Puppentheater Ein Archiv für Kasper

Seit 25 Jahren betreibt Johannes Richter in Magdeburg ein Puppentheater-Archiv. Angefangen hat die Sammelleidenschaft aber viel früher.

Von Peter Ließmann 24.07.2017, 01:01

Magdeburg l Wer vor dem Haus von Johannes Richter und seiner Frau Dorothea steht, vermutet kaum, dass sich dort ein ausgesprochen umfangreiches Puppentheater-Archiv befindet. Seit 1978 befasst sich Johannes Richter mit der Geschichte des Puppentheaters. Seitdem hat er rund 200 Plakate, 600 Fachbücher, viele Theaterstücke und vor allem 500 Handpuppen zusammengetragen. Und er selbst hat dazu auch zahlreiche Bücher und Broschüren verfasst, in denen er die Geschichte des Puppentheaters aus vielen verschiedenen Richtungen betrachtet.

Angefangen hat es bei ihm im DDR-Kulturbund. Dort sollten Arbeitskreise gebildet werden. „Da war zum Beispiel das Thema ,Schauspiel‘ gefordert. Das war überhaupt nichts für mich. Dann habe ich mir lieber gleich den Bereich Puppentheater geschnappt“, erzählt der studierte Ingenieur.

Seit damals hat sich Johannes Richter zum ausgewiesenen Fachmann entwickelt. Er organisiert viele Ausstellungen und hält zahlreiche Vorträge - viele Jahre lang mindestens einen pro Monat. Seine Sammlung ist so umfangreich geworden, dass ihm die Themen nie ausgehen. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf Magdeburg, sondern ist im ganz Land unterwegs. „Wenn wir irgendwo hingefahren sind, hat er natürlich immer auch sofort erkundet, ob es dort etwas in Sachen Puppentheater gibt“, erinnert sich Dorothea Richter. So richtig teilt sie die Leidenschaft ihres Mannes nicht, aber unterstützt ihn doch, wo sie kann. Etwa bei der Redaktion seiner vielen Publikationen.

Zu DDR-Zeiten war es bisweilen nicht ganz einfach, an Fachliteratur zu kommen. „Vieles wurde nicht mehr verlegt. Und vor allem Bücher aus dem Westen zu bekommen, war schwierig und eine Frage des Geldes. Aber Tauschen konnte man, und dafür hatte ich immer auch einiges für Sammler im Westen zu bieten.“

Am Anfang stimmte sich Johannes Richter noch mit dem Magdeburger Puppentheater, dem Kulturbund und der Puppentheatersammlung in Radebeul ab. Vor 25 Jahren, 1992, gründet er dann sein eigenes Archiv. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei die Erforschung der Geschichte des „Schichtl-Theaters“. Xaver Schichtl war von 1920 bis 1944 mit seiner Wanderbühne in Magdeburg ansässig. Von 2012 bis 2016 ist Johannes Richter auch aktiv in der Figurentheatersammlung des Magdeburger Puppentheaters. Dann musste er allerdings „etwas kürzertreten“ - gesundheitlich.

Sein umfangreiches Archiv ist jetzt in zahlreichen Kartons eingelagert. Was in Zukunft damit passieren wird, sei noch offen. Dabei würde sich Johannes Richter sicherlich freuen, wenn es in gute und vor allem auch fachgerechte Hände kommen würde. „Aber das wird man dann sehen“, sagt der „Mann der Puppen“, Johannes Richter.