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SanierungDie teuerste Mauer Magdeburgs

Zehn Millionen Euro fließen in Magdeburg in die Sanierung einer 670 Meter lange Mauer.

Von Katja Tessnow 24.10.2016, 01:01

Magdeburg l Klaus Zimmermann (CDU) war sich seiner nicht ganz einfachen Aufgabe bewusst, als er am vergangenen Donnerstag (20. Oktober) im Stadtrat sozusagen zur Mauerverteidigung ans Mikrofon schritt. Der Bürgermeister und Finanzbeigeordnete musste begründen, warum es sinnvoll sein soll, einen Batzen Geld in die Sanierung eines nicht mal einen Kilometer langen Mauerstückes zu investieren. Für zehn Millionen Euro könnte die Stadt auch mehrere Kitas bauen. „Und ja, Kitas bauen wir auch“, nahm Zimmermann möglichen Widersachern dieses Argument gleich in seinem Eingangsstatement selbst aus dem Mund. Allerdings erachte er für „unsere Kinder“ auch die Bewahrung der nicht unbedingt üppig vorhandenen Reste des historischen Stadtbildes für ebenso wichtig.

Zimmermann würdigte die Reste des westlichen Festungsrings an der Maybachstraße als einzige in dieser Art und Größe erhaltene in Mitteldeutschland und verglich ihren kulturellen Wert mit Anlagen, wie sie in Ingolstadt, Neu Ulm und Koblenz bis heute existieren. Die Stadtverwaltung plädiert für die große und teuerste Sanierungsvariante, weil nur diese, so Zimmermann, wirklich nachhaltig sei – für Generationen von Nachkommen und auch aus wirtschaftlicher Sicht. Das Stadtvermögen würde aufgewertet, durch den Erhalt der bedeutsamen Anlagen.

Aus den Reihen von CDU/FDP/BfM und von der SPD erntete die Stadtverwaltung ausdrückliches Lob für den geplanten großen Wurf. „Mutig“, nennt ihn Reinhard Stern (CDU) und „lobenswert“. Stern verwies auch auf die rege Bürgerbeteiligung beim Festungserhalt und den zum Zweck gegründeten Verein. Er verstehe den Erhalt und die Wiedernutzbarmachung der an der westlichen Grenze der Altstadt in Richtung Stadtfeld gelegenen Anlagen als sinnvolle Ergänzung zur Festung Mark. Stern: „Hier haben wir weniger Probleme mit Lärmbelästigung. Es ist ein guter Ort für Großveranstaltungen.“

Dem pflichtete Falko Grube für die SPD bei. „Wir wollen Kulturhauptstadt Europas werden und die Festungsanlagen sind wichtiger Bestandteil unserer Bewerbung“ – unter dem Motto „Festungsanlagen zu Kulturstätten“.

Nur Lob, kein Widerspruch im Stadtrat. Einzig die Enthaltungen aus den Reihen der Linken deuteten bei der Abstimmung auf Skepsis in Sachen 10-Millionen-Mauer hin. Die Fraktionen CDU/FDP/BfM, SPD und Grüne ergänzten den Grundsatzbeschluss um die Forderung, dass vor dem zweiten und größten Sanierungsabschnitt eine neue Gesamtkonzeption für die Zukunft der Festungsanlagen erstellt werden soll. 2017 sollen nun erst einmal eine Million Euro aus der Stadtkasse in die Sanierung des am schwersten beschädigten Mauerabschnitts (70 Meter) investiert werden. Danach hofft die Stadt auf sechs Millionen Euro Fördermittel vom Land und will weitere drei Millionen Euro selbst für die Sanierung locker machen. Eine große Ratsmehrheit steht hinter dem Projekt.