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Klamme Kassen Ferdinand-Döbbel-Haus steht vor Verkauf

Auf Kritik stoßen die Pläne der Einheitsgemeinde Sülzetal, gemeindeeigene Immobilien verkaufen, um den Haushalt zu sanieren.

Von Mathias Müller 05.11.2015, 00:01

Altenweddingen l „Wenn das passiert, gibt der Heimatverein auf, dann gibt es keine Veranstaltungen mehr“, empörte sich bei der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates Altenweddingen Peggy Marozek. Sie ist Vorsitzende des Heimatvereins Altenweddingen und besuchte mit ihrem Stellvertreter Klaus Ristau wie mehr als 30 Bürgern auch die Versammlung. Zusammen hatten die Vertreter des Heimatvereins auf der Internetseite der Gemeinde entdeckt, dass das Sülzetal das Ferdinand-Döbbel-Haus auf dem Kantorberg in Altenweddingen verkaufen will. In diesem alten, historischen Haus hat der Heimatverein seit Jahren sein Domizil.

„Die freiwillige Arbeit wird platt gemacht“, kritisierte Peggy Marozek weiter. „Dass das Haus im Internet von der Gemeinde zum Kauf angeboten wird, begreife ich nicht“, ergänzte Vereinsvize Klaus Ristau. Noch plant der Heimatverein zusammen mit der Ortschaft am 28. November vor dem Ferdinand-Döbbel-Haus die traditionelle Weihnachtsfeier für die Altenweddingen und ihre Besucher aus dem Sülzetal zu veranstalten. Doch könnte es die letzte sein, wenn die Gemeinde an ihren Verkaufsplänen für das Vereinsdomizil verhalte.

Als „Geschäftshaus Kantorberg 10, OT Altenweddingen“ bezeichnet das Verkaufsangebot der Gemeinde kurz und knapp das Ferdinand-Döbbel-Haus. Der Gebäudetyp wird als „Altbau mit Fachwerk“ mit unbekanntem Baujahr beschrieben. Die Wohn- und Nutzfläche betrage etwa 150 Quadratmeter mit einer Grundstücksgröße von exakt 357 Quadratmetern. Als weitere Angaben sind die Bemerkungen „Denkmalschutz und Nutzung durch Heimatverein“ zu lesen. Die Gemeinde gibt als Verkaufspreis und Verhandlungsbasis 27 000 Euro an. Wie für die anderen Immobilien auch, nennt die Gemeinde den 12. November dieses Jahres als Schluss für die Abgabe von schriftlichen Kaufangeboten durch mögliche Interessenten .

„Ich stimme dem Verkauf nicht zu“, sagte Altenweddingens Ortsbürgermeister Friedrich Rabe (Linke), der auch im Gemeinderat sitzt. Die Pläne des Gemeinderates, eine Reihe vom kommunalen Immobilien des Sülzetals zu verkaufen, um den Haushalt zu sanieren, bezeichnete er als „politische Fehlorientierung, die wahrscheinlich von der Mehrheit des Rates vertreten wird“. Rabe habe zum geplanten Verkauf der Häuser und Grundstücke, die der Gemeinde gehören, eine andere Grundposition. Er wisse jedoch nicht, wie das Kräfteziehen im Gemeinderat ausgehen werde. Nach Rabes Ansicht, müsse der Altenweddingen Ortschaftsrat über den Verkauf der Immobilien in der Ortschaft in die Entscheidungsprozesse, die schließlich mit Beschlüssen des Gemeinderates enden, mit einbezogen werden. Der Gemeinderat habe mehrheitlich einen Grundsatzbeschluss gefasst, die Immobilien verkaufen zu wollen. „Ich werde um jedes einzelne Grundstück, das für die Kommune wichtig ist, kämpfen“, versicherte Rabe.

Dem pflichtete SPD-Ortschaftsrat Helmut Gottwald, der ebenso für Altenweddingen im Sülzetal-Gemeinderat sitzt, bei. „Das Ferdinand-Döbbel-Haus ist ein markantes Haus für Altenweddingen, von historischer Bedeutung und wichtig für das Dorf. Dieses bedeutende Haus sei nicht für den Verkauf geeignet und müsse im Besitz der Gemeinde bleiben. Der Heimatverein solle weiter im Ferdinand-Döbbel-Haus Mieter sein. Die Mitglieder des Vereins hätten das Haus mit viel Liebe, Geld und Arbeitskraft zu dem gemacht, was es heute sei, der Mittelpunkt des Dorfes.