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Anglerverein Verjüngungskur am Geesgraben

Hege und Pflege haben sich die Groß Germersleber Angler auf die Fahnen geschrieben. 30 Mitstreiter waren beim Arbeitseinsatz am Geesgraben.

Von Sebastian Pötzsch 13.02.2017, 00:01

Peseckendorf l Schon von weitem ist das Dröhnen der Kettensägen über die Feldmark zu hören. Donald Dölle steht im Sicherungskorb am Hubarm eines Traktors etwa fünf Meter über dem Boden, während etwa 25 Angler gespannt das Treiben beobachten. Der Vereinsvorsitzende sägt an einem hoch aufragenden Ast, der dann mit lautem Gepolter zu Boden fällt. Nicht einmal eine Minute später fällt ein zweiter Ast. „Los geht’s“, lautet anschließend das Signal des Vereinschefs. Wie Ameisen stürzen sich die Angler auf das abgesägte Holz.

Eine Gruppe von fünf mit Kettensägen bewaffneten Freiwilligen macht mit den mehrere Meter langen und im Durchmesser von bis zu einem halben Meter dicken Stämmen kurzen Prozess. Während das Holz in handliche Stücke zersägt wird, sind die anderen Männer schon dabei, zu sortieren. So entstehen in „null Komma nix“ mehrere wohl geordnete Haufen mit Zweigen, Ästen und Stämmen. Alles läuft wie am Schnürchen, die Teams scheinen eingespielt.

„Wir machen das schon seit über 40 Jahren in der gesamten Gemarkung“, berichtet Donald Dölle während einer kurzen Arbeitspause. Im vergangenen Jahr seien die Kopfweiden an diesem Abschnitt des Geesgrabens beschnitten worden, nun sind die Kopfpappeln an der Reihe. „Das sind für unsere Region ganz typische Bäume, die damals entlang der Gräben in der Börde gepflanzt wurden“, weiß Dölle weiter zu berichten. Sie würden durch ihr Wurzelwerk für Stabilität an den Ufern sorgen. „Außerdem bieten sie vielen Vogelarten Nistmöglichkeiten. Die Stockente beispielsweise sucht sich Höhlen in den sehr knorrigen Stämmen, um dort ihre Eier abzulegen“, erzählt der Vereinschef und fügt hinzu: „Ohne unsere Arbeit würde es hier wohl keine Kopfweiden und keine Kopfpappeln mehr geben.“

Denn aufgrund der großen Last, die die Krone dieser Baumarten aufbringen können, würden die Gewächse regelrecht zusammenbrechen. Früher, zu DDR-Zeiten, sei das die Arbeit der genossenschaftlichen beziehungsweise der staatlichen Melioration, also der Landschaftspflege, gewesen. Das übriggebliebene Material wie Stämme und Äste sei für die Uferbefestigungen verwendet worden.

„Während Kopfweiden bis zu den Stämmen geschnitten werden, müssen große Äste der Kopfpappeln weit über dem Stamm abgesägt werden. Die vertragen das nämlich nicht“, gibt Donald Dölle noch mehr von seinem Fachwissen preis. Dann zeigt er auf eine lange Reihe hoch aufragender Bäume im weiteren Verlauf des Geesgrabens. „Das zum Beispiel sind amerikanische Pappeln. Die wurden hier mal gepflanzt, und das ist überhaupt nicht gut. Die passen hier nämlich nicht her“, meint Dölle und begründet: „Während die Wurzeln der Kopfpappeln wie gesagt das Ufer befestigen, wachsen amerikanische Pappeln in die Höhe und brechen irgendwann einmal weg.“ So sehen Dölle und seine Mitstreiter ihre Arbeit als sinnvolle Freizeitbeschäftigung, leisten sie doch einen Beitrag zu Bewahrung einer alten Kulturlandschaft. „Wir widmen uns der Natur, das ist unser Kodex“, hebt der Vereins-chef hervor.

Unterstützt werden die Angler durch die Landwirte Helmut Schulze und Hartmut Adam aus Peseckendorf. „Die helfen uns mit ihrer Technik. Das läuft schon seit jeher so. Dafür gilt unser Dank“, bekräftigt Donald Dölle.

Nach nur gut drei Stunden sind alle Kopfpappeln gestutzt und die Angler eifrig dabei, Zweige, Äste und Stämme auf den Hänger des Traktors zu verladen. „Nach der Trocknung ist das ja Nutzholz. Das wird gerecht verteilt und abgefahren. So hat jeder etwas von dem Arbeitseinsatz“, erklärt der Vereinschef weiter.

Gegen 12 Uhr sind die Arbeiten am Geesgraben beendet. Alle Freiweilligen machen sich auf ins Kulturhaus von Peseckendorf. Dort treffen sie auf eine weitere Gruppe, die im Schlosspark aufgeräumt hat. Mit Nudeln und Gulasch, eigens von Vereinsmitgliedern vorbereitet, klingt der Arbeitstag inmitten der Natur aus.