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Stadtpark Haus der Athleten: Abriss im Februar

Das „Haus der Athleten“ soll abgerissen werden und einem neuen Hotel weichen. Bis dahin muss die Bauherrin einige Hürden nehmen.

Von Peter Ließmann 19.08.2015, 23:01

Magdeburg l Seit dem Hochwasser vor zwei Jahren ist das „Haus der Athleten“ im Stadtpark an der Alten Elbe im Grunde eine Ruine. Die Elbfluten hatten dem Gebäude so zugesetzt, dass es nicht mehr zu sanieren war. Besitzerin des Anwesens ist die „Wohnungsbaugesellschaft Kalbe mbH“. Sie hatte sich entschieden, das Hotel, das bis zum Hochwasser „Elbresidenz“ hieß, abreißen zu lassen, um auf dem Grundstück ein neues Hotel bauen zu können. 60 Zimmer soll das viergeschossige Gebäude bekommen und es soll hochwassersicher sein.

Ein entsprechender Bebauungsplan-Entwurf wurde im vergangenen Frühjahr durch den Magdeburger Stadtrat auf dem Weg gebracht und öffentlich ausgelegt. Das bedeutet, dass die Stadt gleichzeitig auch sogenannte „Träger öffentlicher Belange“ anschreiben und um eine Stellungnahme ersuchen muss. Das ist passiert. 22 solcher Träger hat die städtische Baubehörde kontaktiert, die meisten von ihnen hatten keine Einwände oder fühlten sich nicht betroffen.

Drei Behörden allerdings machten ihr Einspruchsrecht geltend und lehnen das Projekt ab. So argumentieren der „Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft“ und die untere Wasserbehörde, dass das neue Hotel in das Überschwemmungsgebiet „Elbe“ gebaut werden solle. Das sei schlicht nicht erlaubt. Auch sei es aus gleichem Grund untersagt, „Erhöhungen oder Vertiefungen“ dort vorzunehmen, die etwa den Abfluss von Hochwasser behindern könnten. Daneben wird angezweifelt, dass die Bauweise des Hotels tatsächlich einem Hochwasser unbeschadet standhalten könne. Und da das Gebiet zum festgelegten Überschwemmungsgebiet „Elbe“ gehöre, dürfe für diesen Bereich auch kein Bebauungsplan aufgestellt werden.

Die Baubehörde der Stadt kontert, dass für den Bereich des Stadtparks, wo das Hotel gebaut werden soll, noch gar kein amtlich festgelegtes Überflutungsgebiet ausgewiesen wurde und dass das Gelände nicht Bestandteil des offiziellen Überflutungsgebietes „Elbe“ sei. Auch sei es überhaupt kein neues Baugebiet, denn immerhin stand da ja bereits ein genehmigtes Hotel. Folglich liege kein Verstoß vor, die Einsprüche werden abgelehnt.

Die untere Naturschutzbehörde (in persona das eigene Umweltamt der Stadt), spricht sich ebenfalls gegen das neue Hotel aus, das Bebauungsplanverfahren solle eingestellt werden. Die Gründe: Das Vorhaben entspreche nicht dem Flächennutzungsplan für den Stadtpark und passe in seinen Zielen auch nicht zum denkmalpflegerischen Rahmenplan für den Park. Die Baubehörde weist diese Einsprüche ebenfalls zurück: Erstens sei der Flächennutzungsplan für den Bereich längst geändert und an das Bauvorhaben angepasst worden und zweitens gehöre der Denkmalschutz nicht „zu den Belangen“ der unteren Naturschutzbehörde.

Für die Kalbenser Wohnungsbaugesellschaft hält Projektsteuerer Axel Rolfs die Fäden für das Bauvorhaben zusammen. „Wir haben mit mehreren Gutachten dargestellt, dass das Hotel tatsächlich nicht in einem amtlichen Überflutungsgebiet liegt und auch, dass der neue Hotelbau nicht nur viel hochwassersicherer ist, sondern auch eine deutliche Verbesserung für den Hochwasserschutz an dieser Stelle bietet“, sagte Rolfs gestern im Volksstimme-Gespräch. So werde das Gebäude im Grunde auf Betonstelzen gestellt. Das heiße, es werde ein Untergeschoss geben, in dem eine Parkfläche eingerichtet werde. Dieses Untergeschoss werde ein sogenanntes „Opfergeschoss“, durch das das Hochwasser einfach durchfließen könne, ohne behindert zu werden. „Das wird deutlich besser, als der ‚graue Klotz‘, der jetzt dort steht.“

Rund 8 Millionen Euro will die Kalbenser Wohnungsbaugesellschaft in das neue Hotel investieren. „Es wird auch ein Sporthotel bleiben“, sagt Axel Rolfs. Das sei so im 1998 geschlossenen Erbbaupachtvertrag für das „Haus der Athleten“ festgeschrieben worden und daran werde sich die Bauherrin halten. Auch sei vorgesehen, dass das Hotel die Bürger nicht von der Elbe „abtrennt“, es wird also kein privates Hotelufer geben. „Im Gegenteil, es soll im Hotel eine Gastronomie mit Terrasse Richtung Alter Elbe für die Öffentlichkeit eingerichtet werden, wir wollen ja dazu beitragen, den Stadtpark an dieser Stelle noch attraktiver für alle zu machen“, so der Projektsteuerer.

Und ab wann soll gebaut werden? „Am liebsten schon gestern, denn die jetzige Situation kostet einfach nur Geld“, sagt Axel Rolfs. Wenn alles gut laufe, wolle man im kommenden Februar/März mit dem Abriss des alten Athleten-Hauses beginnen und dann anfangen zu bauen.

Der neue Bauplanentwurf mit den Abwägungen wird jetzt für vier Wochen öffentlich ausgelegt, im November dann wird der Stadtrat erneut darüber abstimmen.