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Schrottimmobilien Debatte um Wobau als Magdeburgs Haus-Retter

Mit Hilfe der Wobau wollen die Grünen in Magdeburg bedrohte Gebäude retten. Der Einzelfall ist entscheidend.

Von Martin Rieß 28.07.2016, 01:01

Magdeburg l Wie geht es weiter mit den Schrottimmobilien? Die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat dazu den Vorschlag unterbreitet, dass mit einem Programm zur Erhaltung bedrohter Gebäude städtebaulich und stadtgeschichtlich bedeutsame Häuser in Magdeburg gerettet werden. Zwar habe es in den vergangenen Jahren viele Erfolge bei der Rettung von bedrohten Bauwerken gegeben – doch das sei eben nicht immer gelungen.

Als Beispiel wird im vom Fraktionschef Olaf Meister unterschriebenen Antrag das Gebäude in der Sternstraße 2 genannt, das vor anderthalb Jahren mit einem Notabriss aus dem Bild der südlichen Altstadt getilgt wurde. Der Schaden gehe über den rein materiellen Verlust hinaus, heißt es in dem Antrag. Und weiter heißt es: „Es gibt auch derzeit relevante Objekte, deren baulicher Zustand einen Totalverlust befürchten lässt.“ Das betreffe Häuser im südlichen Stadtzentrum aber auch für die Stadtgeschichte besonders bedeutsame Rayonhäuser. Bei der Rettung der Häuser sollten die Kapazitäten der Wobau genutzt werden.

Nur: So richtig gut steht es um die Kapazitäten der Wobau in dieser Sache nicht in jedem Fall. Sehr wohl sieht Geschäftsführer Peter Lackner sein Unternehmen sich technisch und organisatorisch in der Lage, bedrohte Gebäude gerade auch in Altbauständen zu sanieren, zu vermieten und zu bewirtschaften. Doch zur Sanierung eines Hauses gehört auch die finanzielle Frage. Und diese hängt von den zu erwartenden Sanierungskosten und von den zu erwartenden Mieteinnahmen ab. In einem Schreiben an die Stadtverwaltung schreibt Peter Lackner: „Für Gebäude mit geringem Schädigungsgrad und guter Lage wäre die Übernahme und Entwicklung unproblematisch, da hier die Wirtschaftlichkeit gegeben sein dürfte.“

Anders sieht das bei Häusern aus, die sehr stark geschädigt sind oder die sich an einer weniger attraktiven Stelle der Stadt befinden. Falls das städtische Unternehmen solche Problemfälle übernehme solle, müsse vorher geklärt werden, wie mit dem entsprechenden Verlust umzugehen sei. Um als Sanierer historischer Bauwerke in der Stadt einzusteigen, benötigt die Wobau laut Peter Lackner liquide Mittel. Aus der Hauswirtschaft ließen die sich nicht erzielen.

Da nutzt es wohl auch nichts, dass die Banken derzeit aufgrund niedriger Zinsen das Geld den Häuslebauern auf dem goldenen Tablett servieren. Peter Lackner schreibt: „Auch wenn wir uns auf einem historischen Zinstief befinden, finanziert eine Bank nicht 100 Prozent der Herstellungskosten.“ Üblich sei beim Bau ein Eigenmittelanteil von 20 bis 40 Prozent. Im Vergleich zu den zu erwartenden Mieten sind bei Sanierungen die Kosten oft sehr hoch, so dass hier auch ein hoher Eigenanteil erforderlich ist.

Die Quintessenz des Geschäfstführers: Es kommt auf den Einzelfall an. Um die Fälle bewerten zu können, benötige er Objekt- und Grundstücksdaten einschließlich baurechtlicher Auflagen und Beschränkungen, Informationen darüber, wie das Eigentum an die Wobau übertragen werden soll, wann das passieren soll und ob es Subventionen der öffentlichen Hand gibt.

Bei diesem Punkt wird Klaus Zimmermann, Finanzdezernent der Stadt und Bürgermeister, hellhörig. In seiner Stellungnahme heißt es: In diesem Zusammenhang muss die Beihilfeproblematik berücksichtigt werden. Sprich: Die Stadt kann rechtlich ihrem eigenen Unternehmen keine Unterstützung zuschanzen, die sie anderen Investoren, die historische Bausubstanz sanieren möchten, verwehrt.

Dass derweil die Finanzierung von Sanierungen nicht einfach ist, ist dem bündnisgrünen Antragsteller sehr wohl klar. Es müsse aber bedacht werden, dass mit den Häusern das Vermögen der Wobau langfristig wachse und damit die Gesellschaft stärke.