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Solaranlage Bürger buchen Platz an der Sonne

Sachsen-Anhalts größtes Bürgersolarkraftwerk soll noch dieses Jahr in Magdeburg entstehen.

Von Rainer Schweingel 31.03.2016, 01:01

Magdeburg l Noch pfeift der Wind über den begrünten, aber ungenutzten Hügel einer ehemaligen Deponie zwischen Saalestraße, Korbwerder und August-Bebel-Damm. Doch schon bald soll auf dem knapp vier Fußballfelder großen Areal Strom produziert werden - und zwar auf umweltfreundliche Weise per Sonnenkollektoren. Investoren sind nicht wie sonst oft üblich Konzerne, sondern die Magdeburger selbst. Hier im Industriegebiet soll Sachsen-Anhalts größtes Bürgersolarkraftwerk entstehen.

Chef des Projektes ist Jörg Dahlke. Der Vorstand der Helionat Genossenschaft mit ihren derzeit 53 Mitgliedern treibt das Vorhaben federführend voran und freut sich, dass auch die Stadt mitzieht. „Wir haben vom Finanzausschuss den Zuschlag für den Grundstückskauf erhalten und hoffen, dass nun auch bald die restlichen Formalitäten reibungslos über die Bühne gehen.“

Ist das alles erledigt, könnte schon im Mai mit dem Aufbau der 6350 Module begonnen werden, die das Sonnenlicht in Strom umwandeln. Der Strom wird dann, so die Planung, 20 Jahre lang für den Festpreis von 8,5 Cent je Kilowattstunde in das Netz eingespeist. Rund 600 Magdeburger Haushalte könnten mit der von der Anlage gewonnenen Strommenge versorgt werden.

„Wir wollen mit der Anlage den Bürgern ermöglichen, ganz persönlich für sich die Energiewende greifbar zu machen“, erklärt Dahlke die Motivation. 620 Tonnen Kohlendioxyd würden jährlich mit der Anlage außerdem eingespart.

Rund eine Million Euro werde in das Projekt investiert. 270.000 Euro davon sollen als Eigenkapital von den Bürgern direkt über Genossenschaftsanteile kommen für eine avisierte Rendite von etwa drei Prozent. Der Rest wird über Kredit finanziert.

Das Projekt scheint attraktiv. Schon ohne große Werbung habe man bereits 200.000 der benötigten 270.000 Euro über Einlagen absichern können. Darunter seien Leute, die 500 Euro, aber auch schon mal 30.000 Euro geben, so Dahlke. Die Null-Zins-Krise spiele einem solchen ökologischen Anlageprojekt natürlich auch in die Karten. Nach rund 20 Jahren soll sich die Anlage amortisiert haben. Ausschüttungen plane man aber bereits ab dem ersten Jahr, so Dahlke.

Für das Genossenschaftsmodell spreche außerdem das basisdemokratische Mitspracherecht. Jedes Mitglied erhalte unabhängig von der Höhe seiner Einlage eine Stimme bei wichtigen Entscheidungen in bezug auf das Projekt. Zudem sei die Verwaltung einfacher und preisgünstiger als andere Gesellschaftsformen.

Für die Helionat-Genossenschaft ist das Projekt kein Neuland. In Thale, Wanzleben oder Bitterfeld laufen ähnliche Anlagen. Das geplante Solarkraftwerk soll aber Sachsen-Anhalts leistungsstärkstes Bürgersolarkraftwerk werden.

In Magdeburg betreibt die Genossenschaft ebenfalls bereits ein Projekt. Die Bürgersolaranlage auf de Grundschule Salbke verfügt allerdings nur über rund drei Prozent der Leistug, die das neue Bürgersolarkraftwerk in Rothensee mal erreichen soll.