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Feuerwehr Größte Sorge: Der Nachwuchs fehlt

Die Sorgen um den fehlenden Nachwuchs bestimmten die diesjährige Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Alikendorf.

Von Yvonne Heyer 31.01.2017, 00:01

Alikendorf l Den ersten Satz seines Rechenschaftsberichtes widmete Ortswehrleiter Jens Siebert den Ehefrauen und Lebenspartnern seiner Kameraden. Sie seien es, die immer wieder viel Verständnis für das Ehrenamt ihrer Männer oder Frauen, Väter oder Mütter aufbringen und auch mit Ängsten zu Hause warten, bis die Feuerwehrleute gesund von Einsätzen heimgekehrt sind. „Wir bedanken uns für euer Verständnis“, meinte der Ortswehrleiter.

Wiederum viel Positives konnte Jens Siebert über das vergangene Jahr berichten. So begann 2016 mit einem ersten Einsatz im Januar, um eine Ölspur zu beseitigen. Ein besonderer Höhepunkt zu Beginn des Jahres war zudem die Übergabe eines neuen Mannschaftstransportfahrzeuges (MTF). Allerdings verschwieg Jens Siebert auch nicht, dass sich die Kameraden nur ungern von ihrem alten Fahrzeug trennten. Insgesamt 14 Mal rückten die Feuerwehrleute aus, um Wasser aus Kellern zu pumpen, brennende Bäume zu löschen und um eine Person aus einer Notlage zu retten. Allerdings gab es auch sieben Fehlalarmierungen. Mit 17 aktiven Kameraden sei die Alikendorfer Wehr im Vergleich zu den Einwohnerzahlen immer noch eine leistungsstarke Truppe. Nach wie vor werde die Ausbildung gemeinsam mit der Hadmersleber Wehr organisiert, absolvierten die 17 Alikendorfer Feuerwehrleute 417 Ausbildungsstunden. Elf Kameraden schlossen die Truppmannausbildung ab, sechs sind Atemschutzgeräteträger. Für die Dienstabende wünscht sich Jens Siebert eine bessere Beteiligung. Auch 2017 solle die Ausbildung weiter vorangetrieben werden. Auch streben die Alikendorfer eine Zusammenarbeit mit den Kameraden der Großalsleber Wehr an. Sorgen bereite Jens Siebert der Nachwuchs. Oschersleben gehe mit einer Kinderfeuerwehr gut voran. Wäre dies nicht auch eine Option für die Alikendorfer Wehr?

„Die Feuerwehr ist unverzichtbar. Wenn nicht wir, wer dann rettet Leben oder löscht Brände. Wir brauchen weiterhin gut ausgebildete Kameraden, denn die Bürger haben an uns eine hohe Erwartungshaltung“, stellte Harald Hinz als Vertreter der Abschnittsleitung und des Feuerwehrverbandes fest. Doch er stellte auch die Frage: „Wie geht es weiter bei der Feuerwehr? Es wird prekärer. Im vergangenen Jahr verloren wir 74 aktive Kameraden im Gebiet des Landkreises Börde. 74 hört sich vielleicht nicht viel an, doch blickt man auf den Zeitraum von 2011 bis 2016, dann sind es schon über 500 Kameraden“, so Harald Hinz. Er betonte nochmals wie wichtig es sei, in die Jugend zu investieren, den Kinder- und Jugendfeuerwehren ein besonderes Interesse zu widmen. Auch die Politik sei in dieser Hinsicht zunehmend mehr gefordert. „An die Novellierung des Brandschutzgesetzes haben wir gerade zur Nachwuchsgewinnung große Hoffnungen geknüpft. Doch das Gesetz hat lediglich das Ende der Dienstzeit für aktive Kameraden von 65 auf 67 Jahre erhöht. Als ob uns das retten würde. Der Gesetzgeber muss nachjustieren. Es müssen Anreize für junge Leute geschaffen werden, die Feuerwehren zu stärken auch unter dem Gesichtspunkt, dass sie hier bleiben. Und da sind auch die Arbeitgeber gefordert“, so Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer (parteilos).

Alikendorfs Ortsbürgermeisterin Inge Pohle weiß wie alle Bürger des kleinen Dorfes zu schätzen, dass die Kameraden der Feuerwehr für den Schutz der Bürger ihre Ausbildung vorantreiben, aber auch eine wichtige Stütze des kulturellen Lebens sind. Dafür sagte sie am Sonnabend Dankeschön. Stadtwehrleiter Sven Könnecke berichtete, dass am 1. Februar die neue Alarm- und Ausrückeordnung in Kraft tritt. „Zu gegebener Zeit werden wir überprüfen, ob unser neues Konzept funktioniert“, so der Stadtwehrleiter. Er berichtete zugleich, dass wichtige Investitionen anstehen. So bekommt die Feuerwehr Oschersleben im Februar ein neues Einsatzfahrzeug, beginnt in diesem Jahr der Neubau eines Gerätehauses in Altbrandsleben, wird der Erweiterungsbau in Schermcke fortgesetzt. Während der Jahreshauptversammlung wurden auch Beförderungen und Ehrungen vorgenommen. So wurden Dustin Worch zum Oberfeuerwehrmann und Jens Siebert zum Brandmeister befördert. Jürgen Sturm ist seit 50 Jahren Mitglied der Feuerwehr, Werner Brüggemann gar seit 60 Jahren. Dafür erfuhren diese Kameraden eine besondere Ehrung.