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Skulpturenfestival In Magdeburg wird ein Eisklotz zum Eisbär

Mit Axt, Spachtel und Meißel - Bildhauerin Karina Cooper schlägt zum Jahreswechsel in Magdeburg einen Bären in einen Eisblock.

Von Franziska Ellrich 02.01.2018, 00:01

Magdeburg l Eigentlich arbeitet Karina Cooper mit einer Kettensäge. Doch bei der Aktion am Sonnabend, dem 30. Dezember 2017, bearbeitet sie mit Axt und Spachtel den großen Eisblock im Untergeschoss des Allee-Centers. Alles andere wäre zu gefährlich. Bevor sie auf den tiefgefrorenen Block mit der Axt einschlägt, um die groben Umrisse zu schaffen, ritzt sie die Konturen für die geplante Skulptur im Eis ein. Ein Eisbär soll am Sonnabendnachmittag entstehen.

Der Eisblock wurde am frühen Morgen aus Limburg an der Lahn in Hessen angeliefert. Dorther kommt extra das sogenannte Klareis in Blöcken. Denn Trinkwasser kann für die Eisskulpturen nicht genutzt werden, weil sich darin Bläschen bilden und es trüb werden würde, erklärt Ron Kneffel. Er organisiert Magdeburgs erstes Eisskulpturenfestival. Insgesamt 15 Figuren werden am kommenden Wochenende, vom 6. bis zum 7. Januar 2018, in der Innenstadt entstehen.

Die Idee kommt aus dem chinesischen Harbin, seit zehn Jahren Magdeburgs Partnerstadt. Dort findet jedes Jahr im Januar das weltweit größte Eisfestival statt. Derweil fliegen die ersten Eissplitter über den Kopf von Karina Cooper hinweg. Das Eis landet in der kleinen Wasserauffangwanne unter ihr. Die 49-Jährige arbeitet eigentlich als Holzbildhauerin. Bereits 30 Minuten später ist von dem kantigen Eisblock nichts mehr zu erkennen, die ersten Rundungen sind mit der Axt entstanden. Und Karina Cooper kommt vor ihrem circa ein Meter hohen und 50 Zentimeter breiten Eisblock bereits ganz schön ins Schwitzen.

Ron Kneffel erklärt, dass jeder Eisbildhauer mit seinen eigenen Methoden arbeite. Neben Kettensäge und Axt würden auch Säbel zum Einsatz kommen. Wie die verschiedenen Künstler – einer von ihnen kommt extra aus dem chinesischen Harbin angereist – die Magdeburger Figuren am 6. und 7. Januar herstellen, können die Besucher ab 12 Uhr an beiden Tagen live beobachten.

Bereits auf dem Bahnhofsvorplatz werden die Reisenden dann von einer Figur empfangen, weiter geht es vor dem City Carré bis hin zur Festmeile zwischen Altem Markt und Ulrichplatz. Die kleineren Figuren sind nach rund vier Stunden fertig, für die mehr als zwei Meter hohen Exemplare benötigen die Künstler circa sechs Stunden. Auch dieses Eis wird aus Limburg an der Lahn abgeholt, die großen Blöcke wiegen bis zu einer Tonne. Und diese Tonnen Eis werden ab 16 Uhr ganz besonders in Szene gesetzt. Ein Lichtkünstler sorgt für ganz spezielle Farben unter dem und rund um das Eis.

Zurück ins Allee-Center: Karina Cooper arbeitet mittlerweile mit dem Spachtel. Bereits nach einer Stunde sind Kopf, Beine und Felsen zu erkennen. Immer wieder bleiben Zuschauer stehen, schießen Fotos mit ihren Handys. Im circa 25 Grad warmen Einkaufszentrum ist gut zu erkennen, dass das Kunstwerk vergänglich ist, das Eis wird nicht von unten gekühlt und glänzt bereits feucht.

Deswegen kommen Karina Coopers Feinarbeiten unter anderem an den Augen und der Schnauze erst ganz zum Schluss mit dem Meißel – damit nichts schmilzt, bevor die Figur fertig ist. Drei Stunden später steht dann der hübsche Eisbär auf dem Felsen fertig im Allee-Center. Und erntet jede Menge Lob.

Welche Figur der Eiskünstler Christian Fischer am Wochenende live auf der Bühne erschaffen soll, das können die Magdeburger in einem Voting selbst entscheiden. Zur Wahl stehen drei historische Persönlichkeiten der Landeshauptstadt: die Magdeburger Jungfrau, Otto von Guericke und der Magdeburger Reiter. Auf der Internetseite der Volksstimme kann darüber noch abgestimmt werden.