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Ruderunfall Glück im Unglück an der Magdeburger Gierfähre

Zwei 15-Jährige sind mit einem Boot in Magdeburg auf der Elbe gekentert. Das Drahtseil der Gierfähre Westerhüsen wurde ihnen zum Verhängnis.

Von Franziska Ellrich 19.05.2017, 01:01

Magdeburg l Laut gerufen haben die Mitarbeiterinnen der Weißen Flotte, die am Mittwochabend auf der Gierfähre im Einsatz waren. Trotz der Schreie gerieten die 15-jährigen Ruderinnen in ihrem Zweier-Sportboot zu nah an das Drahtseil, an dem die Fähre in Westerhüsen durch die Strömung ans andere Elbufer gedrängt wird. Das Seil brachte das Boot der beiden Schülerinnen zum Kentern. Sie konnten sich an einer Boje festhalten, rund 20 Meter entfernt vom Elbufer.

Die zwei Mitarbeiterinnen auf der Fähre informierten sofort den Notruf. Taucher der Berufsfeuerwehr waren mit Schlauchboot schnell vor Ort und brachten die Ruderinnen sicher ans Land. Mit einer leichten Unterkühlung wurden die 15-Jährigen ins Krankenhaus gebracht, konnten aber noch am Abend wieder nach Hause und sind wohlauf. Das bestätigte Bernd Stumpe von der Abteilung Rudern des Sportclubs Magdeburg.

Die beiden Mädchen gehören zum Sportclub und seien wie alle anderen Ruderer im Verein belehrt worden, wie sie sich auf Höhe der Gierseilfähre zu verhalten haben. Nämlich: „Der Weg für die Schiffe und Boote ist frei, wenn die Fähre an Land liegt“, sagt Peter Fechner, Geschäftsführer der Weißen Flotte. Ist die Fähre jedoch in Bewegung, werde der Weg durch das Seil, an dem sich die Fähre bewegt, verschlossen. Deswegen auch die Bojen an dem Drahtseil. „Damit man immer sehen kann, wo sich das Seil gerade befindet“, erklärt Peter Fechner.

Die Schiffsführer auf den Berufsschiffen würden stets per Funk informiert, wenn die Fähre übersetzt und den Wasserweg versperrt. Das sei bei den Sport- und Freizeitbooten natürlich nicht der Fall, macht Fechner deutlich. So oder so müssten die Fahrer aufmerksam auf dem Wasser unterwegs sein – und sich an die Verkehrsregeln halten.

Bei den zwei gekenterten Ruderinnen habe die Aufregung sicher eine entscheidende Rolle gespielt, sagt Bernd Stumpe vom Sportclub auf Nachfrage der Volksstimme. In einer Gruppe von sechs bis sieben Booten sollen die 15-Jährigen unterwegs gewesen sein – gemeinsam mit ihrem Trainer. „Aber der schafft es natürlich nicht, überall zu sein“, erklärt Bernd Stumpe. Beim Verein sei man froh, dass es den Mädchen gut geht. Anders sieht es mit dem Sportboot aus, der Zweier ist völlig zerstört, die Wasserschutzpolizei spricht von einem Totalschaden.

Nicht zum ersten Mal ist das Drahtseil in Westerhüsen einem Ruderer zum Verhängnis geworden. Der Präsident des Magdeburger Ruder-Clubs Mario Wille kann sich noch gut erinnern, wie er selbst vor 30 Jahren an der Fähre gekentert ist. Das Stück zwischen Fähre und Ufer wurde auch damals immer schmaler, Mario Wille entschied sich für die breitere Hälfte – jedoch mit Drahtseil im Weg. „Das muss der natürliche Instinkt sein“, vermutet Mario Wille. Und ist heilfroh, dass sich die Ruderinnen, genau wie er damals, an einer Boje festhalten konnten. Ein Sprecher der Polizei erklärt dazu: „Zum Glück sind die Mädchen so sportlich gewesen und hatten die Kraft, sich bis zur Rettung zu halten.“ Ansonsten hätte es viel schlimmer ausgehen können.