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Telefonbetrug Falsche Polizisten spionieren Bürger aus

Mit einer neuen Masche versuchen Betrüger an Daten und Wertgegenstände sorgloser Bürger zu gelangen, auch in Magdeburg.

Von Anja Guse 03.03.2017, 15:42

Magdeburg l Bei einer neuen Betrugsmasche nutzen Täter das Vertrauen ihrer Opfer gegenüber Polizeibeamten aus. Polizeisprecher Mike von Hoff erklärt das Vorgehen der Täter und Präventionsmaßnahmen.

Wie genau gehen die Betrüger bei dieser Masche vor?

Mike von Hoff: Die Betrüger rufen ihre Opfer an und geben sich am Telefon als Polizeibeamte aus. Sie behaupten, dass es Festnahmen gab und bei den Tätern Notizen gefunden wurden, auf denen nicht nur Namen, Adressen und Telefonnummern vermerkt wären, sondern auch Lebensumstände dieser Personen. Dann fragen sie ihre Opfer aus.

Was wollen die Täter wissen?

Abgefragt wird beispielsweise, ob man allein wohnt, ob man sein Geld im Tresor aufbewahrt oder ob man demnächst in den Urlaub fährt. Manchmal wollen die Betrüger auch Kontodaten abgleichen.

Allein das Abfragen von Daten ist noch kein Betrug. Was ist das Ziel der Täter?

Die Daten, die sie so erhalten, nutzen sie für kriminelle Machenschaften. In Stendal beispielsweise haben es falsche Polizisten Ende Februar geschafft, eine 86-jährige Rentnerin um 45.000 Euro zu betrügen.

Wie viele Betrugsfälle dieser Art gab es in Magdeburg?

Wir wissen derzeit von einem Fall, bei dem es zum Glück nur beim Versuch blieb.

Was war geschehen?

Am 26. Februar wurde abends ein Mann in Ottersleben angerufen. Der Unbekannte gab sich am Telefon als Polizist aus und versuchte, den Mann auszufragen. Dieser fiel aber nicht darauf rein und legte auf.

Woran erkennt man, ob ein Betrüger anruft oder vielleicht doch die echte Polizei bzw. ein seriöses Umfrageinstitut?

Die Polizei ruft nicht an und fragt schon gar nicht nach persönlichen Geldverstecken. Zudem stellen Beamte keine Wertsachen und kein Bargeld vorsorglich sicher. Misstrauisch sollte man auch werden, wenn sehr private Dinge abgefragt werden.

Was deutet noch auf Betrug hin?

Wenn die Fragen des Täters inhaltlich nicht zusammenpassen oder nach zu vielen privaten Daten gefragt wird. Beispiel: Ein Anrufer erzählt, man habe Kontodaten im Müll gefunden und wolle diese abgleichen. Wenn ich weiß, dass ich meine Daten niemals ungeschreddert in den Müll werfe oder aber nur Online-Banking nutze, dann kann das nicht stimmen. In einigen Fällen berichteten Opfer davon, dass sie schon beim Gespräch mit den Betrügern misstrauisch wurden. Spätestens dann sollte man auf sein Gefühl hören und das Gespräch beenden.

Kann man anhand der Telefonnummer, die eventuell im Display erscheint, schon erkennen, ob die echte Polizei am Telefon ist?

Leider nicht auf den ersten Blick. Es gab im Harz Fälle, bei denen die Betrüger ihre Absender-Telefonnummer manipuliert hatten. Auf dem Display erschien die Vorwahl eines Ortes und dann die 110. Die Nummer war gefälscht.

Nach welchen Kriterien suchen sich die Betrüger ihre Opfer aus? Sind es vorrangig Senioren?

Nein, es betrifft nicht nur Senioren. Es ist kein klassischer Enkeltrick. Es kann alle Altersklassen treffen. Allerdings können wir noch nicht sagen, wonach die Betrüger ihre Opfer auswählen und wie sie an deren Telefonnummern kommen.

Wie kann man sich vor einem Telefonbetrug durch falsche Polizisten schützen?

Unser Tipp: Geben Sie Fremden keine Auskünfte. Informieren Sie auch Ihre Kinder über die Vorgehensweise. Lassen Sie sich nicht oder nur mit Nachnamen ins Telefonbuch eintragen. Nutzen Sie den technischen Fortschritt und schließen Sie ein Telefon mit Nummernanzeige an. Schalten Sie einen Anrufbeantworter an, denn selten sind Täter so mutig und sprechen auf das Gerät. Sollten Sie bei einem Gespräch, Telefonat oder persönlichem Aufeinandertreffen ein ungutes oder mulmiges Gefühl haben, rufen Sie die 110 an.