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Rechtschreibung Schilderstreich in Magdeburg

Das neue Straßenschild in der Benediktinerstraße in Magdeburg ist falsch beschriftet.

Von Katja Tessnow 19.10.2017, 01:01

Magdeburg l Von den Benediktinern ist überliefert, dass sie gebildete Männer waren und schon zu Zeiten des Lesens und Schreibens mächtig, als der Mehrheit der Bevölkerung solche Kulturtechniken noch vollkommen fremd waren. Die bekannte Ordensregel der Mönche „Ora et labora“ (Bete und arbeite) enthielt den Nachsatz „et lege“ (und lies).

Eben, sagt der Magdeburger Musiker Martin Müller, der fast täglich mit seinem Rad die Einmündung zur Benediktinerstraße am Gesellschaftshaus in Magdeburg streift. Bevor man das neue Schild an der Ecke Schönebecker Straße aufstellte, hätte man ja mal lesen können, nämlich im Duden, meint Müller verärgert über den Verfall der sprachlichen Sitten nun auch am hochoffiziellen Schild.

Der Duden schreibt in Regel D 162 vor: Nur Straßennamen mit Ortsbezug – wie Schönebecker, Braunschweiger oder Halberstädter Straße – werden auseinandergeschrieben. Alle anderen Zusammensetzungen stehen zusammen, auch solche, die auf Menschen verweisen – seien es einzelne (wie bei Hegelstraße oder Hasselbachplatz) oder Gruppen (wie bei Wallonerberg oder Benediktinerstraße).

„Benediktiner Str.“ ist falsch. Die Erbauer der alten Schilder an anderen Einmündungen wussten es besser und schrieben den Namen korrekt.

Müller wandte sich verärgert an die Volksstimme mit der Bitte um Abhilfe. Gesagt, getan: Das Schild kommt weg, reagierte die Rathauspressestelle eilig und einsichtig. Das Tiefbauamt werde den Fehler „zeitnah“ korrigieren.

Müller – fast hatte er geglaubt, dass sich außer ihm kein Mensch mehr um die Rechtschreibung schert – stellte am Nachmittag des 18. Oktober 2017 erstaunt wie erfreut fest: Schon erledigt! Wie es der Zufall wollte, fuhr er danach zum Elbelandhaus weiter und fand ein weiteres falsches Schild ... Na dann: Bitte noch mal ran!

Kann sein, den belesenen Mönchen wäre zu jenen Zeiten, da sie noch im Kloster Berge siedelten, piepegal gewesen, ob – hätte es sie schon gegeben – die Benediktinerstraße so oder so geschrieben worden wäre. Das Kloster stand von 970 bis 1813 im heutigen Klosterbergegarten. Der Duden feierte erst 1880 Premiere – mit 27.000 Stichwörtern (heute 145.000) und war für eine Mark (heute 26 Euro) zu haben. Er soll sich dazumal durchaus besser verkauft haben als heute.