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Typisierungsaktion 1240 Mal Hoffnung für Papa René

1240 Menschen ließen sich am Sonnabend in Magdeburg Blut abnehmen, um René die Chance für ein neues Leben zu geben.

Von Stefan Harter 27.06.2016, 01:01

Magdeburg l Für Sophie Jungnickel besteht nicht die Frage, ob ein Spender für ihren Mann René gefunden wird, sondern nur wann. So fest überzeugt ist sie davon, dass früher oder später ein Lebensretter registriert wird. Und sollte kein Spender „für René dabei sein, können wir aber vielleicht jemand anderem helfen“, sagt sie optimistisch.

Angesichts des immensen Zuspruchs hat sie auch jeden Grund dazu. Am Sonnabendvormittag finden sich in der Fermersleber Sporthalle 120 Helfer zusammen, um gemeinsam die Typisierungsaktion für ihren Freund, Kollegen und Vereinskameraden René auf die Beine zu stellen.

Der 41-Jährige erhielt kurz nach Pfingsten die niederschmetternde Diagnose: Leukämie. Seitdem ist der zweifache Vater in der Uniklinik zur Chemotherapie. Doch die kann ihn nicht retten, sondern aufgrund der besonderen Art des Blutkrebses nur das Unvermeidliche hinauszögern.

Nur eine Stammzellenspende aus dem Knochenmark eines „genetischen Zwillings“ kann ihm helfen. „Dann wird er wieder ein gesunder Mensch“, ist Sophie Jungnickel zuversichtlich. „Ich habe gar keine Zweifel. Im kommenden Sommer wollen wir heiraten“, sagt sie.

Was am Sonnabend für diesen Traum auf die Beine gestellt wurde, ist beeindruckend. „Ein halbes Volksfest“, nennt es Renés Frau treffend. „Man weiß gar nicht, was man sagen soll. Sie könnten alle bei dem schönen Wetter auch woanders sein“, sagt sie überwältigt.

Gut vier Wochen lang haben alle Beteiligten dafür geschuftet, Flyer verteilt, im Internet geworben, die Aktion geplant. Renés Vater, Dietmar Jungnickel aus Schönebeck, war dort an vielen Türen Klinken putzen, um Sponsoren und Unterstützer zu finden, organisierte so den Plakatdruck und einen Shuttlebus nach Magdeburg. „Ich bin total zufrieden und glücklich, dass ich das für meinen Sohn geschafft habe. Wir sind nicht nur Vater und Sohn, wir sind Freunde“, erklärt er.

Auch Ingolf Nitschke, in dessen Autohaus René als Kfz-Meister arbeitet, hat mit allen Mitarbeitern geholfen. Sie sitzen an den Registrationstischen oder weisen die Besucher auf dem Parkplatz ein. „Es ist außerordentlich, wie sich alle für ihn einsetzen“, sagt er. Denise Lühr von der Uniklinik und Eileen Feldmeier aus der Hausarztpraxis Schönebeck sind ebenfalls freiwillig da, um die fünf Milliliter Blut abzunehmen, die für die Typisierung gebraucht werden. „Am Anfang hatten wir gar nicht genug Plätze, weil der Andrang so groß war“, erzählen sie. Für Antonia Lukas von der Organisation DKMS (ehemals Deutsche Knochemarkspendedatei), die deutschlandweit die größte Stammzellspenderdatei verwaltet, war die Aktion „sensationell, vor allem bei dem Wetter“, wie sie sagt. Statistisch sei es so, dass pro Aktion ein passender Spender für einen Blutkrebspatienten gefunden wird. Ob der Lebensretter von René dabei war, wird sich in einigen Wochen zeigen, wenn die Proben untersucht worden sind. Für ihn und seine Frau Sophie bedeutet es, warten und hoffen. „Er ist aber wahnsinnig tapfer“, sagt sie und wirkt dabei nicht weniger tapfer.