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Verkauf besiegeltRangelei um den Uniplatz in Magdeburg

Der Magdeburger Statdrat hat den Verkauf der unbebauten Oststeite des Universitätsplatzes beschlossen. Darüber gibt es Ärger.

Von Katja Tessnow 20.05.2017, 01:01

Magdeburg l Jahrelang hat die Stadt vergeblich nach Investoren zur attraktiven Gestaltung und Belebung der Ostseite des Universitätsplatzes gesucht. Eine Ausschreibung 2012 fruchtete nicht. 2015 schließlich bekundeten drei Firmen mit aus Verwaltungssicht seriösen Konzepten ihr Kaufinteresse. 2016 folgten heftige Debatten um deren Entwürfe, die auch die Öffentlichkeit erreichten (Volksstimme berichtete). In der Folge empfahl der Gestaltungsbeirat einen Architekturwettbewerb; der Bauausschuss des Stadtrates schloss sich im September 2016 dieser Forderung an. Die Wettbewerbskosten sollten die Bieter tragen. Ein Interessent, die Hamelner Gesellschaft für Projektentwicklung (GSP) erklärte sich dazu bereit, der andere nicht; der dritte war schon zuvor aus dem angelaufenen Vergabeprozess ausgeschieden. Schlussendlich beerdigte die Verwaltung besagten Prozess ergebnislos und schrieb das Grundstück Anfang März diesen Jahres neu zum Verkauf aus – dieses Mal mit der Bedingung, dass der Käufer sich zur Ausrichtung eines städtebaulichen Wettstreits um die Gestaltung des rund 10.500 Quadratmeter großen Geländes verpflichtet.

Überraschung: Vier Bieter traten in den Ring, neben der letztlich erfolgreichen Grundtec aus Magdeburg, die erwähnte GSP aus Hameln, die Rewe Markt GmbH Teltow und die OFF Immobilien-Beteiligungs GmbH aus Königsbrunn. Pikant: Die ersten Gebote von Grundtec (6,152 Millionen Euro) und GSP (6,205) lagen dicht beieinander, während die anderen Bieter mit 4,5 und 3,9 Millionen Euro weit dahinter zurück blieben.

Der Vorgang, der sich nun an die Bieterphase eins anschloss, erregt das Missfallen der unterlegenen GSP. Der Vorschlag der Verwaltung zum Verkauf an die GSP fiel im Verwaltungsausschuss des Stadtrates durch. Stattdessen und wegen der um weniger als ein Prozent differierenden Gebote von GSP und Grundtec wurden die beiden Erstplatzierten Bieter im Sinne der Auflösung des Fast-Patts ersucht, ein letztes verbindliches Kaufpreisangebot abzugeben. Die GSP nennt dieses Vorgehen unübersichtlich, investorenfeindlich und zweifelt die Rechtmäßigkeit der Vergabe an. Das Unternehmen kündigte der Verwaltung gegenüber die Einschaltung eines Rechtsanwaltes an. Dieser ließ die Stadt inzwischen wissen, dass die von ihm vertretene Firma gedenke, den Kaufvertrag im Juli einzugehen und die vereinbarte Kaufsumme bis Ende September zu überweisen.

Währenddessen stockte die Grundtec ihr Gebot auf 6,512 Millionen Euro auf und lag nun deutlich vor der GSP, die ein erneutes Gebot verweigerte.

In der Folge schlug der Oberbürgermeister, der den GSP-Vorwurf eines verzerrten Bieterwettbewerbes energisch zurückweist, dem Stadtrat den Zuschlag für die heimische Grundtec vor. Der Stadtrat folgte dem Vorschlag nun mehrheitlich. Der Zeitraum zwischen der Ausschreibung Anfang März und dem Zuschlag zweieinhalb Monate später ist rekordverdächtig. Ebenfalls willigte der Rat in nicht öffentlicher Sitzung ein, dass der Käufer – die Grundtec – das Grundstück zum Zwecke der Finanzierung bereits vor Umschreibung des Eigentums bis zur Summe des Kaufpreises belasten darf.

OB Lutz Trümper (parteilos) sagte auf Nachfrage, dass bei der Auswahl eines Käufers generell nicht ausschließlich das Gebot ausschlaggebend sei, sondern „zum Beispiel auch dessen Bonität“. Dem nicht öffentlichen Beschlusspapier zum Verkauf – es liegt der Volksstimme vor – ist zu entnehmen, dass die Kreditreformauskunft beiden zuletzt rangelnden Bietern – Grundtec und GSP - Bonität bescheinigt, der Grundtec allerdings eine höhere.

Grundtec-Geschäftsführer Rolandy Horvath zeigte sich am Telefon sehr erfreut über den positiven Ausgang des Bieterverfahrens für sein Unternehmen: „Wir haben große Lust drauf, diesen zentralen Platz wiederzubeleben – möglichst mit einer touristischen Attraktion.“ Ob der Verkauf noch ein juristisches Nachspiel hat, bleibt abzuwarten.