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Repariert Wobau lernt aus Fahrstuhlpanne

Die Mieter des sechsstöckigen Mietshauses in der Hans-Grade-Straße von Magdeburg können wieder den Aufzug benutzen.

Von Rainer Schweingel 29.12.2016, 00:01

Magdeburg l Aufatmen bei den Bewohnern des Plattenbaus und ganz besonders bei Inge Schiffke. Die 87-Jährige wohnt ganz oben in dem Mietshaus und war wegen des defekten Fahrstuhls praktisch vier Wochen lang von der Außenwelt abgeschnitten. Denn die 99 Stufen nach unten und wieder rauf in die sechste Etage – das ist für die rüstige, aber gehbehinderte Seniorin nicht mehr zu schaffen. Deshalb musste sie auch zu Weihnachten auf den geliebten Besuch bei der Tochter verzichten.

Die Fahrstuhlpanne hatte nach der Veröffentlichung in der Volksstimme am Dienstag viele Leser bewegt. Noch am selben Tag hatten sich Techniker der Aufzugsfirma an die Reparatur gemacht. Die hatte sich nach Angaben des Vermieters Wobau verzögert, weil ein entscheidendes Ersatzteil aus der Schweiz eingeführt werden musste und zur Überprüfung beim Zoll in Leipzig längere Zeit gelegen habe. Mittwochmittag konnten die Reparaturen beendet und der Fahrstuhl wieder in Betrieb genommen werden. „Endlich kann ich wieder nach draußen. Ich werde heute gleich mal zum Einkaufen gehen“, freute sich Inge Schiffke auch im Namen ihrer Nachbarn.

Die Wobau indes nahm das Fahrstuhldrama zum Anlass, ihre Abläufe für solche Fälle wie den der Fahrstuhlpanne zu überprüfen. Wobau-Chef Peter Lackner: „Wir entschuldigen uns noch mal und lernen daraus. Wir müssen und werden unseren Mieterservice verbessern, damit in solchen Situationen schnell geholfen und ausreichend informiert werden kann.“

Ein erstes Signal hatte der Großvermieter am Dienstag schon gesetzt. Bei Inge Schiffke hatte sich eine Betreuerin der Wobau gemeldet und Hilfe in Alltagsfragen angeboten. Auch Inge Schiffkes Tochter Georgia Sengstock zeigte sich erleichtert. Sie hatte, selbst erkrankt, ihre Mutter so gut es ging während der fahrstuhllosen Zeit versorgt.

Mehrwöchige Ausfälle von Aufzügen in Mietshäusern sind offenbar kein Einzelfall. Die Volksstimme hatte bereits im April über einen Fall aus der Rollestraße berichtet. Dort war in einem Zehngeschosser der Lift über mehrere Wochen ausgefallen. Erst als sich die Volksstimme eingeschaltet hatte, war Bewegung in die Angelegenheit gekommen und die Reparatur ausgeführt worden im Auftrag eines Hallenser Vermieters.

Ein weiterer Fall eines Vermieters aus Berlin wurde der Volksstimme außerdem aus dem Gerstengrund gemeldet. Dort war in diesem Jahr schon zwei Mal für jeweils dreieinhalb Monate der Fahrstuhl in einem sechsstöckigen Mietshaus ausgefallen.

Momentan läuft der Fahrstuhl aber wieder, sagte ein Mieter der Volksstimme am Redaktionstelefon. Das trifft nun auch seit gestern auf den Aufzug in der Hans-Grade-Straße zu, verbunden mit der Hoffnung, dass dies auch so bleibt.

Übrigens: Für defekte Fahrstühle können Mieter eine Mietminderung geltend machen. Deren Höhe ist unterschiedlich und nicht genau festgelegt.

Der Berliner Mieterverein beispielsweise argumentiert auf seiner Internetseite über einen Fall, der vor Gericht ausgetragen wurde (AG Berlin-Mitte 10 C 3/07), so: Der Ausfall des Fahrstuhls stelle eine nicht nur unerhebliche Beeinträchtigung des Mietgebrauchs dar, so dass eine Mietminderung von 15 Prozent der Bruttomiete gerechtfertigt sei.

Das tägliche Hinaufsteigen der Treppen bis in den 6. Stock über einen Zeitraum von 16 Tagen sei für den Beklagten beschwerlich und beeinträchtige ihn nicht nur geringfügig in dem Gebrauch der Mietsache.