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GrundschuleMorddrohung verschärft Personalnot

Nachdem einer Lehrkraft an einer Magdeburger Grundschule mit Mord gedroht wurde, gibt es für Schüler keinen geregelten Unterricht mehr.

Von Michaela Schröder 13.05.2017, 01:01

Magdeburg l Volle Klassen und zu wenig Personal bei wachsendem Förderbedarf – an vielen Grundschulen stauen sich die Probleme. Die auch so schon schwierige Situation an der Grundschule „Am Pechauer Platz“ verschlechtert sich weiter, nachdem eine Lehrkraft eine Morddrohung erhalten hat.

Nach Polizeiangaben ereignete sich der Vorfall in der Nacht zum 21. März. In großen weißen Buchstaben wurde die Wand der Turnhalle auf dem Schulgelände mit einer eindeutigen Morddrohung gegen die Lehrkraft beschmiert. Die Ermittlungen wegen Vandalismus und Bedrohung sind mittlerweile eingestellt. Ein Tatverdächtiger konnte nicht ermittelt werden. Die Polizei geht jedoch davon aus, dass der Schriftzug „(*) wird sterben“ von einem Erwachsenen und nicht einem Kind geschrieben worden sein muss.

Seit diesem Vorfall fehlt die Lehrkraft an der Schule. Das Landesschulamt wurde über die Bedrohung informiert. „Die Lehrkraft der Grundschule erhielt umgehend das Angebot zum Wechsel an eine andere Schule. Dieses Angebot wurde auch sogleich dankend angenommen“, so Silke Stadör vom Landesschulamt auf Anfrage der Volksstimme.

Die Eltern wurden hingegen nicht über den Vorfall informiert, wie die Volksstimme aus Schulkreisen erfuhr. Die Elternvertretung der Grundschule musste sogar eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen.

Die fehlende Lehrkraft reißt eine weitere Lücke in den Personalplan der Schule. Seit längerem ist die Stelle der Schulleitung unbesetzt, eine Mitarbeiterin ist langzeiterkrankt.

Durch den derzeitigen Lehrermangel an der Schule sind die Kinder einer zweiten Klasse seit über einem Monat auf die ersten und zweiten Klassen aufgeteilt. „Das ist eine normale schulorganisatorische Maßnahme innerhalb der flexiblen Schuleingangsphase. Das ist sicher nicht optimal. Damit kann jedoch Unterrichtsausfall verhindert werden“, so Silke Stadör.

Die betroffenen Eltern fühlen sich unterdessen im Stich gelassen und haben sich hilfesuchend an den Stadtelternrat und den Landtagsabgeordneten Tobias Krull (CDU) gewandt. „Die Situation ist für uns nicht akzeptabel“, erzählt Norman Zwernemann vom Elternrat.

In der Kritik steht vor allem, dass die Zweitklässler, die derzeit die erste Klasse besuchen müssen, aus Elternsicht lediglich betreut werden.

Die Kinder sollen selbstständig Arbeitsblätter ausfüllen. „Es ist derzeit mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass diese Schüler am Ende des Schuljahres deutliche Lehrstoffdefizite aufweisen werden“, so Zwernemann. Zudem fehle den Kindern ein fester Ansprechpartner und der feste Klassenverband.

„Es kostet jeden Tag viel Mühe, die Kinder überhaupt noch dazu zu bewegen, zur Schule zu gehen. Kinder sollten doch Spaß am Lernen haben. Aber der ist ihnen gehörig vergangen“, berichten betroffene Eltern. „Wir sind weiterhin bemüht, der Schule so schnell wie möglich weitere Unterstützung zu geben. Leider waren wir mit unseren Anstrengungen bislang noch nicht erfolgreich“, so Silke Stadör vom Landesschulamt. Der geplante Ersatz für die Lehrkraft ruht so lange, bis diese in der neuen Schule ihren Dienst aufnimmt. Zusätzlich wurde für die Schule eine befristete Stelle ausgeschrieben. Auf diese Stelle gab es jedoch keine Bewerbung. In einer aktuellen Stellenausschreibung ist eine Stelle für eine Grundschul-Lehrkraft ausgeschrieben. Derzeit liegen acht Bewerbungen vor. Jedoch sei die Schule bei keinem der Bewerber der Erstwunsch. „Es bleibt also abzuwarten, ob die Stelle besetzt werden kann“, so Silke Stadör. Die Eltern fordern unterdessen, dass die Klasse in die beiden bestehenden 2. Klassen aufgeteilt wird. „Die dann entstehenden Klassengrößen von bis zu 32 Kindern könnten in den vorhandenen Spezialräumen (Musik, Kunst, Aula) beschult werden.

Beate Beinhoff, die die kommissarische Leitung der Grundschule innehat, äußerte sich auf Volksstimme-Nachfrage nicht zum Sachverhalt und verwies auf das zuständige Schulamt.

(*Name und Geschlecht der Lehrkraft werden hier zu deren Schutz nicht genannt.)