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Brand im WohnheimLebensbedrohlich: Fluchttür defekt

Nach dem Brand in einem Magdeburger Studentenwohnheim ermitteln Polizei und Bauordnungsamt.

Von Franziska Ellrich 28.03.2017, 01:01

Magdeburg l Ein Sofa steht auf dem Flur des Wohnheimes an der Walther-Rathenau-Straße in Flammen, die großen Stahltüren auf der Mitte des Ganges schließen automatisch, Fliehen geht nur über den Notausgang am Ende des Flures. Dahinter bedeutet die Stahltreppe an der Hauswand außen frische Luft und Sicherheit. Doch genau eine dieser Notausgangstüren soll am Sonnabend nicht funktioniert haben.

Rückblick: Die Feuerwehr wird am 25. März gegen Mitternacht zum Einsatz in das Studentenwohnheim gerufen. Auf dem Flur in der dritten Etage ist ein Feuer ausgebrochen. Circa 30 Bewohner schaffen es selbst nach draußen. Doch drei Bewohner müssen über eine Drehleiter evakuiert werden. Die Einsatzkräfte rufen sofort das Bauordnungsamt zum Studentenwohnheim. „Eine Tür zu einem Fluchtweg war nicht nutzbar, das ist nicht akzeptabel“, erklärt Stadtsprecher Michael Reif am Montag auf Volksstimme-Nachfrage.

Die Mitarbeiter untersagen noch am frühen Sonntagmorgen die Nutzung des entsprechenden Flures. Am Montag ist das Verbot bereits wieder aufgehoben, „weil die Tür wieder aufgeht“, so der Stadtsprecher. Wer am Montag das vor wenigen Jahren frisch sanierte Haus betritt, sieht bis zur dritten Etage keine Spuren des Unglücks. Alles ist sauber, die Flure aufgeräumt, bis auf ein paar Fußabtreter sind die Gänge leer, die Fluchtwege frei. Erst auf Höhe der Apartments im dritten Stock verrät der Gestank, dass es dort am Sonnabend gebrannt hat.

Der Teil des Flures, auf dem es gebrannt hat, ist weiterhin gesperrt. Hinter der großen Stahltür, die die Bereiche trennt, ist alles verrußt, die Überreste eines Sofas und eines Kühlschranks sind auf Aufnahmen von Sonnabendnacht noch zu erkennen. Die Ermittlungen zur Brandursache laufen. Die Kriminalpolizisten haben Proben mitgenommen. Es soll untersucht werden, ob eventuell Brandbeschleuniger benutzt wurden, erklärt Polizeisprecher Mike von Hoff.

Den Einsatzkräften der Feuerwehr zufolge könne ein technischer Defekt eher ausgeschlossen werden. Ob aber jemand die Möbel auf dem Flur absichtlich angesteckt hat oder es sich um eine fahrlässige Brandstiftung handelt, zum Beispiel versehentlich durch eine brennende Zigarette, ist laut Polizei noch völlig offen.

Eine Studentin kommt am Montagvormittag fröhlich den Flur entlang, sie wohnt auf dem Abschnitt hinter der Stahltür, die ein Ausbreiten der Flammen verhindert hat. Angst hat die Studentin nach dem Brand nicht. „Ich war am Sonnabend tanzen und als ich zurückkam, war die Feuerwehr schon wieder weg“, erklärt sie in gebrochenem Deutsch. Ein Großteil der Studenten in dem Wohnheim kommt aus dem Ausland. Doch bei der Polizei geht man davon aus, dass es keine Brandstiftung mit einem „fremdenfeindlichen Hintergrund“ war. „Ausländische Studenten leben dort seit vielen Jahren“, sagt Mike von Hoff.

Doch wie kommen die Möbel auf die sonst so aufgeräumten Flure? Die Volksstimme hat bei der Hausverwaltung nachgefragt: Es habe auf dem Flur gerade zwei Umzüge gegeben. Offensichtlich seien dabei die Möbel dort abgestellt worden, vermutet Melanie Biedermann. Die Mitarbeiterin der Hausverwaltung ist am Montag vor Ort, um sich die Folgen anzusehen. Damit auf dem Flur alles wieder in Ordnung gebracht werden kann, müsse jetzt abgewartet werden, bis die Polizei den Teil des Ganges wieder freigibt. Erst dann könnten auch die betroffenen Bewohner wieder an ihre persönlichen Sachen.

Sieben Wohnungen gehören zu dem gesperrten Flur, nur drei Bewohner mussten woanders untergebracht werden. Da gerade Semesterferien sind, waren nicht alle Wohnungen belegt. Melanie Biedermann testet am Montag noch mal die bemängelte Fluchttür. Mit dem Ergebnis: „Die Tür funktioniert problemlos.“ Zudem ist sie froh, dass die Stahltür in der Mitte des Ganges sich wie geplant verriegelt – und damit das Feuer zurückgehalten hat.

Fluchtausgänge sind in den meisten Fällen mit einem sogenannten „Fluchttürwächter“ gesichert, der hinuntergedrückt werden muss. Die Mitarbeiterin der Hausverwaltung vermutet, dass vielleicht in der Panik etwas schieflief. Regelmäßig würden die Türen gewartet. Alle, die benutzt wurden, müssen jetzt ausgetauscht werden.

Michael Reif kündigt an, dass das Bauordnungsamt am Dienstag noch mal in der Walther-Rathenau-Straße vor Ort sein wird: „Die Eigentümer sind aufgefordert, den Beweis zu erbringen, dass alle Türen aufgehen.“ Sollte das im schlimmsten Fall nicht funktionieren, könnten die betroffenen Bereiche wieder gesperrt werden.