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Stadtrat Magdeburg Schauspieler kritisieren Arbeitsbedingungen

Bühnenglanz und Existenzangst sind Realität auf und neben deutschen Theaterbühnen - auch in Magdeburg.

Von Katja Tessnow 18.01.2018, 13:46

Magdeburg l Marie Ulbricht wurde 2016 mit dem Förderpreis als beste Jungschauspielerin am Theater Magdeburg ausgezeichnet und steht unter anderem als Antigone auf der Bühne. Ihr Kollege Marian Kindermann spielt in dieser Spielzeit in acht Produktionen und das leidenschaftlich gern.

Beide – Ulbricht und Kindermann – sind Anfang 30. Beide haben sich unter durchschnittlich 800 bis 1000 Bewerbern auf zehn Plätze an staatlichen Schauspielschulen durchgesetzt und vier Jahre ein Hochschulstudium absolviert. Nach Engagements in Luzern und Dessau (Ulbricht) sowie Düsseldorf (Kindermann) landeten die jungen Schauspieler am Theater Magdeburg an.

Sie sind Sprecher des Schauspielensembles und mutig genug, den Mund aufzumachen, um auszusprechen, was den Kollegen unter den Nägeln brennt. Ulbricht, Kindermann und eine Reihe von Kollegen stimmen ein in eine Aktion des bundesweit agierenden Ensemble-Netzwerkes. Es hat sich zum Ziel gesetzt, die Arbeitsbedingungen am Theater zu verbessern – speziell für Solisten, Dramaturgen und weitere Angestellter, deren Verträge als nicht mehr akzeptabel erachtet werden.

„Das Theater ist unsere Leidenschaft, unser Leben, aber wir müssen uns davor schützen können, nicht in wenigen Jahren auszubrennen“, sagt Kindermann. Er und seine Kollegen werden im Schnitt mit knapp unter oder über 2000 Euro brutto entlohnt – für 48-Stunden-Wochen mit gesplitteten Arbeitszeiten bis täglich 22 Uhr und jährlicher Möglichkeit der Nichtverlängerung, Klartext Kündigung.

„Wir suchen nicht die Konfrontation, aber wir wollen mit der Politik ins Gespräch kommen und unsere Lage öffentlich machen“, sagt Marie Ulbricht. „Für uns war es ein langer Weg auf die Bretter, die die Welt bedeuten, aber die Arbeitsbedingungen gefährden unsere Existenz und die des Ensembletheaters insgesamt.“

Wie in vielen anderen Theatern herrsche auch im Magdeburger Schauspielensemble eine hohe Fluktuation. Mit Kind sei der Beruf schwer, fast gar nicht auszuüben. „Bei 2000 Euro brutto bleibt kein Geld für den Babysitter.“

Die Schauspieler machen am 18. Januar 2018 im Stadtrat auf ihre Lage aufmerksam. Ihre Botschaft: „Von Applaus allein können wir nicht leben.“ Die Theaterleitung gibt auf Anfrage eine zurückhaltende Stellungnahme ab: „Die Aktion des Ensemble-Netzwerkes, der sich Mitglieder des Schauspielensembles privat anschließen, ist eine in einer demokratischen Gesellschaft wichtige Meinungsäußerung in einer zu respektierenden Debatte.“