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Ausleben feiert große Heinrich-Gans-Party

In der vollbesetzten Kirche St. Petri wurde der in Ausleben geborene Maler Heinrich Gans anlässlich seines 125. Geburtstages geehrt. Ein besonderer Gast der Veranstaltung war die Schauspielerin Marianne Sägebrecht. Zudem hat Auslebens Heimatforscher Heinz Morgenthal sein jetzt erschienenes Buch über den Maler vorgestellt.

Von Andrea Höde 08.09.2015, 23:01

Ausleben l Es war die 15. Ausstellung, die nun in der Ausleber Kirche St. Petri eröffnet worden ist. Und die wird sicherlich in der Ausleber Geschichte einen besonderen Platz einnehmen. Denn zum einen wurden nicht nur Fotos, sondern auch Gemälde gezeigt. Dazu gab es während der Eröffnungsveranstaltung noch eine Buchpräsentation und eine Buchlesung.

Der Freundeskreis „Dorfgeschichte und Erhalt der St. Petri Kirche“ hatte anlässlich des 125. Geburtstag des Malers Heinrich Gans, der ein Sohn der Gemeinde Ausleben ist, zu all dem eingeladen. Und mit der Schauspielerin Marianne Sägebrecht war noch ein ganz besonderer Gast gekommen.

Wie Chef-Organisator Heinz Morgenthal in der Begrüßung sagte, hatte der Maler Heinrich Gans in Ausleben eine seiner stärksten Schaffensperioden in den Jahren 1951 und 1952, bevor er ein Jahr später zum Starnberger See übersiedelte. „Was liegt also näher, als jemanden aus seiner zweiten Heimat einzuladen?“, so Morgenthal, der mit diesen Worten Marianne Sägebrecht dem Publikum vorstellte.

Bevor nun aber die eigentliche Buchlesung in der vollbesetzten Kirche beginnen konnte, ergriff Klaus Dieter Hennings das Wort: „Normalerweise gibt Heinz Morgenthal hier den Alleinunterhalter, doch heute muss ich auch mal etwas dazu sagen.“ Er dankte dem Freundeskreis für die Einladung und beschrieb noch einmal die Geschichte der Auferstehung der Sankt-Petri-Kirche von einer Ruine zum jetzigen Schmuckstück.

„Erdbeerfeste mit Blasmusik, nun schon die 15. Ausstellung und dann auch noch ein Buch, das pünktlich zur Ausstellung fertig wurde – Heinz, wo nimmst Du nur die Energie und Inspiration her?“ Klaus Dieter Hennings rief alle Besucher auf, mit einer Spende zum Erhalt der Kirche beizutragen und wünschte Heinz Morgenthal unter dem Beifall des Publikums, dass ihm nie die Ideen ausgehen mögen.

Heinz Morgenthal ist nun auch Buchautor. „Welches Dorf kann sich schon rühmen, einen so bedeutenden Kunstmaler wie Heinrich Gans hervorgebracht zu haben?“ Die Idee zu dem Buch entstand bereits während der Sanierung der St. Petri Kirche. Und so begab sich Morgenthal auf Spurensuche und hatte das große Glück, noch Zeitzeugen von Gans befragen zu können. Dabei knüpfte er viele Kontakte, neue Freundschaften entstanden.

In Starnberg traf er auch auf die damals 98-jährige Lieselotte Fürst-Ramdohr, die Gans noch persönlich kannte. Auf ihre Frage „Warum machen Sie das?“ antwortete Heinz Morgenthal, dass er einen in der Heimat unbeachteten und fast vergessenen Maler aus dieser Vergessenheit befreien möchte. „Dann machen Sie das“, war ihr Ratschlag. Und genau das tat Heinz Morgenthal. Mit seinem Buch „Der erblindende Impressionist“ über Heinrich Gans möchte er sowohl die Menschen aus dessen Geburtsort Ausleben sowie aus dessen Wahlheimat am Starnberger See ansprechen.

„Mein ganz besonderer Dank gilt aber Sigrun, die auch die nervenaufreibenden Feuerwehreinsätze meist geduldig ertrug.“

Heinz Morgenthal und Marianne Sägebrecht wechselten sich bei der Lesung aus dem Buch ab. Dabei übernahm Heinz Morgenthal Passagen, die die Ausleber Zeit des Malers betrachten und Marianne Sägebrecht die Starnberger Zeit. Einfühlsam und lebhaft wechselten sich Morgenthal und Sägebrecht ab und nahmen die Besucher mit auf eine Zeitreise.

Die Zuhörer haben den Maler begleitet, als er morgens noch vor Sonnenaufgang auf einen Hügel bei Ausleben zog, um die ersten Sonnenstrahlen auf den Kornfeldern einzufangen. Zudem waren sie bei ihm, als er am sturmgepeitschten Starnberger See in seinem guten Sonntagsanzug saß und die tosenden Elemente auf die Leinwand bannte. Das Publikum litt auch mit dem Maler, als er seine Frau verlor und durch eine tückische Augenkrankheit nahezu erblindete.

Nach der Vorstellung seines Buches nutzte ein sichtlich bewegter Heinz Morgenthal die Gelegenheit, sich bei allen, die ihn unterstützten, zu bedanken. Für einige gab es da als Dankeschön auch einen Blumengruß. „Mein ganz besonderer Dank gilt aber Sigrun, die auch die nervenaufreibenden Feuerwehreinsätze meist geduldig ertrug“, so Heinz Morgenthals Dank an seine Ehefrau, die ihn immer wieder unterstützt und ermutigt hat.

So in das Leben und Werk des Malers eingeführt, haben die Besucher in einer Pause nicht nur einige Originale von Dr. Heinrich Gans bewundern dürfen, sondern sind auch in der Fotoausstellung in die Zeitgeschichte eingetaucht. Überdies bestand die Möglichkeit, das Buch zu kaufen und es sich von Morgenthal signieren zu lassen.

„Die Liebe zur Tochter und Enkelin zogen mich zurück.“

Auch Marianne Sägebrecht war in der Pause von vielen Besuchern dicht umlagert. Ein Foto mit der Schauspielerin, ein Autogramm oder einfach ein paar nette Worte – für alle hatte die Schauspielerin ein offenes Ohr und freute sich sichtlich über ihr Publikum.

In der anschließenden Lesung gab Marianne Sägebrecht unter anderem einiges aus ihrem Leben preis und das Publikum lernte sie noch besser kennen. Charmant, ganz natürlich und mit großer Warmherzigkeit war Marianne Sägebrecht ein Star zum Anfassen.

Die Zuhörer erfuhren beispielsweise, dass es die Schauspielerin nicht bereut habe, nach einem großen Erfolg in den USA wieder in ihre bayrische Heimat zurückzukehren. „Die Liebe zur Tochter und Enkelin zogen mich zurück.“ Marianne Sägebrecht sagte auch, dass sie sich viel mit Kräuterheilkunde beschäftigt. Für die Lesung hatte sie heitere und besinnliche Texte ausgesucht. Dabei erfuhren die Gäste auch, wie es sich mit dem sagenumwobenen König Ludwig II. und seinem Tod im Starnberger See nun tatsächlich zugetragen hat.

Als dieser Nachmittag in der Kirche St. Petri nach mehr als drei Stunden endete, gab es für Marianne Sägebrecht stehende Ovationen vom begeisterten Publikum. „Das war ein Fest für alle Sinne“, fasste eine begeisterten Besucherin die Veranstaltung zusammen.