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Sanierung Magdeburger wollen Wandbild retten

Durch die Sanierung einer Schule in Magdeburg ist ein Wandbild gefährdet. Anwohner machen für die Rettung des Bildes mobil.

Von Marco Papritz 20.12.2018, 00:01

Magdeburg l „Organisches und Anorganisches“ hatte Fröhner sein Wandbild getauft, dass seit Jahrzehnten die Fassade des 1978 errichteten Schulbaus an der Straße Frankefelde in Magdeburg prägt. Nun müsste es wohl „Verständliches und Unverständliches“ genannt werden.

Mit einem umfangreichen Maßnahmenkatalog soll das in die Jahre gekommene Schulhaus im Stile des bekannten DDR-Modells „Erfurt“ modernisiert werden, so der Plan. In dem findet sich allerdings kein Hinweis darauf, dass das Wandbild, das der Kunst im öffentlichen Raum zuzuordnen ist, erhalten bleiben soll.

Das Problem: Im Zuge der energetischen Sanierung ist auf der gesamten Außenwandfläche ein Verbundsystem zur Wärmedämmung vorgesehen, die eine Überbauung des Wandbildes bedeutet. „Die Stadt hat dabei das Bild vergessen und nimmt es nicht als Kunst wahr“, so der Eindruck von Hans-Jürgen Anders und Hans-Walter Magnus vom Bürgerverein „Bürger für Ottersleben“ (BfO), die im regen Briefwechsel mit der Verwaltung stehen, um für den Erhalt zu werben.

Vom Kommunalen Gebäudemanagement Magdeburg (KGM) haben sie die Rückmeldung erhalten, dass das Kunstobjekt nun abfotografiert und die Koordinaten der Bildpunkte festgehalten worden seien, um es von einem Restaurator (ein Angebot liegt der Stadt vor) reproduzieren lassen zu können. „Es käme doch aber auch niemand auf die Idee, die Mona Lisa abzuhängen und durch eine Kopie zu ersetzen“, kommentieren die Ottersleber. Sie bauen mit einer innenliegenden Dämmung sowie einer Verglasung der Fassade eine Brücke. „Auch wenn das vielleicht utopisch klingt, es ist zumindest eine Möglichkeit, über die zumindest nachgedacht werden sollte“, so Anders.

Die in Ottersleben beheimateten CDU-Stadträte Carola Schumann und Wigbert Schwenke haben das Anliegen der Bewohner aufgegriffen und Anfang November 2018 in einem Antrag darauf abgezielt, die Rückkehr des Bildes „an seinem Standort“ in die Bauplanung mit aufzunehmen und die Kosten dafür im Haushaltsplan zu berücksichtigen. Allerdings räumen sie im gleichen Schreiben auch ein, dass es wohl nicht möglich sei, das Kunstwerk im Original zu erhalten. Zudem solle der Umbau nicht verzögert werden.

Den Trumpf im Ärmel, nämlich einen Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2011, spielen sie nicht aus. Da nämlich wurde festgelegt, dass bei kommunalen Bauvorhaben „in der Regel bis zu einem Prozent der veranschlagten Baukosten öffentlicher Bauten“ für Kunst am Bau sowie für die Erhaltung von vorhandenen Kunstwerken zu verwenden ist. Gültig für Neu- und Umbauten sowie Modernisierungen.

Der Einsatz des Bürgervereins kommt nicht von ungefähr. „Dietrich Fröhner ist seinerzeit aus Dresden nach Magdeburg gezogen, weil er den Dom so schön fand. Er hat in Ottersleben gewohnt und sich in das Leben mit eingebracht“, so Hans-Walter Magnus. Bei der evangelischen Kirche habe er eine Werkstatt betrieben. Wenn er nicht für die Miete aufkommen konnte, beglich er diese mit Bildern. Eines davon ist das Altarbild der Sankt-Stephani-Kirche.

Zudem seien in Ottersleben auch Ortsansichten entstanden. Vor einigen Jahren hat der BfO zudem über seine Sponsoren die Fassade der Schule malerisch instand setzen lassen. „Das Bild ist im Stadtteil bekannt und ein Identifikationssymbol der Schule, die es als Symbol im Logo mitführt. Bei den Arbeiten damals ist auch niemand auf die Idee gekommen, es zu überstreichen“, betont Hans-Jürgen Anders.

Die Sekundarschüler und Lehrer der Ernst-Wille-Schule besuchen seit Schuljahresbeginn mit der Bertolt-Brecht-Schule im Stadtteil Leipziger Straße einen Ausweichstandort. Die Sanierungs- und Umbauarbeiten an der Straße Frankefelde sollen in den kommenden Wochen anlaufen.