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VerdachtBettler in Magdeburg auf Beutezug

Nicht mal jeder zweite Einbruch in Magdeburg konnte 2016 aufgeklärt werden. Gerade durchreisenden Tätergruppen wird man kaum habhaft.

Von Jana Heute 10.04.2017, 01:01

Magdeburg l Es war ein äußerst mulmiges Gefühl, das unseren Leser Andreas Geisler befiel. Am Sonntagnachmittag des 2. April beobachtete er aus dem Fenster seines Eigenheimes im Hopfengarten zwei unbekannte Männer, die sich äußerst verdächtig verhielten. Sie betraten mehrere private Grundstücke, klingelten aber nicht, sondern schauten sich nur um. „Irgendwann hat es mir gereicht. Ich bin ihnen gefolgt und habe sie angesprochen“, erzählt der Magdeburger. Gesagt hätten die Männer nicht viel, nur einen Zettel hochgehalten, auf dem stand, dass sie aus Rumänien kämen, keine Arbeit und kein Geld hätten, berichtet Geisler. Danach hätten sie sich schnell aus dem Staub gemacht.

Bettler in der ruhigen Siedlungsstraße? „Die sitzen doch eigentlich immer an belebten Plätzen in der Stadt“, wundert sich Andreas Geisler. „Warum haben sie nicht geklingelt, um nach Geld zu fragen, sondern erst den Bettlerzettel hochgehalten, als ich sie angesprochen habe“, so fragt er sich auch. Andreas Geisler geht viel mehr davon aus, dass es sich um Späher handelte, die günstige Gelegenheiten für einen Einbruch auskundschaften wollten. Und tatsächlich: Am Dienstagmorgen liest er in der Volksstimme, dass es im Doctor-Eisenbart-Ring (also nur ein paar Straßen weiter) in der Nacht zum Montag gleich 20 Kellereinbrüche gegeben hat.

Ein Zufall? Sein Verdacht, dass hier vorab womöglich Spähtrupps unterwegs waren, wird noch durch einen anderen Fakt genährt. Im August 2016 gab es eine ganz ähnliche Situation: „Erst lungerten einige dieser ,Bettler‘ um unsere Häuser herum. Einer von ihnen war sogar auf unserem Grundstück“, berichtet Geisler. Wenige Tage später sei in ein Einfamilienhaus in der Straße eingebrochen worden. Ein weiterer Versuch war gescheitert.

Darauf warten, dass möglicherweise wieder etwas passiert, wollte Andreas Geisler nicht. Er rief unmittelbar nach seiner seltsamen Begegnung mit den vermeintlichen Bettlern am 2. April die Polizei an und schilderte das Erlebte. „Ich hatte aber das Gefühl, dass die Beamtin am Telefon mich nicht so richtig ernst genommen hat“, erzählt er. „Als ich dann von den Kellereinbrüchen im Doctor-Eisenbart-Ring erfuhr, habe ich mir gedacht, das hätte man vielleicht verhindern können“, so Geisler. Es wäre zumindest eine Chance gewesen, möglichen Tätern auf die Spur zu kommen.

Geht die Polizei solchen Hinweisen nicht nach? Diesen Verdacht weist Sprecherin Beatrix Mertens zurück. „Jeden Hinweis von aufmerksamen Bürgern nehmen wir gern entgegen und er fließt in die Ermittlungen ein“, betont sie. Dazu müsse nicht erst eine Straftat erfolgen, auch verdächtige Beobachtungen, wie die von Andreas Geisler geschilderten, sollten gemeldet werden. „Ein Streifenwagen fährt raus, so das personell möglich ist. Und sei es, um präventiv tätig zu werden“, sagt sie.

Ob die angeblichen Bettler wirklich mit den kurz darauf erfolgten Kellereinbrüchen im Hopfengarten zu tun hatten, bleibt Spekulation. Sie konnten bislang nicht aufgeklärt werden. Unstrittig ist aber, dass neben deutschen Tätern ebenfalls ausländische Tätergruppen, darunter osteuropäische, Einbrüche in Magdeburg verübt haben. Darauf weisen nachverfolgbare Spuren hin, die sich oft über mehrere Bundesländer ziehen. Das sind sichergestellte DNA-Spuren oder Kennzeichen gestohlener Autos, die von den Tätern benutzt werden. Den vagabundierenden Tätergruppen wird die Polizei aber nur schwer habhaft. In Magdeburg konnte im vergangenen Jahr keine solche Tätergruppe überführt werden, räumt die Polizeisprecherin ein.