DRK Die Nähstube als Plan B

„Plänemacher-Laden“: Die DRK-Tagesstätte „Plan B“ bietet in Oschersleben eine Zuverdienstmöglichkeit für psychisch kranke Menschen.

Von Sebastian Pötzsch 02.04.2016, 01:01

Oschersleben l Im Geschäft des „Plänemacher-Ladens“ in der Magdeburger Straße in Oschersleben geht es ziemlich bunt zu. In den Auslagen und auf Garderobenständern finden Kunden zahlreiche Kleidungsstücke, vor allem für Kinder. Aber auch Taschen und weitere Accessoires hängen an einem Regal an der Wand.

Aus dem Nebenraum ist das emsige Rattern von Nähmaschinen zu hören. Davor sitzen Marina Lehmann, Elvira Michler und Matthias Heger, denen durch den „Plänemacher-Laden“ nicht nur eine sinnvolle Beschäftigung geboten wird. Ein kleiner Zuverdienst ist nämlich auch noch drin.

„Das stärkt die Betroffenen ganz ungemein“, erzählt die „Plan B“-Leiterin Nicole Strauß und ergänzt: „Wir bieten Menschen mit psychischen Erkrankungen die Möglichkeit, einer sinnerfüllenden Beschäftigung nachzugehen. Hier wird darauf Rücksicht genommen, wie der emotionale Gemütszustand der Mitarbeiter ist sowie auf persönliche Fähigkeiten und Fertigkeiten“. So könne in der einen Woche beispielsweise nur zwei Stunden oder gar nicht gearbeitet werden, und in einer anderen Woche eben länger – je nach Wohlbefinden des Mitarbeiters. „Wir sind also nicht auf Wirtschaftlichkeit ausgelegt und arbeiten nicht im Akkord“, fügt die ehrenamtliche Arbeitsgruppenleiterin Monika Fröba hinzu.

Mit ihrer Hilfe fertigen die Mitarbeiter Tuniken, Hosen, Blusen, Jacken und Pullis an. „Das sind alles Einzelstücke“, erklärt Monika Fröba weiter. Begonnen habe alles im Sommer 2014, „noch vor der offiziellen Eröffnung im November des gleichen Jahres“, erinnert sich die Arbeitsgruppenleiterin. „Angefangen haben wir bei Null, mit nur einer Nähmaschine aus dem Discounter und ein bisschen Stoff. Alles, was hier zu sehen ist, haben wir uns in der kurzen Zeit selbst erarbeitet.“

Künftig sollen das Sortiment unter der Eigenmarke „Plan Bärchen“ sogar noch erweitert und vermehrt Accessoires hergestellt werden. „Das Thema Upcycling, also aus Altem etwas völlig Neues entstehen zu lassen, ist ja aktuell in aller Munde. So wollen wir künftig beispielsweise Taschen aus alten Hosen nähen“, erzählt Monika Fröba.

Um auf sich und ihre Arbeit aufmerksam zu machen, wollen sich die „Plänemacher“ auch künftig mit Ständen in der Öffentlichkeit wie beispielsweise dem „Tag der Regionen“ oder dem Bodefest präsentieren und diese Art der Werbung weiter ausbauen. „Wir waren auch schon beim Freikreuzfest in Kroppenstedt sowie auf dem Weihnachtsmarkt der Feuerwehr. Hier zeigten wir mit einer Kindermodenschau, was alles möglich ist“, erklärt Fröba.

So entstehen die Kleidungsstücke im „Plänemacherladen“ komplett am Standort in der Magdeburger Straße. „Wir beraten die Kunden ganz individuell von der Auswahl der Schnittmuster über die Stoffauswahl bis zum Probeankleiden hier vor Ort“, sagt die Ehrenamtliche. Dafür müsse am Ende ein vergleichsweise niedriger Preis bezahlt werden.

Laut Nicole Strauß stehen in der Magdeburger Straße aktuell sechs Arbeitsplätze zur Verfügung. „Wir wollen das Angebot aber weiter ausbauen. Die Interessenten, die hier mitmachen wollen, stehen bereits in den Startlöchern“, betont die „Plan B“-Leiterin. Außerdem soll die Zusammenarbeit mit anderen DRK-Stellen in Oschersleben ausgebaut werden. „Ich denke vor allem an ineinandergreifende Kurse beispielsweise zur Internetnutzung oder Werbung, die gemeinsam belegt werden könnten,“ sagt Strauß.

Der „Plänemacher-Laden“ wird nun über einen Zeitraum von etwa einem Jahr durch die „Glücksspirale“ der Lotto GmbH Sachsen-Anhalt gefördert. Mit den Geldern sollen aber nicht nur die reinen Zuverdienstmöglichkeiten unterstützt werden. So ist auch geplant, beispielsweise eine neue Profi-Nähmaschine anzuschaffen.

„Eine Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Leben ist gerade für Menschen mit gesundheitlichen Problemen enorm wichtig“, begründet Lotto-Geschäftsführerin Maren Sieb die Förderung des „Plänemacher-Ladens“. Der Ausbau von gesundheits- und gemeinschaftsfördernden Angeboten des DRK eröffne diese Möglichkeit. Fähigkeiten und Fertigkeiten würden erweitert und soziale Netzwerke aufgebaut. „Hier hilft die ‚Glücksspirale‘ gern“, betont die Lotto-Chefin.