der Verwaltung.

Von Rainer Schweingel 02.07.2016, 01:01

Magdeburg l Wenn Sonnabendabend die Fußball-Fans beim Spiel Deutschland-Italien mitfiebern, dann hoffen auch Magdeburgs Wirte auf regen Besuch und klingelnde Kassen, um die hohen Kosten für ihre Public-Viewing-Angebote wieder einzuspielen. Dafür zogen sie sogar vor Gericht – gegen die Stadt Magdeburg.

Magdeburgs Ordnungsbeigeordneter Holger Platz erklärt: „Ja, wir haben in einer Verfügung vorgeschrieben, dass die Veranstalter mehr Sicherheits-personal vorhalten müssen und das auch vorher nachzuweisen haben.“ Doch die Stadt hatte diese Rechnung ohne die betroffenen Wirte gemacht. Mehrere Veranstalter sahen die Sicherheitsanforderung als völlig überzogen an und zeigten  der Stadt symbolisch die Rote Karte: Sie zogen vor das Verwaltungsgericht Magdeburg. Dort bekamen sie gleich zweimal Recht. Zunächst mit einer einstweiligen Verfügung. Und dann auch mit einem Urteil. Verwaltungsgerichtssprecher Christoph Zieger: „Die Kammer ist der Auffassung, dass die Stadt eine konkrete Gefahr, die solche zusätzlichen Sicherheitsauflagen rechtfertigen würde, nicht ausreichend nachweisen konnte.“ 

Die Verwaltung musste daraufhin die Verfügung zurückziehen. Darüber ist auch die IG Innenstadt froh. Sprecher Arno Frommhagen, selbst Gastronom: „Wer ein lebendiges Magdeburg will, darf nicht solche Auflage ohne sachlichen Grund verlangen und damit Initiativen von Gastronomen abwürgen.“

Statt auf Zwang setzte die Verwaltung danach auf Verständigung. „Wir haben daraufhin die betroffenen Wirte zu einem Gespräch eingeladen, um zu klären, was aus unserer Sicht notwendig und aus der Sicht der Veranstalter machbar ist“, sagte Platz. Am Mittwoch gab es den Public-Viewing-Gipfel, allerdings nicht in großer Runde. Die Wirte wurden einzeln zu Gesprächen gebeten, an deren Ende aber eine gütliche Einigung steht. Bis 100 Besucher ist nun kein Sicherheitspersonal mehr nötig. Ab 100 sollten zwei Kräfte in Bereitschaft stehen, aber eben freiwillig.

Christian Szibor, Chef der Festung Mark, hatte ein Einzelgespräch: „Wir haben vereinbart, dass wir uns künftig schon vorher austauschen, ohne Gericht. Außerdem muss die Verwaltung berücksichtigen, welche Veranstaltungen welche Zielgruppen haben. Bei uns sind beispielsweise viele Studenten und Familien. Wir hatten noch nie Probleme.“ Ähnlich sieht es auch Strandbar- und Montego-Bar-Chef Paul Gerhard Stieger. „Wir haben eine gütliche Einigung gefunden.“ Nun muss also nur noch das Wetter halten (siehe Interview rechts) – und Deutschland gewinnen.

In Magdeburg bieten viele Kneipenam Sonnabend ein Public Viewing an, darunter Mückenwirt, Strand- und Montegobar und die Festung Mark. Eintritt überall frei.