In 600 Stunden der Sprache näher

Oschersleben l So wie Kinder vor der Zeugnisausgabe aufgeregt auf den Stühlen im Klassenraum sitzen, so saßen am Ende des Integrationskurses „Leben in Deutschland“ an der Kreisvolkshochschule Oschersleben nicht minder aufgeregte Erwachsene vor Katrin Kunze, um ihre Zeugnisse entgegenzunehmen. Vom 16. September des vergangenen Jahres bis zum 26. Juni dieses Jahres eroberten sich 15 Frauen und Männer aus Syrien, der Türkei, Madagaskar, Indien und Kasachstan in 600 Stunden Unterricht Stück für Stück und mit jeder Stunde mehr die deutsche Sprache. Wie die Programmbereichsleiterin der Kreisvolkshochschule, Katrin Kunze, berichtet, gehören neben dem Deutschuntericht zum Integrationskurs auch 100 Stunden Geschichte, Politik und Gesellschaft.

Am 19. Mai haben die Kursteilnehmer den Deutschtest für Zuwanderer geschrieben. Ziel dieses Tests ist eine Sprachkompetenz, ein Sprachniveau A 2 oder B 1 (höheres Niveau) zu erreichen. Alle Teilnehmer haben bestanden, sieben Mal wurde B 1 und sieben Mal A 2 erreicht. „Eine Teilnehmerin hat die Prüfung später abgelegt, am Tag der Zeignisausgabe war das Ergebnis noch offen“, so Katrin Kunze.

Am Tag der Zeugnisausgabe schrieben die 15 Frauen und Männer den Test „Leben in Deutschland“. Er dauert 60 Minuten und in dieser Zeit sind 33 Fragen zu Geschichte, Politik und Gesellschaft in Deutschland zu beantworten.

Geleitet hat den Kurs eigentlich Beate Minz. Am Tag der Zeugnisausgabe war sie erkrankt und so übernahm Katrin Kunze das Amt. Für jede Frau oder jeden Mann fand sie lobende Worte oder spornte die Teilnehmer an, weiterzumachen. Und vor allem die deutsche Sprache tagtäglich anzuwenden, damit das Erlernte gefestigt wird. „Noch vor einem dreiviertel Jahr war es sehr schwierig, sich mit ihnen auf Deutsch zu unterhalten. Es halfen ein Dolmetscher oder die englische Sprache. Heute ist die Situation eine andere“, sagte Karin Kunze und verwies bereits darauf, dass jene „Deutschschüler“, die das Niveau B 1 erreicht haben, voraussichtlich ab dem 7. August einen fortführenden Kurs besuchen können, mit dem Ziel die Sprachkompetenz B 2 zu erreichen. Die nötigen Unterlagen müssten im Jobcenter besorgt werden.

Ali Alali, Majed Aldeen Alaloush, Ihab Hseino, Mohammed Lana Kara, Mohame und Zina Rabea, Fatema Turab Sheich, Khaled Sihin (alle aus Syrien), Aina Mara aus Madagaskar Yelena Turok aus Kasachstan, Tanishka Raval und Navdeep Kaur (Indien) sowie Havva Özcan und Sevim Kabisen (Türkei) nahmen glücklich ihre Zeugnisse entgegen.

Die Geschwister Mohamed und Zina Rabea lieferten sich während des Kurses einen kleinen Wettbewerb, den der Bruder als Kursbester gewann. Er erreichte 161 von 165 möglichen Punkten. Mohamed hat sich bereits an der Magdeburger Fachhochschule beworben und möchte ein Studium beginnen. Fatema hingegen freut sich, dass sie nun mit ihren Kindern, sie hat vier, mithalten kann. Stolz erzählt sie von ihrer elfjährigen Tochter: „Sie ist perfekt.“