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Stadtumbau Nachbarn wollen keinen Supermarkt

Entsteht in Magdeburg in Stadtfeld-Ost ein Wohn- und Geschäftshaus mit großem Supermarkt? Benachbarte Händler sind dagegen.

Von Martin Rieß 02.06.2016, 11:44

Magdeburg l Tristesse zwischen Maxim-Gorki-Straße und Goethestraße: Halbfertig wirken zwei Bürogebäude, zwischen ihnen klafft seit Jahren eine Lücke. Könnte hier ein großer Supermarkt mit Wohnungen und Büros in den Etagen darüber dafür sorgen, dass Leben in diesem Bereich einzieht? Hintergrund ist nicht zuletzt, dass sich mit einem starken Mieter wie einem Supermarkt eine anspruchsvolle Bebauung leichter finanzieren ließe. Dazu müsste das bestehende Märktekonzept geändert werden.

In der Kommunalpolitik und in der Arbeitsgruppe Gemeinwesenarbeit wurde bereits diskutiert, jetzt waren die Nachbarn aus den Ladenlokalen bei einem Gespräch mit der Stadtverwaltung am Zug. Und um es kurz zu machen: Keiner der Anwesenden sprach sich dafür aus, einen großen Supermarkt an der Olvenstedter Straße zu ermöglichen. In dieser gebe es bis heute einen kleinteiligen Handel mit einer Reihe von ortsansässigen Anbietern – die in der Stadt auch ihre Steuern abführen – und vielen Angestellten. Die Rede ist davon, dass sich hier ein Kiez herausgebildet habe, wie er sonst in Magdeburg kaum noch zu finden ist.

Zwar erläuterte Stefan Holl, Geschäftsführer der von der Stadt mit einem Gutachten beauftragten Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA), warum er aus städteplanerischer Sicht das Projekt nicht grundsätzlich ablehne – selbst wenn es noch einige gravierende Fragen gebe. Doch gerade Erfahrungen aus anderen Städten und aus anderen Geschäftsstraßen in Magdeburg machen die Anlieger von der Olvenstedter Straße misstrauisch. Sie blicken sorgenvoll zum Beispiel auf die Entwicklung an der Großen Diesdorfer Straße.

Stefan Holl entgegnet: „Wir müssen hier genau unterscheiden, was wir privat für gut und für richtig halten und was die Aufgabe der Verwaltung ist.“ Und die bestehe zunächst darin zu untersuchen, welche städteplanerischen Aspekte eine Veränderung hat. Keine Prämisse könne aufgrund der gesetzlichen Grundlagen die Bevorzugung von Interessen bestehender Geschäfte gegenüber denen der potenziellen Investoren haben. Und auch der Erfolg großer Handelseinrichtungen liege in vielen Fällen daran, dass es unter den Menschen eine hohe Akzeptanz für diese Zentralität gebe.

Neben der Ablehnung gab es derweil mehrere Ideen, wie die Baulücke bebaut werden könnte. Im Gespräch war beispielsweise der Wunsch nach kleinteiligen Handelsflächen, die es in Stadtfeld kaum noch zu für Gründer bezahlbaren Preisen gebe. Das Schlagwort von den Editha-Arkaden machte hier die Runde. Gegenargument: Auf Mietpreise für Ladenlokale dürfe eine Kommune keinen Einfluss nehmen. Ein anderer Vorschlag zielt mit Blick auf die angespannte Parksituation im ganzen Stadtteil auf den Bau eines Parkhauses ab. Auch im Gespräch: ein Altenheim, das mit seiner zentralen Lage punkten könne. Und auch ein Spielplatz war angesichts der hohen Zahl an Kindern in Stadtfeld-Ost in die Diskussion eingebracht worden.

Heide Grosche, Chefin des Stadtplanungsamtes, sicherte den Besuchern des Abends zu, die Hinweise zu bündeln und dem Stadtrat zur Verfügung zu stellen. Was die Entwicklung von Alternativideen angehe, sei es jetzt noch zu früh. Falls gewünscht, könne auch dies unter der Beteiligung der Nachbarschaft geschehen.

Keine große Rolle spielte derweil in der Diskussion die geplante Erweiterung des Rewe-Marktes an der Albert-Vater-Straße, für die ebenfalls die Änderung des Märktekonzepts und eine Ausweitung des Stadtteilzentrums erforderlich ist. BfM-Stadtrat Klaus Kutschmann fürchtet in diesem Zusammenhang jedoch um die Zukunft des Marktes in der Motzstraße.