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Stadtplanung Haltestelle mit geringem Nutzen

Wird es in Magdeburg zwischen Dom und Hasselbachplatz eine weitere Straßenbahnhaltestelle geben? Die Verwaltung sieht einen geringen Nutzen.

Von Christina Bendigs 04.07.2016, 01:01

Magdeburg l Wenn das neue Domviertel gebaut wird, dann könnte es auch eine neue Haltestelle auf dem Breiten Weg geben – und zwar im Bereich des Friedensplatzes, auf Höhe des Bürgerbüros und der Ausländerbehörde. Eine entsprechende Anfrage hatte die SPD-Stadtratsfraktion an die Stadt gestellt. Die Straßenbahnhaltestelle sei eine perspektivisch vorgesehene Maßnahme zur Verbesserung der Zugangs- und Umsteigestellen im städtischen Netz, heißt es in der Stellungnahme des Finanzbeigeordneten Klaus Zimmermann.

Aus Sicht der Magdeburger Verkehrsbetriebe würde die Haltestelle nur bedingt Vorteile bringen. Denn ein Erschließungsdefizit gibt es zwar in der südlichen Altstadt, allerdings nur in Elbnähe. Und da würde die neue Haltestelle kaum Verbesserungen bringen. Stattdessen überlagert sie sich mit den bereits vorhandenen Haltestellen am Domplatz und am Hasselbachplatz. Für all jene, die im unmittelbaren Umfeld der Haltestelle wohnen oder arbeiten, würde sich der Weg zu einer Haltestelle jedoch teilweise sogar halbieren. Und die Attraktivität des neuen Domviertels mit Wohnungen und Ladenzeilen würde durch die direkte Anbindung zweifelsfrei erhöht.

Allerdings würde sich die Reisezeit durch den zusätzlichen Halt für deutlich mehr Fahrgäste verlängern, während nur wenige durch den kürzeren Fußweg eine Zeitersparnis erführen. Zudem würde die neue Haltestelle neben den Baukosten von etwa 800 000  Euro bis eine Million Euro auch mit zusätzlichen Kosten verbunden sein. Denn der weitere Zwischenstopp würde zum Beispiel auf der Linie 9 einen weiteren Zug erforderlich machen. Auf der Linie 10 soll eigentlich ein Zug eingespart werden, indem die Fahrten optimiert werden. Mit der zusätzlichen Haltestelle wäre dies nicht mehr möglich. Auf der Linie 2 würde die Einführung der zusätzlichen Haltestelle im 20-Minuten-Takt einen zusätzlichen Personalaufwand erfordern. Keine wesentlichen Auswirkungen hätte die zusätzliche Haltestelle auf die Linie 5.

Eine Förderung von Baukosten durch das Land oder den Bund ist nicht vorgesehen. Die Finanzierung sei daher als schwierig einzustufen. Zudem geht dem eine längere Planungs- und Genehmigungsphase voraus. Denn gemäß Personenbeförderungsgesetz ist ein Planfeststellungsverfahren erforderlich. Bestenfalls könne die Genehmigungszeit leicht verringert werden. Von einem Planverzicht wird aufgrund juristischer Risiken daher abgeraten. Durch den Bau könne es zur Fällung von Bäumen und dem Wegfall von Parkplätzen kommen. Die Realisierungszeit inklusive aller Planungsschritte schätzt Zimmermann auf mindestens zwei Jahre.

Abschließend schätzt er ein, dass die Errichtung einer zusätzlichen Haltestelle aufgrund der Baukosten und der Auswirkungen sowie der geringen zusätzlichen Erschließung, einer längeren Reisezeit für die meisten Fahrgäste und des erhöhten betrieblichen Aufwandes nur einen geringen Nutzen habe.

Perspektivisch werde eine barrierefreie Haltestelle zwischen Dom und Hasselbachplatz mit zu betrachten sein, wenn entsprechende Konzepte erarbeitet werden. Entscheidungen müssten dann allerdings unter Berücksichtigung der Dringlichkeit anderer Maßnahmen und in Abhängigkeit von dem zur Verfügung stehenden Geld getroffen werden.