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Tiere in Not Katzenjammer um Magdeburger Tierrettung

Kritik an der Tierrettung in Magdeburg: Nach einem Stopp in der Tierklinik wurde eine kranke Katze wieder ausgesetzt. Jetzt ist sie tot.

Von Franziska Ellrich 27.08.2017, 05:00

Magdeburg l Eine schwarz-weiße Katze, vollkommen zerzaust, liegt vor wenigen Tagen auf dem Spielplatz der Kita Kinderland in der Lumumbastraße. Selbst als die Kinder das schwache Tier entdecken, sich ihm nähern, Dutzende über den Spielplatz rennen, bleibt die Katze liegen. „Sie war nicht in der Lage zu laufen. Wir dachten, sie bekommt vielleicht Junge und schafft es einfach nicht alleine“, erinnert sich eine der Kita-Erzieherinnen. Sie war dabei, als die Magdeburger Tierrettung zu Hilfe gerufen wurde.

Allerdings seien die Tierretter bei Ankunft an ihrem Einsatzort „völlig genervt“ gewesen, erklärt die Erzieherin im Gespräch mit der Volksstimme. Man habe die Tierretter überzeugen müssen, die Katze mitzunehmen. Nur wenige Stunden später kommt das Fahrzeug der Tierrettung zurück - und die Mitarbeiter legen die Katze wieder auf dem Hof der Kita Kinderland ab.

Die Kinder sind zu diesem Zeitpunkt bereits zu Hause, die Erzieherinnen hingegen können den Vorfall überhaupt nicht fassen. Die ganze Nacht über habe die Katze im strömenden Regen unter einem Busch in der Nähe des Kita-Geländes gelegen. Am nächsten Tag entdeckt eine Spaziergängerin das Tier und informiert Tierschützerin Sieglinde Krüger.

Die Magdeburgerin ist bekannt für ihre schnelle Hilfe, wenn es um verletzte oder ausgesetzte Tiere geht. Aktuell kümmert sie sich um 17 erwachsene Katzen und elf Junge – was Zeitaufwand und Kosten betrifft, ist sie damit eigentlich an ihrer Grenze. Sieglinde Krüger macht sich trotzdem auf den Weg in die Lumumbastraße und bringt die schwarz-weiße Katze zum Tierarzt. Das Ergebnis: extrem hohe Nierenwerte. Das Tier stirbt noch am selben Tag. „Die Katze konnte sich nicht mehr bewegen, im schlimmsten Fall hätte man sie erlösen oder wenigstens ins Tierheim bringen müssen“, sagt Sieglinde Krüger.

Warum das nicht geschehen ist, erklärt Stadtsprecher Michael Reif auf Nachfrage der Volksstimme folgendermaßen: Die Katze sei von der Tierfangbereitschaft in die Klinik gebracht, dort untersucht und geröntgt worden. Weder wurde dabei festgestellt, dass die Katze trächtig ist, noch seien eine Erkrankung oder Verletzung diagnostiziert worden. Aus diesem Grund hätten laut Stadtsprecher die Kollegen die Katze zurück zum Fundort gebracht, „damit sie in ihre gewohnte Umgebung, in ihr Zuhause zurückkehren kann“.

Tierarzt Klaus Kutschmann erklärt, dass bei herrenlosen Tieren erst einmal immer nur das Notwendigste untersucht und behandelt werde – aufgrund der Frage, wer dafür finanziell aufkommt. Im Regelfall seien die Kommunen verantwortlich. „Wenn die Katze wirklich krank war, hätte sie ins Tierheim gemusst“, macht Klaus Kutschmann von der Tierärztekammer des Landes deutlich.

Sowohl die Kita-Erzieherinnen als auch Sieglinde Krüger betonen: „Die Katze konnte nicht mehr richtig laufen.“ Tierschützerin Sieglinde Krüger hat jetzt Anzeige gegen unbekannt erstattet. Geht es nach ihr, sollte die betreffende Besatzung der Tierfangbereitschaft „eigentlich nie wieder ein Tier anfassen“ dürfen.

Aus dem Rathaus heißt es zur Arbeit der Tierretter hingegen: Das Fahrzeug der Tierfangbereitschaft ist „mit engagierten Feuerwehrmännern besetzt, die ein großes Herz für Tiere haben und sich regelmäßig im Umgang mit verschiedensten Tieren schulen lassen“, so Stadtsprecher Reif.

Rund um die Uhr arbeite die Tierfangbereitschaft. Die Einsätze seien vielfältig: Von ausgesetzten Heimtieren, Nutztieren in Notsituationen über tote Tiere nach einem Unfall bis hin zur Unterstützung, wenn der Rettungsdienst Herrchen ins Krankenhaus bringt und das Haustier übergangsweise im Tierheim versorgt werden muss, zählt Michael Reif auf. Die Mitarbeiter von Feuerwehr und Tierheim würden in engem Kontakt stehen. Jederzeit hätten die Tierretter Zugang zum Gelände des Tierheims. Der Ort, an dem Sieglinde Krüger zufolge auch die schwache Katze vom Kita-Spielplatz besser aufgehoben gewesen wäre.