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Siedler feiern Magdeburgs größtes Familienfoto

In Magdeburg ist beim Hopfengartenvereins „KMS 1932“ das größte Familienfoto der Stadt entstanden.

Von Marco Papritz 26.06.2017, 01:01

Magdeburg l 1932 ist damit begonnen worden, Wohnhäuser für Arbeiter des Krupp-Gruson-Werkes zu errichten. Bis 1938 sind 172 Häuser fertiggestellt worden, die zunächst mit 45 Quadratmetern für heutige Verhältnisse eine übersichtliche Wohnfläche zu bieten hatten. Erst mit den Jahren sind daraus großflächige Eigenheime geworden.

Bei einem Richtfest am heutigen Heinz-Sommer-Weg ist ein Gruppenfoto entstanden, das den Beginn der Fototradition der Siedler symbolisiert: Über die Jahre sind immer neue Aufnahmen mit den Bewohnern der Wohnsiedlung gemacht worden, deren Straßen mit den Vornamen der Familie Krupp versehen worden sind. Das letzte ist aus dem Jahr 2012 datiert: 130 Bewohner hatten sich auf der Festwiese am Ahornweg ablichten lassen. Die Hoffnung vom Vorsitzenden des Siedlervereins, Dieter Förster, dass während des zweitägigen Festes zum 85-jährigen Bestehen nun eine größere Zahl an Bewohnern mobilisiert werden konnte, sollte sich erfüllen: „Der Zuspruch war enorm.“

Diese Aussage wollte Förster auch auf die Organisation des Traditionsfestes übertragen: Fast alle der 121 der 125 Siedlerfamilien hätten sich nicht nur an der Finanzierung beteiligt, „ein Großteil hat auch tatkräftig mit angepackt“. Eben so, wie dies bei den früheren Generationen der Fall gewesen ist: Im Hopfengarten habe man sich immer untereinander zu helfen gewusst, etwa als es darum ging, die beschädigten Häuser nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufzubauen.

Mit dabei war auch Heinz Pechau, der am Montag seinen 96. Geburtstag feiert. „Das war früher ein Sumpfgebiet, das entwässert wurde, um es als Bauland zu nutzen. Krupp wollte seine Arbeiter möglichst dicht am Firmengelände haben“, so der älteste Siedler schmunzelnd. Als 14-Jähriger zog er mit seiner Mutter und seinem Stiefvater Fritz Bethge, der als Dreher bei Krupp arbeitete, in den Hopfengarten.

Den Bau des Hauses im Berthold-Privatweg (heutiger Ahornweg) im Zuge des dritten und letzten Bauabschnitts im damals südlichsten Bereich des Hopfengartens, unterstützte er tatkräftig mit Handlangerarbeiten. „Mit meinem Stiefvater habe ich zudem zwischen den Balken Sparren gesetzt und die oberste Deckenschicht mit Lehm isoliert. Den Einbau von Fenster und Türen hat damals die Firma Eisenried übernommen“, erinnerte er sich. Eine zentrale Baubude sei eingerichtet worden im Hopfengarten, wo die Bauteile für die Häuser angeliefert und von den einzelnen Siedlern abgeholt wurden.

Von 1932 bis 1937 entstand eine Arbeitersiedlung mit zusätzlicher Selbstversorgung aus dem Garten und einer kleinen Tierhaltung. „Es wurden viele Freundschaften geschlossen und es entstand eine schöne Gemeinschaft, die bis heute von den nachkommenden Generationen weitergelebt wird“, so Ingeborg Pechau, geborene Carius. Ihre Eltern errichteten am Waltraud-Privatweg, dem heutigen Tannenweg, ein Haus, in dem die 88-Jährige nun mit ihrem Mann lebt. „Wir sind eine Siedlerliebe“, sagte Heinz Pechau mit Blick auf seine Frau lachend. 71 Jahre sind beide verheiratet, Sohn Jürgen blieb der heutigen Karl-Marx-Siedlung ebenfalls treu.

Dass der Hopfengartenverein als große Familie bezeichnet werden kann, zeigte sich während des Festwochenendes, das von den Mitgliedern auf die Beine gestellt wurde. Das zweitägige Programm war gespickt mit Gemeinschaftsaktionen: Das Kuchenbüfett wurde von backbegeisterten Bewohnern gestaltet, eine historische Modenschau von Lisa Lange organisiert und die Mode von einst von Modells aus dem Hopfengarten präsentiert.

Heinz Pechau hatte mit seinen Mitstreiterinnen aus dem Akkordeonorchester am 24. Juni 2017 einen Auftritt im Festzelt: Als „Heinz und seine Mädels“ ist die Gruppe seit zehn Jahren zu erleben. „Ich habe als Jugendlicher bei Rudolf Brink, der damals sehr bekannt war, das Akkordeonspielen gelernt und später mit meinem Freund Joachim Mertens in der Siedlergaststätte von Max Herrmann zum Tanzen aufgespielt“, so Pechau, der einst im Schwermaschinenbau „Ernst Thälmann“ (Sket) als Fernmeldetechniker gearbeitet hat.