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Geschichte Im Gröninger Schloss lebte einst ein Riese

Im Gröninger Schloss ist im Jahr 1596 ein Mann namens Anton de Franckenpoint gestorben, der sage und schreibe 2,44 Meter groß war.

Von Ralf Staufenbiel 29.12.2015, 23:01

Gröningen l Der Anatom Prof. Dr. Aumüller bezeichnet das aus Skelett und Gemälde bestehende Ensemble des „Langen Anton“ als das beste Ausstellungsstück seines medizinischen Museums. Dieses Museum befindet sich im hessischen Marburg. Und dort ist unter anderem zu erfahren, dass der „Lange Anton“ eigentlich Anton de Franckenpoint heißt, 2,44 Meter groß war und seine letzten Lebensjahre auf dem Gröninger Schloss verbracht hat. Wo er 1596 gestorben ist.

Nina Ulrich untersucht alle mittelalterlichen Quellen

Inzwischen arbeitet die junge Doktorandin Nina Ulrich an diesem Thema, die alle mittelalterlichen Quellen ausgiebig untersuchte und so eine Art Lebensbild von dem damaligen Riesen geschaffen hat. Eingeschlossen ist auch ein umfangreiches medizinisches Gutachten.

Zusammengefasst kann vermerkt werden, dass Anton an Gigantismus, respektive Akromegalie litt. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, die durch eine Überproduktion von Wachstumshormon gekennzeichnet ist.

Die mehrheitlichen Hinweise zum Leben von Anton de Franckenpoint, der vermutlich in Geldern an der heutigen niederländischen Grenze geboren wurde, sprechen von einem Geburtsjahr 1561. Er starb demnach schon im 35. Lebensjahr.

Genaue Angaben gibt es bisher nicht, vielmehr mussten viele Falschinformationen eliminiert werden. Es existieren auch im Internet immer noch unterschiedliche Informationen. Es ist also weitere Archivarbeit angesagt.

Leiche wurde in Anatomie nach Helmstedt gebracht

„Im Gegensatz zum nicht eindeutig bestimmbaren Geburtsjahr, gelten die Angaben zu Antons Todesdatum aus dem Fakultätsbuch der Universität Helmstedt als sicher“, so die Doktorandin Nina Ulrich:

„Darin steht, dass die Leiche von Anton de Franckenpoint am 21. November 1596 von Schloss Gröningen in die Anatomie nach Helmstedt gebracht wurde, damit daraus ein Skelett gefertigt werden konnte. Die Präparation, ausgeführt durch den an der Helmstedter Universität tätigen Anatom Johann Sigfrid, musste bereits am folgenden Tag vorgenommen worden sein, denn bereits am 23. November wurden Antons Überreste auf dem Helmstedter Friedhof beigesetzt.“

Der „Lange Anton“ stand, zumindest in seinen letzten Lebensjahren, in den Diensten von Herzog Heinrich Julius zu Braunschweig-Wolfenbüttel, wie Nina Ulrich weiter herausgefunden hat: „Welche Aufgaben er dort nun tatsächlich verrichtet hat, wird in keinem Dokument explizit erwähnt. Es dürfte sich aber aufgrund seiner imposanten Erscheinung um überwiegend repräsentative Aufgaben gehandelt haben.“

Seine Krankengeschichte würde ebenfalls dafür sprechen, dass er nicht als Soldat gedient hat, wohl aber in der Leibgarde des Herzogs als Trabant (Aufpasser/Begleiter/Diener) tätig war. „Sein Habitus und Gestus auf dem Gemälde bestätigen diesen Verdacht. Er ist in Prachtkleidung in den braunschweigischen Landesfarben Rot-Gelb dargestellt, deren Tragen nur höher gestellten Personen vorbehalten war“, so Nina Ulrich. „Dass sich Herrscher mit Riesen umgaben, war nichts Ungewöhnliches, da sie durch deren Größe die eigene Machtstellung unterstreichen und demonstrieren wollten“, stellte Nina Ulrich fest.

In diesem Zusammenhang denke man nur an das Gröninger Riesenweinfass, die klangreichste Orgel der Welt, die schönste Kirche der damaligen Zeit und den Güldenen Saal des Renaissanceschlosses.

Besonders Bischof Heinrich Julius, der den gesamten Staatsschatz seines Vaters Julius in Gröningen verbaute, war für das Überschwängliche und Groteske bekannt. So kann man leicht schlussfolgern, dass Anton de Franckenpoint zur Fertigstellung und Einweihung des Gröninger Schlosses augenscheinlich zur Repräsentation beitrug, Erstaunen hervorrief und möglicherweise sogar den Wein am Riesenweinfass kredenzte.

Platz 25 der größten Menschen, die gelebt haben

Vergleicht man die Körpergröße des Anton de Franckenpoint mit den gängigen Listen der größten Menschen die je gelebt haben im Internet, so liegt er an 25. Stelle.

Der bisher größte vermessene Mensch war mit 2,72 Meter der Amerikaner Robert Wadlow (1918-1940). Derzeit größter lebender Mensch ist der Türke Sultan Kösen mit 2,51 Metern. Er steht seit 2011 im Guinness-Buch der Rekorde.

Nach letzten Informationen ist geplant, das Gesicht des Anton de Franckenpoint zu rekonstruieren, wie Prof. Dr. Aumüller sagt. Jedoch müssen dafür erst die finanziellen Belange geklärt werden.