1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Trauerzug mit 120 Paketfahrern

Tödlicher Unfall Trauerzug mit 120 Paketfahrern

Für einen bei einem Unfall zweier Paketfahrer auf der B71 bei Magdeburg verstorbenen Fahrer wird am Sonntag ein Trauerzug gestartet.

Von Rainer Schweingel 29.07.2016, 01:01

Magdeburg l Der Schock über den Unfall sitzt den Angehörigen auch bei den Kollegen immer noch tief. „Wir sind alle stark getroffen, dass unser Kollege nicht mehr da ist. Wir wollen ihm mit einem Trauerzug die letzte Ehre erweisen“, sagte am Donnerstag Marvin Stakelies.

Der Magdeburger ist Inhaber des Transportunternehmens Transokom mit Sitz in Stadtfeld. 27 Kollegen sind täglich deutschlandweit mit insgesamt 23 Fahrzeugen unterwegs, um vor allem Pakete zuzustellen. Auch das 57-jährige spätere Unfallopfer gehörte zu seiner Mannschaft. „Er war ein äußerst erfahrener Kollege und seit Jahrzehnten als Fahrer auf der Straße. Wir wollen mit der Fahrzeugkolonne unser Beileid und Mitgefühl ausdrücken“, so Stakelies. Das Unfallopfer hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder.

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei war auf der B 71 zwischen Meitzendorf und Ebendorf die Fahrerin eines Transporters aus unbekannter Ursache beim Durchfahren einer Kurve auf die Gegenfahrbahn geraten und mit dem entgegenkommenden Kleintransporter zusammengestoßen, sagte Joachim Albrecht von der Polizei des Bördekreises. „Die Fahrerin wurde mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht und konnte aufgrund des Gesundheitszustandes noch nicht zur Sache befragt werden“, so Sprecher Joachim Albrecht.

Am Sonntag um 10.30 Uhr treffen sich die Fahrzeuge auf dem Parkplatz des Floraparks zum Trauerzug. Dort soll es eine Gedenkfeier mit Ansprachen geben. Danach brechen die Fahrer auf. Das erste Fahrzeug trägt ein Trauergebinde, alle Fahrzeuge Trauerflor.

Die Transporter starten auf zwei Routen vom Florapark zur Unfallstelle. Eine Hälfte fährt über den Silberbergweg auf die B 71. Die andere nutzt den Olvenstedter Graseweg und steuert über diese Strecke Ebendorf an. Hintergrund: Der Trauerzug ist bei der Polizei im Bördekreis angemeldet. Die Beamten sichern aber erst ab der Stadtgrenze die Kolonne ab. An der Unfallstelle soll es einen Halt geben, bevor sich der Zug in Haldensleben auflöst.

Eingeladen zum Trauerzug seien alle, die mit der Fuhrdienstbranche etwas zu tun haben, vornehmlich Paketdienstfahrer. Da spiele auch Konkurrenz keine Rolle. „Zusagen von 40 bis 50 Fahrern und ihren Fahrzeugen liegen bereits vor“, so Firmenchef Stakelies. In der Paketdienst-Szene habe sich die Aktion schon herumgesprochen, die neben der Trauer auch auf den Druck aufmerksam machen soll, demn die Paketfahrer und die Firmen beim Kampf um Aufträge ausgesetzt seien. Die Zeiten für die Auslieferungen würden immer kürzer. „Da gibt es morgens einfach einen Haufen Pakete und es heißt dann: Die müssen unbedingt zugestellt werden“, so Stakelies. Keiner frage, wie das überhaupt möglich sei.

Mindestens 75 000 Kilometer schrubben seine Fahrer jedes Jahr. Viele Kilometer davon auch noch nachts, zum Beispiel um Kfz-Teile zu transportieren, so Stakelies. Zu Unfällen komme es, „aber ich hatte immer gehofft, so etwas Schlimmes nicht erleben zu müssen“. Das hat sich in der vergangenen Woche geändert. Mit dem Trauerzug soll die letzte Ehre erwiesen werden.