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Technikmuseum Vier Ausbauphasen für Museum in Magdeburg

Bis 2025 will die Stadt Magdeburg das Technikmuseum zu neuer Blüte bringen. Phase eins startet mit der Suche nach einem neuen Museumsleiter.

Von Katja Tessnow 04.01.2018, 00:01

Magdeburg l „Wir sind froh, dass es hier weitergeht“, sagt Reinhard Kruse. Der gelernte Magdeburger Stahlbauer, heute im Unruhestand, sitzt gestern an der Besucherkasse im Technikmuseum. Es herrscht Andrang. Gäste vom Ferienkind bis zum Senior strömen ins Haus. Kruse gehört zu jenem Team um den Vereinsvorstand Gerhard Unger, der das Museum seit zehn Jahren und im unbezahlten Einsatz nicht nur über Wasser gehalten, sondern neu belebt hat.

Der Kulturbeigeordnete Matthias Puhle nennt die Entwicklung des Hauses in Vereinshand „eine Erfolgsgeschichte“. Anno 2006 – damals war Puhle noch Chef der Magdeburger Museen und eher dem Mittelalter als der Industriegeschichte zugetan – empfand er die Technikschau als Klotz am Bein und sah ihre Schließung vor. Heute schätzt er die weitere Entwicklung auch im Kontext der Bewerbung Magdeburgs um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 als „von eminenter Bedeutung“ ein.

Einstimmig und unter Applaus für die ehrenamtlichen Museumsretter hat der Stadtrat am Vorjahresende die Rücknahme des Hauses in die städtische Trägerschaft beschlossen und dessen Qualifizierung im großen Stil. Der Ausbau ist in vier Phasen geplant.

Phase 1: Ab dem 1. Juni 2018 wird dem Betreiberverein ein wissenschaftlicher Mitarbeiter (Festanstellung) zur Seite gestellt, der künftig als Leiter des Museums vorgesehen ist. Er und ein wissenschaftlicher Beirat sollen den Ausbau konzeptionell vorbereiten. Ziel ist die stärker vernetzte Präsentation der Industriegeschichte mit wirtschaftsgeschichtlichen und soziokulturellen Entwicklungen im 19. und 20. Jahrhundert. Sie soll „mit allen Sinnen erfahrbar machen, wie sich Magdeburg im Zuge der Industrialisierung durch rauchende Schlote, Motorisierung der Transportmittel und hämmernde Maschinen“ verändert hat und dem Besucher zugleich Anknüpfungspunkte zu seiner heutigen Lebenswelt bieten, heißt es in der vom Kulturdezernat verfassten Kurzbeschreibung des Projektes.

Phase 2 des Ausbaus ist von 2019 bis Ende 2020 angesetzt. Zum 1. Juni 2019 übernimmt die Stadt das Museum zurück in eigene Trägerschaft, stellt weitere drei Leute ein. Das Konzept für die neue Dauerausstellung wird abschließend erarbeitet und 2020 dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt. Parallel wird für 2020 die Entscheidung darüber erwartet, welche Stadt 2025 den europäischen Kulturhauptstadttitel tragen darf. Die Magdeburger Bewerbung stellt unter anderem auf das industrielle Erbe und seine Pflege ab.

Phase 3: die Umsetzung. Von 2021 bis 2024 wird das Haus um- und ausgebaut, bevor in Phase 4 (2025) die Neupräsentation der Ausstellung zur Magdeburger Industriekultur geplant ist. „Das neu gestaltete Museum wird damit zu einem Höhepunkt im Kulturhauptstadtjahr 2025“, schwelgt der Kulturbeigeordnete in Vorfreude.

In die Vorfreude des „alten“ Stahlbauers Kruse an der Museumskasse mischt sich eine Prise Skepsis. „Ich weiß nicht genau, was von der Ausstellung, wie wir sie heute kennen, übrig bleibt. Ich bin gespannt.“ Kruse wünscht sich vor allem, dass etwas bleibt vom Geruch nach altem Stahl und Staub. Wenn Gäste aus Richtung Westen kommen, staunen sie oft, was wir hier noch an wirklich alten Maschinen zum Anfassen haben.“ Gerade der rustikal-industrielle Charme käme an. Kruse und seine Vereinskollegen hoffen, er geht nicht an eine allzu schick-moderne Präsentation verloren.