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Sommerpause naht Den Magdeburger Dom im Dunkeln erkunden

Noch insgesamt zwei Mal haben Besucher die Möglichkeit, den Magdeburg Dom bei einer Nachtführung zu erkunden.

Von Bianca Oldekamp 24.03.2017, 00:01

Magdeburg l Erst wenn es dunkel ist im Dom und das begrenzte Licht von Taschenlampen nur noch Ausschnitte von Statuen und Gräbern ins Sichtfeld rückt, startet Domführer Rolf Schrader seine Nachtführungen. „Im Schein der Taschenlampen verschwindet das große Ganze und der Blick wird auf die kleinen Details gelenkt. Gerade das macht den Charme der Nachtführung aus“, findet Rolf Schrader.

Die nächtlichen Führungen durch den Magdeburger Dom bietet Rolf Schrader seit 2006 an. Genauer gesagt seit dem 17. November 2006. An diesem Tag startete er mit der ersten Gruppe und zeigte den Besuchern das über 800 Jahre alte Wahrzeichen der Stadt Magdeburg in der Dunkelheit der Nacht. Seither gab es 327 Nachtführungen mit fast 17.000 Besuchern.

Doch die Nachtführungen sind nicht nur einfach normale Domführungen im Dunkeln. Statt vorrangig über Zahlen, Daten und Fakten zu berichten, dreht sich bei der Nachtführung alles um „Geschichten um die Geschichte des Magdeburger Doms“.

Seine nächtlichen Touren startet Rolf Schrader am über 1.000 Jahre alten Taufbecken im Eingangsbereich des Doms. Hier berichtet er kurz über die Historie des Doms und verrät, auf welchen Wegen das Taufbecken Magdeburg erreichte. Dann geht es zu einem Abbild des ehemaligen Dompredigers Reinhard Bake, der zur Zeit der Zerstörung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg hier tätig war und durch seinen Kniefall vor Tilly im Jahr 1631 in die Geschichtsbücher einging. Wie der Dom im Gegensatz zur restlichen Stadt gerettet werden konnte, berichtet Rolf Schrader an dieser Stelle.

Dann geht es weiter zur 16-eckigen heiligen Grabkapelle, in der ein Paar thront. Ob es sich bei dem Paar, das in der Kapelle thront, allerdings wirklich um Otto und Editha handelt, ist umstritten. Dennoch erzählt Rolf Schrader an dieser Stelle die Liebesgeschichte des Herrscherpaares. An Ottos Grab, das zwar unspektakulär wirken mag, aber von einer ungewöhnlich großen und wertvollen Marmorplatte bedeckt ist, erzählt Rolf Schrader von der Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955. Sie bildet das Ende der Ungarneinfälle und ist der größte militärische Sieg Ottos des Großen.

Auch dort, wo einst die kostbare Nachbildung der Heiligen Lanze stand, macht Rolf Schrader bei seinen Nachtführungen halt. An der Darstellung des heiligen Mauritius, die um 1250 die erste eines Dunkelhäutigen nördlich der Alpen bildete, geht es um die Geschichte seiner Befehlsverweigerung gegenüber dem römischen Kaiser. Am Grab von Editha erklärt Rolf Schrader, welche Bedeutung die erst 2010 entdeckten Gebeine der Königin für die Stadt Magdeburg haben.

Am Barlach-Mahnmal, dem Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, endet der nächtliche Streifzug durch die Weiten des Magdeburger Doms. Und wer im Schein der Taschenlampe ganz genau hinschaut, versteht, was Rolf Schrader mit Details meint. Denn was im Tageslicht kaum wahrgenommen wird, zeigt sich im Lichtkegel: die Figur, die das Ergebnis des Krieges darstellt und den Helm tief ins Gesicht gezogen trägt, ist gar nicht mit normalem Gesicht, sondern mit einem Skelettkopf dargestellt.

Rolf Schrader möchte den Besuchern im Rahmen der Nachtführung nicht nur Geschichten erzählen, sondern auch zeigen, wie tief der Glauben an Gott damals war und warum so ein imposantes Bauwerk wie der Magdeburger Dom als Zeichen tiefer Religiosität entstand.

Unterstützt wird der geborene Magdeburger bei seinen Führungen von zwei Mitarbeitern, die genau wie er ehrenamtlich tätig sind. „Der Dom ist für mich ein Zuhause“, erklärt Rolf Schrader. Die Wurzeln seiner Verbindung zum Magdeburger Dom gehen in das Jahr 1952 zurück. Denn vor rund 65 Jahren kam er zum Konfirmandenunterricht und wurde 1954 schließlich konfirmiert. Seither lässt ihn der Bann des Magdeburger Doms, der ersten auf deutschem Boden errichteten gotischen Kathedrale, nicht mehr los.

Nun stehen aber vorerst die letzten beiden Führungen im Magdeburger Dom bei Nacht an. Denn durch die anstehende Sommerzeit verlagert sich der Sonnenuntergang immer weiter nach hinten und Theater- und Musikveranstaltungen auf dem Domplatz stehen an. Am 24. März 2017 und am 7. April 2017 sind die letzten Führungen geplant. Der Einlass startet jeweils um 21.45 Uhr, die Führung dann um 22 Uhr. Die Teilnahme kostet 7 Euro pro Person. Die Nachtführung dauert etwa eine Stunde.