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Unwetter Magdeburg Tierischer Stress für sicheren Zoo

Nach dem Unwetter öffnet der Zoo Magdeburg am 1. Juli 2017 wieder seine Pforten. Zoochef Kai Perret berichtet über die Sturmfolgen.

Von Anja Guse 29.06.2017, 18:21

Magdeburg l Zoodirektor Dr. Kai Perret wirkt auch eine Woche nach dem Unwetter fassungslos. Sturmtief „Paul“ hatte am 22. Juni 2017 in seiner Anlage für einen enormen Schaden gesorgt. „So etwas habe ich noch nie gesehen. Das war bisher das schlimmste Unwetter, das ich hier erlebt habe“, sagte er am 29. Juni 2017 bei einem kleinen Rundgang durch den Zoo.

Besonders getroffen hat es den alten Baumbestand. Die Schäden sind gravierend. Allein in der Parkanlage direkt hinter dem Haupteingang mussten zehn Bäume gefällt werden, darunter Baumriesen, die schon 150 bis 200 Jahre alt waren. Zehn weitere Bäume sind bereits markiert und werden in den nächsten Tagen abgesägt. Ihre Kronen sind derart stark ausgelichtet, dass sie nicht mehr überleben werden.

Insgesamt müssen 50 Bäume gefällt und weitere 100 beschnitten werden.

Doch auch Gebäude und Gehege wurden durch das Unwetter zerstört. Im Tigergehege stürzte ein Baum auf den Zaun und das Dach des Hauses. Die Tiere dürfen vorerst nicht in ihr Freigehege. „Ihnen steht im Moment nur das Haus und ein Vorgehege von etwa 250 Quadratmetern zur Verfügung“, berichtet Kai Perret.

„Das ist zwar nicht optimal, aber es geht ihnen damit auch nicht schlecht.“ Zu sehen sind die Tiger für Besucher nicht. Ebenso wenig die Schneeleoparden. Auch ihre Außenanlage ist zerstört. Beschädigt wurden zudem das Dach des Weißkopfsaki-Hauses und die bereits restaurierte Pergola des Rosengartens.

Die Volksstimme stellt an dieser Stelle die wichtigsten Fragen und Antworten zusammen:

Ab wann ist der Zoo wieder geöffnet?

Der Zoo öffnet am Sonnabend, 1. Juli, um 9 Uhr.

Sind alle Tiere zu sehen?

Nein. Von den 214 Tierarten sind zwei – Tiger und Schneeleoparden – vorläufig nicht zu sehen. Alle anderen Tiere können besucht werden.

Warum und wie lange werden die Tiger für Besucher nicht zu sehen sein?

In dem etwa 1700 Quadratmeter großen Freigehege stürzte ein Baum auf einen Zaun und das Haus der Tiger. Dieser Baum muss mit einem Autokran herausgeholt werden. Erst danach werden alle Schäden sichtbar sein. Sollte das Haus der Tiger stark beschädigt sein, kann es sein, dass die Tiere für einen eventuellen Neubau für einige Wochen in einen anderen Zoo ausweichen müssen. In diesem Fall würde der Zoo die Tigeranlage komplett erneuern. „Das war in drei Jahren sowieso vorgesehen“, so Zoochef Kai Perret.

Wie kann der Zoo sicherstellen, dass bei einem weiteren Unwetter keine Tiere flüchten können?

Gar nicht. „Wir sind einfach sehr froh, dass im aktuellen Fall alle Tiere schnell in ihre Häuser gelockt werden konnten“, erklärte Kai Perret.

Wie hoch ist die Schadenssumme insgesamt?

Der Zoochef geht von einer oberen sechsstelligen Summe aus. Allein durch die Schließung sind dem Zoo mindestens 100.000 Euro an Einnahmen entgangen. Eine genaue Schadenshöhe kann aber auch eine Woche nach dem Unwetter noch nicht genannt werden.

Ist der Zoo gegen Schäden durch Unwetter versichert?

Zum Teil. Die Schäden an den Gebäuden werden ersetzt. Der Verlust von Bäumen und die entsprechenden Nachpflanzungen, die Baumpflegearbeiten und die Entsorgung des toten Holzes dagegen nicht. Deshalb hofft der Zoo auf Spenden. Gerd Maserak, Vorsitzender des Fördervereins Zoofreunde Magdeburg, überreichte Kai Perret am Donnerstag schon einmal einen Spendenscheck in Höhe von 10.000 Euro.

Dürfen Zoobesucher totes Holz mit nach Hause nehmen?

Nein. Schon allein deshalb nicht, weil der Zoo wegen des Asiatischen Laubholzbockkäfers im Quarantänebereich liegt. Zudem ist der Zoo verpflichtet, das Holz entsorgen zu lassen.