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Baumdenkmal Beckendorf feiert seine Friedens-Eiche

Am 23. April wollen sich die Beckendorfer auf dem Timpel treffen, um dort den 200. Geburtstag ihrer Friedens-Eiche zu feiern.

Von René Döring 13.04.2017, 01:01

Beckendorf l Nachdem die Beckendorfer Friedens-Eiche seit genau 200 Jahren ganz allein hoch oben auf dem Timpel steht und in dieser Zeit eine ganze Menge gesehen und erlebt hat, bekommt sie nun so etwas wie einen Nachbarn. Ein Gedenkstein wird unter der Eiche aufgestellt, der an ihren 200. Geburtstag erinnern soll.

Die feierliche Enthüllung des Steins durch Ortsbürgermeister Wolfgang Nehring findet am Sonntag, 23. April, um 11 Uhr statt. Wozu alle Ein- wohner aus Beckendorf und aus den umliegenden Orten eingeladen sind.

Es war Friedrich Hemschik, der auf dieses Jubliläum der Beckendorfer Friedens-Eiche aufmerksam geworden ist. Und zwar als er im Vorfeld der 2012 begangenen Beckendorfer 900-Jahr-Feier für eine Chronik des Ortes recherchiert hat. Der heute 72-jährige Oschersleber war als Vierjähriger mit seinen Eltern nach Beckendorf gezogen. So dass es der Ort seiner Kindheit und seiner Jugend geworden ist. „Deswegen habe ich noch immer eine ganz besondere Beziehung zu Beckendorf und aus diesem Grund auch anlässlich der 900-Jahr-Feier die Chronik geschrieben“, sagt Friedrich Hemschik, der sich nun freut, dass der 200. Geburtstag der Friedens-Eiche gefeiert und aus diesem Anlass gar ein Gedenkstein aufgestellt wird.

So berichtet Friedrich Hemschik:
Am 18. April 1817 wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Timpel in Beckendorf eine Eiche, die sogenannte Friedens-Eiche gepflanzt. Anlass war der Ausgang der Völkerschlacht bei Leipzig. Sechs Pferde zogen an diesem Tag einen geschmückten Wagen unter Glockengeläut und Gesang mit der Eiche zum Timpel.

Eine Kapelle begleitete den Zug. Viele Menschen säumten den geschmückten Weg. Auf dem Timpel wurde nach Festansprache von Ortsvorsteher Johann Christoph Nehring und Predigt von Pastor Laue die Eiche von Soldaten gepflanzt, die an der Völkerschlacht beteiligt waren.

Noch ehe man den Ort erblickt, sieht man seitdem, stolz und schön, die Eiche schon von Weitem auf dem Timpel steh‘n.

Von dort oben sieht man im Tal den Ort, im Osten das Hohe Holz, im Westen die umliegenden Orte und bei schöner Sicht ist im Süden auch der Brocken in der Ferne zu sehen.

Manches Unwetter musste die Eiche im Laufe der Jahre überstehen. Mehrmals wurde sie vom Blitz getroffen. Viele Ereignisse wurden im Laufe der Jahre unter der Eiche begangen. So fand am 1. September 1870 nach einem Fackelumzug eine feierliche Zusammenkunft der Beckendorfer Bürger anlässlich des 55. Jahrestages der Schlacht bei Sedan statt. Das 25-jährige Bestehen des Männergesangsvereins wurde am 30. Juli 1893 unter der Eiche begangen. Viele Chöre aus der Umgebung begeisterten die Zuhörer.

Nicht nur zu feierlichen Anlässen traf sich Jung und Alt an diesem Ort, sondern auch zum fröhlichen Beisammensein, zum Aufsagen von Reimen und Gedichten, zum Musizieren und zum Singen von fröhlichen Liedern. Manches Liebespaar traf sich heimlich beim Mondschein unter der Eiche.

Viel Leid musste die Friedens-Eiche im 1. und 2. Weltkrieg mit ansehen. Von dort oben sieht man auf dem Friedhof das Denkmal für die in den Weltkriegen gefallenen Bürger von Beckendorf.

Nach dem 2. Weltkrieg kamen Flüchtlinge auch nach Beckendorf. Ein Teil von ihnen fand in Beckendorf eine neue Heimat. Seit dem blickt die Eiche auf den munter durch den Ort plätschernden Osterbach und hofft, dass das noch viele Jahre in Frieden so bleibt.

Während der Beckendorfer 900-Jahr-Feier 2012 sangen der Oschersleber Lehrerchor und die Bodelerchen unter der Eiche Volkslieder unter Teilnahme vieler Beckendorfer und Gäste. Zudem wurde während der 900-Jahr-Feier eine junge Eiche auf dem Dorfplatz an der Straße der Freundschaft gepflanzt.