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Stadtrat Magdeburg Socken-Eklat im Ratssaal

Darf ein Stadrats-Mitglied während einer Sitzung des Gremiums auf Socken ans Mikrofon treten? Frank Theile (Die Linke) meint: Nein.

Von Katja Tessnow 18.06.2016, 01:01

Magdeburg l 1985 legte ein gewisser Joschka Fischer in weißen Turnschuhen seinen Amtseid als erster grünen Minister im Hessischen Landtag ab. Das Bild gelangte zu Berühmtheit. Die Schuhe stehen heute im Museum. Dahin werden es die grauen Socken des Magdeburger Linke-Stadtrates René Hempel kaum schaffen, aber dennoch erinnert ein kurzer Eklat auf der Ratssitzung am Donnerstag an die berühmte Schuhnummer. Mit einem Unterschied. Während im Fall von Fischer der Turnschuh einst als Statement wider das politische Establishment herhielt, markiert die Hempel-Socke heute den Riss, der sich zwischen älterer und jüngerer Garde in der Linken auftut.

Was war geschehen? René Hempel – 37 Jahre, Historiker, Mitarbeiter im Wahlkreisbüro der linken Bundestagsabgeordneten Rosemarie Hein und eher ein Pullover-Mann – schritt auf Socken ans Mikrofon und begründete seine unorthodoxe Fußkleidung später ganz unpolitisch mit Problemen am Fußgelenk. Ansonsten trug er Jeans und Kapuzenpullover und lag damit nicht weit neben dem SPD-Bundestagsabgeordneten Burkhard Lischka, der mit kariertem Hemd, Jeans und Turnschuhen erschien.

Einzig Linksfraktionschef Frank Theile – 58 Jahre, ehemaliger NVA-Jagdflieger, heute Wobau-Angestellter und ein Schlips-und-Kragen-Mann – rieb sich an Hempels schuhlosem Auftritt, schrie Zeter und Mordio und bat die Sitzungsleitung um Herstellung einer angemessenen Kleiderordnung in seinen eigenen (!) Fraktionsreihen. Der Ratsvorsitzende Andreas Schumann (CDU) tat wie ihm geheißen. Hempel zog sich Turnschuhe über. Eklat aus.

Dem Beobachter bleibt nur Kopfschütteln. Hempel hatte am Mikrofon für kleinere Grundschulklassen geworben, für gute Bildung. Ein ehrbares Ziel und Konsens im Rat. Eltern und Lehrern dürfte völlig schnuppe sein, ob Politiker mit oder ohne Schuhe dafür antreten. Hauptsache sie tun es.