Auszeichnung Der Herr der Seifen

Daniel König aus Erxleben ist kürzlich von der Handwerkskammer zum jahrgangsbesten Metallbaumeister gekürt worden. Er arbeitet in Harbke.

Von Susann Gebbert 30.03.2017, 12:00

Harbke l Schwindelerregend süß riecht es in dem Konferenzraum, in dem Daniel König am Kopf des Tisches Platz genommen hat. Schnell wird klar warum. Hinter der Glasfront der alten, braunen Schrankwand reihen sich unzählige Seifen aneinander. Die Schrankwand im Besprechungsraum der Firma „Sela“ ist ein kleines Museum für Hygienegeschichte. Und Daniel König ist einer ihrer Direktoren.

Der 27-jährige Erxleber wurde kürzlich von der Handwerkskammer Magdeburg zum jahrgangsbesten Metallbaumeister ausgezeichnet. Er arbeitet bei dem einzigen Seifenmaschinenhersteller Deutschlands. Das Unternehmen „Sela“ hat seinen Sitz im Gewerbegebiet von Harbke.

Bisher ist Daniel König eine Bilderbuchkarriere gelungen. Nach einer Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei dem Seifenmaschinenhersteller, arbeitete er als Facharbeiter. Er drehte und fräste in einer großen Halle Einzelteile, die später zu Seifenmaschinen montiert werden. Im Jahr 2013 begann er neben der Arbeit eine Meisterausbildung in der Landeshauptstadt. „Mein Vater hat mich auf die Idee gebracht, als er mich fragte, ob ich für immer an der Drehbank stehen möchte“, erzählt König. Sein Vater ist seinerseits Metallbaumeister. Außerdem sorgte er sich um seinen Rücken, der durch das schwere Heben an den Maschinen belastet war.

Jeden Mittwochabend und Sonnabend fuhr er nach Magdeburg, um mehr über Metall und Betriebswirtschaft zu lernen und einen Ausbilderschein zu machen. „Ich habe mich immer gefreut, in die Meisterschule zu fahren.“ Einziger Wermutstropfen: Wenn seine Kumpels freitags fragten, was sie am Abend unternehmen, blieb Daniel König nur die Antwort: „Ich gehe ins Bett“.

Für den praktischen Teil seiner Abschlussprüfung, fertigte der Erxleber einer Sonnenliege aus Edelstahl mit einer Liegefläche aus Glasplatten. Er war von der Idee bis zum fertigen Produkt für alles selbst verantwortlich. Die Liege, die er zuhause baute, ist frei schwingend. Die Herausforderung für ihn war, dass sie nicht unter der Last eines Sonnenanbeters bricht und schick aussieht. Jetzt steht sie in seinem Garten. Auf ihr gesonnt hat er sich noch nicht. „Aber man könnte es“, sagt er und lacht.

Vor drei Jahren, noch während seiner Meisterausbildung, wurde Daniel König Leiter der Abteilung Mechanik. Seit 2016 ist er Fertigungsleiter, koordiniert alle Abläufe in der Montage, beim Drehen und Fräsen und in der Schweißerei. 90 Prozent seines Arbeitsalltags bestehen seitdem aus Büroarbeiten. Die restliche Zeit nimmt die Lehrlingsausbildung in Anspruch. „Ich hätte schon Lust, mal wieder einen Tag an der Drehbank zu stehen“, sagt er. Aber alles in allem ist er froh über die neuen Aufgaben.

Die Firma „Sela“ liefert 80 bis 90 Prozent ihrer Maschinen ins Ausland. Die Konkurrenz aus China sei zwar billiger, aber die Abnehmer „schätzen die deutsche Qualität“. Laut König ist Stückseife hier nicht populär. Die Flüssigseife hat ihr den Rang abgelaufen. Vor allem afrikanische und asiatische Länder kaufen die Seifenmaschinen. „Vielleicht ist die Stückseife bei den Asiaten und Afrikanern populärer, weil sie alles damit machen: Sie waschen sich selbst, die Wäsche und auch das ganze Haus damit“, vermutet König. Auch er hat in seinem Badezimmer ein Stück Seife liegen, findet, dass die Hände sauberer und besser gepflegt werden. Zumindest so lange, bis er sie sich wieder beim Schrauben an seiner Simson dreckig macht.