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SPD-Idee fällt durch Rathaus Magdeburg auf Kontra-bunt-Kurs

Die Hausherren des Rathauses halten einen bunten Anstrich der Fassade für unangebracht.

Von Katja Tessnow 21.04.2017, 01:01

Magdeburg l Die Stadtverwaltung Magdeburg lehnt den von der SPD-Fraktion angeregten bunten Anstrich fürs Rathaus ab. Das geht aus einer Stellungnahme hervor, die kürzlich die Magistratsrunde beim Oberbürgermeister, also quasi beim Hausherrn, passierte. Im Mai beraten die Fachausschüsse des Stadtrates die Idee; im Juni entscheidet abschließend der Stadtrat, ob Lutz Trümper – ob er will oder nicht – künftig im bunten Rathaus residiert.

Die Verwaltung verweist in ihrer Stellungnahme darauf, dass das Alte Rathaus am Alten Markt seit der Wende bereits zweimal umfassend saniert wurde, zuletzt anlässlich des 1200-jährigen Stadtgeburtstages im Jahr 2005. Das Haus steht unter Denkmalschutz, weshalb jede Form von Umgestaltung – und sei es eine farbliche – der Fassade einer denkmalrechtlichen Genehmigung bedarf. Bei der Rathaussanierung sei für den westlichen barocken Bau „die barocke Farbgestaltung zur denkmalpflegerischen Leitschicht erklärt und entsprechend umgesetzt“ worden, schreibt der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann und weiter: „Die Wiederherstellung der rot-weißen Farbfassung der 1920er Jahre, die auf eine Anregung des damaligen Stadtbaurates Bruno Taut und einen Entwurf des Künstlers Karl Völker (1889-1962) zurückgeht, wurde im Rahmen der letzten Instandsetzung nicht in Betracht gezogen.“ Sie stelle nur eine Episode in der langen Rathausgeschichte dar, die zudem „ausreichend dokumentiert“ sei.

Ein denkmalpflegerisches Ziel zur Wiederherstellung dieser Farbfassung bestehe nicht, so Scheidemann. Abschließend kommt die Verwaltung zum Urteil: „Deshalb wird es nicht als schlüssig erachtet, das Alte Rathaus, das heute in einem völlig neuen baulichen und räumlichen Kontext besteht, nach dem Vorbild eines Farbkonzeptes der 1920er Jahre zu gestalten.“

Hintergrund des Antrags der SPD-Ratsfraktion zur Rathaus-Verbuntung in Anlehnung an die Kampagne „Buntes Magdeburg“ von Carl Krayl (1890-1947) ist der Wunsch, mit einem bunten Rathaus ein weithin sichtbares Zeichen für die Bewerbung Magdeburgs zur Kulturhauptstadt Europas zu setzen. „Das Alte Rathaus wäre nicht nur farbgewordene Reminiszenz an eine große Epoche der Stadtgeschichte, das erste Haus der Stadt wäre auch erster Botschafter der Kulturhauptstadtbewerbung“, sagt Fraktionsvize Falko Grube, dem die Idee beim Besuch der Ausstellung „Bunte Stadt – Neues Bauen, Die Baukunst von Carl Krayl“ gekommen sei.

Nachdem die Volksstimme den Vorschlag Anfang März erstmals öffentlich machte, fielen die Reaktionen der Magdeburger aus finanziellen, aber auch aus ästhetischen Gründen eher verhalten bis ablehnend aus.

Die Stadtverwaltung will die Idee des „farbigen Magdeburgs“ allerdings nicht ganz vom Tisch wischen. Das Thema solle „weitergedacht“ werden, urteilt das Baudezernat. Schließlich habe die Bunte-Stadt-Kampagne 1921/22 als starkes Signal des Aufbruchs überregionales und sogar internationales Aufsehen erregt. Alternativ zum neuen Rathausanstrich sei eine temporäre Lichtinszenierung denkbar, die den Gedanken der bunten Stadt zeitgemäß und denkmalverträglich vermitteln und „das Alte Rathaus in den Abend- und Nachtstunden zu einer farbigen Blüte im Zentrum der Altstadt verwandeln“ könne, schwelgt der Baubeigeordnete in bunten Visionen ohne jeden Pinselstrich.