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Seuche Afrikanische Schweinepest auf dem Vormarsch

Warum sich die Stadt Magdeburg gegen die Afrikanische Schweinepest rüsten muss und der Mensch das größte Risiko darstellt.

Von Jana Heute 19.10.2020, 01:01

Magdeburg l Die Afrikanische Schweinepest, kurz ASP, ist auf dem Vormarsch. Rund 60 Fälle sind bereits aus dem Land Brandenburg bekannt. Das Virus bedroht Wild- und Hausschweine gleichermaßen und bedeutet für sie den sicheren Tod. Nun ist Magdeburg weit entfernt von einer massenhaften Nutztierhaltung, die von der Seuche bedroht wäre, doch vereinzelte Hausschweinhaltung gibt es auch in der Elbestadt, weiß Kreisjägermeister Gerd Petzoldt.

Vor allem: Rund 150 bis 200 Wildschweine leben zurzeit etwa in der Elbestadt. Sie ziehen regelmäßig zwischen dem Jerichower Land, Biederitzer Busch, Herrenkrug und dem Stadtpark ihrer Wege und sind Überträger der Seuche. „Die Frage ist nicht, ob uns die Schweinepest erreicht, sondern wann“, sagt Petzoldt. Will sagen: Stadt und Jägerschaft bereiten sich auf den Ernstfall vor.

Denn wenn das erste durch das Virus erkrankte oder getötete Wildschwein in Magdeburg gemeldet wird, habe das auch hier weitreichende Folgen. Es greift das Seuchenschutzgesetz - so wie derzeit in Brandenburg. Absperrungen, teils mit Zäunen, in kilometerweitem Radius, Betretungs-, Bewirtschaftungs- und Ernteverbot seien nur ein paar Konsequenzen. „Ich will mir gar nicht ausmalen, was das für den Stadtpark bedeuten würde“, meint Gerd Petzoldt in durchaus ernstem Ton. Außerdem müsse über den Tellerrand geschaut werden. Allein im benachbarten Jerichower Land gibt es fast 300 Schweinehaltungen mit rund 115.000 Tieren. Die Bestände sind durch die grassierende Seuche bedroht.

Erst Corona, jetzt die Schweinepest. Für die schweinehaltenden Betriebe sei das eine „wirtschaftlich existenzielle Bedrohung“, warnt der Bauernverband Sachsen-Anhalt. Der Landtag beschäftigt sich aktuell mit den Lücken bei den Schutzmaßnahmen. Es gehe um Prävention - auch in Magdeburg, betont Kreisjägermeister Gerd Petzoldt. „Wir müssen vorbereitet sein“, sagt er.

Ende letzter Woche habe es laut Petzoldt eine erste Abstimmung auf lokaler Ebene gegeben. Veterinär- und Ordnungsamt saßen unter anderem mit am Tisch. Die Jägerschaft habe Vorschläge zur Eindämmung der Gefahr unterbreitet. Ganz oben auf der Liste: Die Jagd aufs Schwarzwild, besonders auf die Frischlinge, soll intensiviert werden, um den Bestand zu dezimieren und damit das Verbreitungsrisiko zu verringern. Außerdem sollen Jagdreviere erweitert und mehr Jagdpächter einbezogen werden.

Die Krankheit wird nicht nur von Tier zu Tier übertragen, der Mensch stelle durch Verschleppung der Viren das größte Risiko dar, sagen Experten. Kontaminierte Schuhe oder ein unachtsam weggeworfenes Wurstbrötchen reichen, denn in Rohwurst ist das Virus sehr lange haltbar. Deshalb gelte auch bei dieser Seuche: auf Hygiene achten und Abstand zu den Tieren wahren, sagt Petzoldt zur Frage, was jeder zur Vorsorge beitragen könne. Wer ein totes oder krankes Wildschwein sieht, solle unter der Notrufnummer 112 darüber informieren. Kranke Tiere bluten häufig, sind apathisch und schwanken zum Beispiel. Sie können auch aggressiv sein.

Für uns Menschen stellt die Krankheit keine Gefahr dar. Jäger Gerd Petzoldt betont auch: „Unseren Wildschweinbraten zu Weihnachten können wir ohne Probleme genießen. Das Ganze ist für uns Menschen und selbst für unsere Haustiere wie Hund oder Katze völlig ungefährlich .“